Nur 235‘000 Stimmen fehlten dem Oppositionellen Henrique Capriles zur totalen Überraschung bei der Präsidentenwahl in Venezuela. Noch ist die Macht in den Händen von Hugo Chávez‘ Nachfolger. Die Wahlbehörde erklärte Nicolás Maduro zum Sieger.
Manche Beobachter sprechen bereits vom Ende des «Chávismus». Aber: «Das Frohlocken ist wohl noch etwas verfrüht», meint ARD-Korrespondentin Sandra Weiss gegenüber Radio SRF. Doch die Opposition habe gegenüber den letzten Wahlen im Oktober den Sozialisten eine Million Stimmen abnehmen können.
Regierung vor grosser Herausforderung
Bei den Wahlgewinnern komme es darauf an, wie sie ihre Politik gestalten. «Davon hängt ab, ob sie in Zukunft Chancen haben, noch eine Wahl zu gewinnen», so Weiss.
Venezuela stehen schwierige Zeiten bevor. Die starke politische Polarisierung komme nach dem knappen Wahlausgang noch stärker zum Tragen, urteilt die ARD-Korrespondentin.
Maduro hatte in seiner Siegesrede bereits angekündigt, auf keinen Fall mit der Opposition paktieren zu wollen. «Er wird also weiter auf Konfrontation setzen.» Zudem müsse der neue Präsident die unterschiedlichen Tendenzen in seinem Lager berücksichtigen, so Weiss.
Opposition gewinnt ständig an Stimmen dazu
Die Opposition dagegen habe in Vergangenheit mit jeder Wahl Stimmen dazugewonnen. In den letzten 14 Jahren habe sie viel dazugelernt, erklärt Sandra Weiss.
Die junge Generation, welche in der Opposition neu das sagen habe, habe sogar viele Ideen von Chávez in ihrem Programm aufgenommen. Zum Beispiel ein gewisses Mass an sozialem Ausgleich.
Vor diesem Hintergrund sieht Weiss die Opposition in der Lage, das Ruder in Venezuela zu übernehmen. Wann das sein wird, hänge von den Wählern ab.