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Eine Porträtaufnahme vom neuen Präsident der Ukraine, Petro Poroschenko.
Legende: Die gebildete Mittelschicht stört sich daran, dass Poroschenko der alten Politikerkaste angehört. Keystone

International Ukrainischer Schoko-Zar und Machtpolitiker

Petro Poroschenko stellt Schokolade her, baut Schiffe, besitzt Fernseh- und Radiosender und ist der neue Präsident der Ukraine. Er steht für das alte System der Oligarchen, gegen das viele Ukrainer den ganzen Winter hindurch protestiert haben. Hat er das Zeug dazu, das Land aus der Krise zu führen?

Ernst und verhalten gibt sich Petro Poroschenko nach seinem Wahlsieg im ukrainischen Fernsehen. So als wüsste er über die schier unlösbaren Aufgaben seines künftigen Amtes Bescheid. «Als Präsident will ich zusammen mit meinem Team den Krieg und das Chaos in der Ukraine beenden und hier für Frieden sorgen», sagt er. «Unsere dezidierten Massnahmen – da bin ich mir sicher – werden auch zu entsprechenden Resultaten führen.»

Für Frieden sorgen und das Chaos in der Ostukraine beenden wird auch für den grau melierten, behäbigen Unternehmer keine leichte Aufgabe, so zupackend er sich gerne gibt. Denn die Separatisten im russischsprachigen Donezk und Lugansk treiben die Abspaltung weiter voran. Weshalb sollte nun Poroschenko gelingen, was bisher kein ukrainischer Politiker schaffte?

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«Poroschenko meidet radikale Sätze»

Andrei Kurkow ist populärer ukrainischer Schriftsteller. Seit zehn Jahren kämpft er gegen das oligarchische System, gegen die Verflechtung von Wirtschaft und Politik. Und dennoch traut er Poroschenko als einzigem Oligarchen zu, eine Brücke zwischen Ost und West zu schlagen.

Poroschenkos Muttersprache ist Russisch, er beherrscht aber auch perfekt Ukrainisch. So gesehen sei er akzeptabel für beide Seiten, sagt Kurkow. Für die Westukrainer aus ideologischer Perspektive, weil er sich für die europäische Integration einsetzt und für den Osten aus sprachlicher Perspektive.

Und nicht nur das: «Poroschenko versucht jeden radikalen Satz zu meiden», so Kurkow. «Anders als die Übergangsregierung reagiert er nicht auf verbale Angriffe von Putin oder von Timoschenko. Er überdenkt jedes Wort, weil er weiss, dass sich die Gräben sonst in Zukunft weiter vertiefen.»

Vorwurf eines «Wendehalses» liegt in der Luft

Der 48jährige Poroschenko reagiert bisweilen ungehalten, wenn man ihn als Oligarchen bezeichnet. Lieber spricht er davon, dass er seit Mitte der 1990er Jahre aus einer maroden Süsswarenfabrik ein erfolgreiches Schokoladenunternehmen gemacht, über 40‘000 Arbeitsplätze geschaffen und seine Arbeiter gut bezahlt hat.

Aber Poroschenko gehört eben auch zur alten Politikerkaste. Schon 2002 unter Präsident Kutschma hat er geholfen, die Janukowitsch-Partei zu gründen, hat dann die Orange Revolution mitfinanziert, hat wieder die Seiten gewechselt und war unter Janukowitsch Wirtschafts- und Aussenminister.

Im Klartext heisst dies etwa für Irina Zeiger: Poroschenko ist ein Wendehals, der immer dann die Seiten wechselt, wenn seine Geschäfte gefährdet sind. Die 30-jährige Germanistin spricht an, was viele in der gebildeten Kiewer Mittelschicht denken. Vor allem die, welche auf dem Unabhängigkeitsplatz ihr Leben riskiert und für ein funktionierendes Rechtssystem und die Europäische Integration gekämpft haben.

«Es geht doch nicht, dass Oligarchen weiterhin die Geschicke unseres Landes bestimmen, Leute, die mit undurchsichtigen Geschäften und Tricks zu Milliardären geworden sind», sagt Irina. «Jetzt gibt man mit Poroschenko einem weiteren Oligarchen eine Blankocheck. Und am Schluss wird auch er wie alle Milliardäre nur noch für die eigenen Interessen politisieren», ist sie überzeugt.

Vom Unternehmer zum Krisenmanager?

Und da ist auch noch die schwere Wirtschaftskrise. Trotzdem glauben viele Poroschenko-Anhänger, er werde die Ukraine aus der Krise führen. Sie sehen im erfolgreichen Unternehmer auch gleich den erfolgreichen Krisenmanager.

Ob er dies sein wird, zeige erst die Zeit, sagt der Kiewer Politologe Walodimir Fessenko. «Man weiss zwar, woher Poroschenkos Vermögen kommt. Aber bei Geschäften in dieser Grössenordnung besteht immer das Risiko, dass die Unternehmer ihre Macht missbrauchen und sie für eigene Interessen einsetzen.» Daran kann auch Proschenkos Versprechen nichts ändern, dass er seine Schokoladenfabrik verkaufen will, um Interessenskonflikte zu vermeiden.

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