Sie wollen den Pegida-Demonstranten nicht länger das Feld überlassen: Kirchen, Gewerkschaften und Bürgergruppen in Deutschland haben zu Kundgebungen gegen die islamfeindliche Bewegung aufgerufen. In München, Dresden und anderen Städten wollen sie für Flüchtlinge auf die Strasse gehen.
Der Aufruf ist eine Reaktion auf die angekündigte Weihnachtslieder-Aktion der Pegida («Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlands»): Statt zur wöchentlichen Demonstration sollen sich die Pegida-Anhänger am Montag vor der Dresdner Semperoper treffen. Dort wollen sie gemeinsam Weihnachtslieder singen.
Auf der Suche nach Pegida-Stimmen
Zu reden gab übers Wochenende zudem ein RTL-Reporter. Er hatte sich unter die Pegida-Demonstranten gemischt – nach eigenen Angaben um im Auftrag des Senders etwas über die Beweggründe der Teilnehmer zu erfahren. Viele von ihnen hatten sich geweigert, mit der Presse zu sprechen, weshalb der RTL-Reporter undercover unterwegs war. Auf diese Weise wollte er «Stimmungen und Aussagen für eine spätere Berichterstattung» aufgreifen, wie der Sender mitteilte.
Doch als ein Team des deutschen NDR Teilnehmer der Proteste interviewte, gab er sich nicht als Reporter zu erkennen. Vielmehr gab er vor, ebenfalls ein Pegida-Anhänger zu sein. «Wir sollte aufpassen, dass Deutschland Deutschland bleibt», sagte er beispielsweise in die Kamera.
Vorwurf der «Lügenpresse»
Auch im Nachhinein gab sich der junge Mann nicht als Journalist zu erkennen. Die Sache flog erst auf, als der NDR die Videos online stellte – ungeschnitten und in Rohfassung. Mit diesem Vorgehen wollten die TV-Journalisten die Anschuldigungen von Pegida-Anhängern entkräften, welche die Berichterstattung in den Medien als «Lügenpresse» abgetan hatten.
Das Vorgehen des RTL-Reporters dürfte nun aber eher den Pegida-Anhängern neue Munition liefern, wie der NDR auf seiner Homepage schreibt. Dies umso mehr, als die geäusserten Ansichten des angeblichen Pegida-Anhängers offenbar gar nicht seiner persönlichen Meinung entsprechen.
Reporter gefeuert
Am Sonntag hat RTL reagiert und den «falschen» Demonstranten entlassen. «Unser Mitarbeiter hat einen Fehler begangen, der nicht zu entschuldigen ist», sagte der Chef des RTL-Landesstudios Ost, Thomas Präkelt, gegenüber der FAZ. Er habe mit Teilnehmern der Demonstration ins Gespräch kommen und diese befragen sollen. «Er sollte auf keinen Fall provozieren oder zur Hetze animieren, schon gar nicht anderen Journalisten eine Rolle vorspielen.»