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International Keine Chance für die Diplomatie in Nahost

Aus einer Waffenruhe zwischen Israel und den Palästinensern wird vorerst nichts. Beide Seiten lassen wieder die Waffen sprechen. Israel will seine Angriffe auf Stellungen der Hamas sogar noch ausweiten.

Israel hatte ab Dienstagvormittag sechs Stunden lang seine Luftangriffe einseitig gestoppt. Die Hamas aber feuerte weiter Dutzende Raketen Richtung Israel, weil sie sich von der diplomatischen Initiative Ägyptens für die Feuerpause übergangen sah. Nachmittags setzte dann auch die israelische Armee ihre Attacken fort.

Vorwürfe an Israel

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Die Vorsitzenden der Arabischen Liga am Rednerpult.
Legende: Keystone

Die Arabische Liga wirft Israel angesichts der Militäroffensive im Gazastreifen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Israel geniesse politische Immunität und begehe die Verbrechen ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden, sagte der Vorsitzende der Liga bei einer Dringlichkeitssitzung der Kairo.

Das israelische Militär zählte bis zum Dienstagabend 125 Raketenabschüsse aus dem Gazastreifen. In der Hafenstadt Aschdod wurde ein Haus direkt getroffen. Nach Aufhebung der einseitigen Feuerpause berichtete das israelische Militär, die Luftwaffe habe 30 Bombenangriffe geflogen, von denen 20 Raketenstellungen gegolten hätten.

Die Scharfmacher wollen einen Einmarsch

Erstmals gab es auch ein israelisches Todesopfer. Ein Zivilist wurde laut der israelischen Armee am Dienstag am Grenzübergang Eres zum Gazastreifen von einer Rakete getroffen.

Dies steht aber in keinem Verhältnis zu den Opfern auf palästinensischer Seite: Nach Angaben palästinensischer Rettungsdienste wurden seit den israelischen Luftangriffen als Reaktion auf den Beschuss durch Raketen aus dem Gazastreifen dort mindestens 194 Menschen getötet und mehr als 1400 weitere verletzt. Mindestens die Hälfte der Opfer waren demnach Zivilisten.

Minister muss gehen

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Israels Premier Netanjahu hat den stellvertretenden Verteidigungsminister Danny Danon entlassen. Anlass war laut einem Bericht der «Jerusalem Post» die Kritik des Politikers der rechten Regierungspartei Likud an der verkündeten einseitigen Feuerpause Israels. Danon hatte dies einen «Schlag ins Gesicht» für alle israelischen Bürger genannt.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte an, die Armee werde ihre Angriffe gegen die Hamas ausweiten. Er liess es allerdings offen, ob nun israelische Bodentruppen in den Küstenstreifen am Mittelmeer einmarschieren. Dies hat Aussenminister Avigdor Liebermann, der als Scharfmacher im Kabinett gilt, ausdrücklich gefordert.

Raketen gegen Raketen

Israel hat in den vergangenen sieben Tagen nach eigenen Angaben inzwischen 1576 Hamas-Ziele angegriffen. Die Hamas hat demnach wiederum mehr als 1000 Raketen auf Israel abgefeuert. Nur knapp 200 davon wurden vom israelischen Abwehrsystem abgefangen, die meisten übrigen schlugen in unbewohntem Gebiet ein.

Auslöser der jüngsten Eskalation der Gewalt waren die Entführung und Ermordung von drei israelischen Teenagern mutmasslich durch Hamas-Mitglieder und der wahrscheinliche Rachemord an einem palästinensischen Jungen durch jüdische Fanatiker.

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