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Ein beschlagnahmtes nordkoreanisches Schiff in Panama.
Legende: Austausch von Waffen trotz UNO-Sanktionen: Nordkorea hat sich darauf spezialisiert, Warentransporte zu tarnen. Keystone

International Wie Nordkorea sein Atomprogramm finanziert

Der Aufbau eines Atomprogramms ist mit erheblichen Kosten verbunden. Trotz wirtschaftlicher Isolation und einschneidenden UNO-Sanktionen: der jüngste Atomtest legt nahe, dass Nordkorea die nukleare Aufrüstung vorantreibt. Dabei führen Experten zufolge ungewöhnliche Wege zum Ziel.

Der UNO-Sicherheitsrat fand nicht erst nach dem vierten Atomtest Nordkoreas vergangenen Mittwoch klare Worte. Sanktionen sind längst in Kraft: UNO-Mitgliedsstaaten ist beispielsweise jegliche Unterstützung untersagt, die dem nordkoreanischen Nuklear-, ballistischen Raketen- oder Massenvernichtungswaffenprogramm dienen könnten.

Dennoch hat das nordkoreanische Regime in den vergangenen Jahren wiederholt gezeigt, dass es imstande ist, sein Atomprogramm erfolgreich auszubauen. Doch dies ist ein äusserst kostspieliges Unterfangen. Wie finanziert Nordkorea sein Nuklearprogramm?

Oliver Meier von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin erklärt, dass eine etablierte Nuklearmacht durchschnittlich um die 10 Prozent des Verteidigungshaushalts für die Betreibung des Atomarsenals ausgebe. Müsse wie im Falle Nordkoreas erst noch in die Entwicklung der Infrastruktur investiert werden, seien die anfallenden Kosten erheblich höher.

Tarnung durch Flaggenwechsel

Wie viel Geld Nordkorea letztlich in sein Atomprogramm investiert, ist nicht bekannt. Auch kann nur darüber spekuliert werden, wie sich das verarmte Land die hierfür notwendigen Mittel beschafft. Laut Michael Raska, Assistenzprofessor und Experte für Ostasiatische Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Technischen Universität Nanyang in Singapur, hat das Regime bislang jedoch immer wieder Wege gefunden, die UNO-Sanktionen zu umgehen.

Beispielsweise wird in einem 2014 veröffentlichten Kommissionsbericht zuhanden des UNO-Sicherheitsrates festgehalten, dass zwischen 2010 bis 2014 14 nordkoreanische Frachtschiffe auffielen, die mit der Flagge Kambodschas, Sierra Leones, der Mongolei, Panamas oder des pazifischen Inselstaates Kiribati unterwegs gewesen sein könnten.

Den Experten Meier und Raska zufolge ergeben sich vier Hauptquellen, welche das nordkoreanische Regime für den Ausbau des Atomprogramms bisher genutzt hat:

  • Austausch von Waffen- und Waffentechnologie: Bekannt ist insbesondere der Verkauf von Nordkoreas Raketentechnologie an Pakistan und Iran in den 90er-Jahren. Über einen Zwischenhändler erhielt das Land im Gegenzug Technik und Wissen für den Bau einer Atombombe (siehe auch Bildergalerie weiter unten). Heute exportiert Nordkorea nebst Artillerie auch kleinere Waffensysteme und Munition.
  • Geldfälschung-, -wäscherei, Schmuggel und Drogenhandel: Aufgrund der im Ausland wertlosen eigenen Währung häuft das Regime Devisen an. Bis heute sind auch die «Superdollars» im Umlauf: Diese gelten als perfekt gefälschte Dollars, made in North Korea. Ausserdem zeigen aufgeflogene Fälle, dass Nordkorea für den Schmuggel illegaler Ware auch schon von der diplomatischen Immunität Gebrauch machte.
  • Regionaler Rohstoff- und Güterhandel: Insbesondere der Handel entlang der chinesischen Grenze dürfte volkswirtschaftlich an Bedeutung gewonnen haben. Aber auch die Sonderwirtschaftszone Kaesŏng als Produktionsstätte an der Grenze zu Südkorea zahlt sich aus.
  • Arbeitskräfte: Nordkorea entsendet zahlreiche Bürger als Arbeitskräfte nach Russland, China und in afrikanische Länder. Dort sind sie beispielsweise in Bergwerken und auf Baustellen im Einsatz. Ihre Entlohnung fliesst grossenteils an das nordkoreanische Regime.

Staatengemeinschaft stösst an ihre Grenzen

Dass es Nordkorea nach wie vor gelingt, über internationale Beziehungen Geschäfte abzuwickeln, liegt in erster Linie daran, dass es versteht, sich an die Sanktionen anzupassen – und diese zu umschiffen. Es sind nicht einzelne Staaten, denen der Vorwurf gemacht werden könne, Nordkorea beim Verstoss gegen die Sanktionen behilflich zu sein, hält Oliver Meier fest. Es bestehe ein «internationaler Konsens», Nordkorea beim Aufbau seines Nuklearprogramms zu stoppen – das gelte auch für den ehemals Verbündeten China, betont Meier.

Jedes Sanktionsregime stösst an seine Grenzen
Autor: Oliver Meier Stellvertretender Leiter der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik der Stiftung Wissenschaft und Politik

Der Forscher der Stiftung Wissenschaft und Politik führt andere Gründe an, weshalb Nordkorea trotz Sanktionen mit dem Programm voranschreite: Nukleartechnologie sei eine «alte Technologie» und das Land verfüge über die erforderliche Grundlagenforschung. Diese müsse im Gegensatz zur Computertechnologie für Fortschritte nur in begrenztem Umfang weiterentwickelt werden.

Zudem gelte es, die ungewöhnlichen Wege zu beachten, die Nordkorea gehe, um das Programm zu bewirtschaften. Demnach sei es nicht verwunderlich, dass das Sanktionsregime der internationalen Staatengemeinschaft an seine Grenzen stosse.

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