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Frauen und Kinder marschieren durch die irakische Wüste.
Legende: Zehntausende Jesiden sind vor dem IS-Terror im Nordirak auf der Flucht. Reuters

International Neues Massaker an Jesiden

Aus dem Nordirak wird von einem neuen Massaker an Jesiden berichtet. Die EU will den Kurden im Nordirak Waffen liefern, damit diese die Terroristen des Islamischen Staates bekämpfen können. Der UNO-Sicherheitsrat seinerseits hat Sanktionen gegen Unterstützer des IS verhängt.

Die kurdische Nachrichtenagentur Basnews berichtet von einem neuen Massaker im Nordirak, welches Terroristen des Islamischen Staates (IS) an Jesiden verübt haben sollen. Demnach hätten Extremisten im Ort Tel Kudscho in der Sindschar-Region mindestens 80 Männer exekutiert.

Karte von Irak und Syrien, Sindschar und Bagdad eingezeichnet.
Legende: Die Jesiden sind seit Jahrhunderten im Nordirak, in der Region von Sindschar, ansässig. SRF

Frauen und Kinder verschleppt

Die kurdische Nachrichtenseite Rudaw meldete, die Opfer seien erschossen worden, weil sie nicht zum Islam übertreten wollten. Frauen und Kinder seien von den Terroristen verschleppt worden. Der Zentralrat der Jesiden in Deutschland spricht sogar von Hunderten getöteten Glaubensgenossen. Ein geflohener Augenzeuge habe berichtet, IS-Kämpfer hätten sämtliche Gefangenen aus der Sindschar-Region nach Tel Kudscho gebracht und getötet, sagte ein Jesiden-Vertreter.

Stunden später teilte das US-Militär mit, eine Drohne habe in der Nähe von Tel Kudscho zwei Fahrzeuge der IS-Terroristen zerstört.

Waffen aus Frankreich und Osteuropa

Unterdessen haben sich die EU-Aussenminister für Rüstungslieferungen an irakische Kurden im Kampf gegen die Terrormiliz des IS ausgesprochen. Der deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier machte bei einem Treffen in Brüssel deutlich, dass dazu auch Waffen gehören können. Er erwähnte auch mögliche Munitionslieferungen aus Osteuropa.

«Wenn denn geliefert wird von einzelnen Mitgliedsstaaten, dann wird sich unser Blick auch auf unsere osteuropäischen Mitgliedsländer richten, insbesondere was Munition angeht», sagte Steinmeier. Denn die Streitkräfte in Kurdistan hätten häufig eine «Ausrüstung, die noch aus Zeiten des Ostblocks stammt.»

Waffen aus Deutschland?

Ob sich Deutschland an Waffenlieferungen beteiligen wird, blieb unklar. «Wir müssen bis an die Grenze des rechtlich und politisch Machbaren gehen», kündigte Steinmeier an. Beim Kampf gegen die Terrormiliz sei eine enge Abstimmung mit der irakischen Führung nötig. «Wir werden uns zunächst mal anhören, was dort erwartet wird von den Europäern und auch von Deutschland», sagte er.

Frankreich hat sich bislang als einziges EU-Land für Waffenlieferungen entschieden. London stellt Transportkapazitäten bereit. Tschechien könnte bereits Ende August erste Handfeuerwaffen oder Munition an die Kurden im Nordirak liefern, sagte ein Sprecher des Aussenministeriums in Prag.

UNO-Sicherheitsrat verhängt Sanktionen

Derweil hat der UNO-Sicherheitsrat in New York Sanktionen gegen sechs Unterstützer islamistischer Terrorgruppen im Irak und im Nahen Osten verhängt. Damit soll deren Finanzierung unterbrochen werden. Zudem werden alle 193 UNO-Staaten verpflichtet, Finanzierung und Rekrutierung für Terrorgruppen zu unterbinden.

Erstmals seit Beginn der US-Luftangriffe im Nordirak vor einigen Tagen wird ausserdem von zivilen Opfern durch fehlgeleitete Raketen berichtet. Demnach kamen nach Angaben von Augenzeugen mindestens elf Zivilisten ums Leben. Die US-Luftwaffe habe in der Region Sindschar Raketen gegen IS-Kämpfer abgefeuert, welche in Häusern von Zivilisten eingeschlagen seien. Die US-Luftschläge sollten eigentlich die Flüchtlinge und US-Militärs vor Angriffen durch IS-Terroristen schützen.

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