Flüsse treten über die Ufer, Häuser werden mitgerissen, Menschen sterben: Die tagelangen Regenfälle auf dem Balkan haben verheerende Folgen. Betroffen sind vor allem Bosnien-Herzegowina und Serbien.
Im Krieg haben viele Menschen alles verloren. Heute stehen sie wieder vor dem Nichts.
Allein in Bosnien mussten über 500'000 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Über eine Million Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser – das entspricht mehr als einem Viertel der Bevölkerung des kleinen Balkan-Landes. Die Zerstörung im Lande sei mindestens genau so gross wie nach dem dreijährigen Bosnien-Krieg Mitte der 1990-er Jahre, meinte der bosnische Aussenminister Zlatko Lagumdzija. Und weiter: «Im Krieg haben viele Menschen alles verloren. Heute stehen sie wieder vor dem Nichts.»
Durch Hunderte Bergrutsche und Schlammlawinen entlang des Flusses Sava wurden in Bosnien bereits grosse Teile des Ackerlandes verwüstet. Die Landwirtschaft ist das Rückgrat der bosnischen Wirtschaft.
Weitere Flutwelle soll kommen
Seit Sonntag regnet es zwar nicht mehr. Allerdings stiegen die Pegelstände der Sava weiter an. Dadurch drohen in Bosnien und Serbien weitere Überschwemmungen. In Serbien wurden neue Evakuierungen angeordnet. Millionen weitere Sandsäcke wurden entlang der Sava in Orten wie Sabac, Mitrovica, Belgrad und Obrenovac aufgestapelt. Die Regierung ordnete eine dringende Evakuierung von Sabac und Obrenovac an.
In Regionen, wo sich die Lage wieder entspannt hatte, begannen die serbischen Behörden mit den Aufräumarbeiten. Einige der betroffenen Ortschaften sind seit fünf Tagen ohne Strom und Trinkwasser.
Warnung vor Seuchen
Neben den Wassermassen lauern noch andere Gefahren: Die bosnischen Behörden warnen vor dem Ausbruch von Seuchen und vor Landminen . Bei steigenden Temperaturen könnte von Tierkadavern verunreinigtes Wasser zu Krankheiten wie Typhus oder Hepatitis führen, sagte der Leiter des Gesundheitsamts in Bosnien.
Bislang kamen bei den Fluten in Bosnien-Herzegowina, Serbien und Kroatien etwa 40 Menschen ums Leben. Tagelanger Regen hatte die Überschwemmungen ausgelöst. In Tschechien und Polen hat sich die Lage in der Zwischenzeit entspannt.
EU und Schweiz leisten Nothilfe
Die EU will ihre Hilfe für die Flutopfer verstärken. EU-Kommissarin Kristalina Georgiewa sagte, die Unterstützung gehe mittlerweile über das hinaus, was ursprünglich von Serbien und Bosnien-Herzegowina erbeten worden sei. 14 Staaten haben Hilfe eingeleitet. Etwa 450 Helfer aus den EU-Ländern sind bereits an Ort und Stelle.
«Die Schweiz hat übers Wochenende 50‘000 Franken an Nothilfe ans Rote Kreuz überwiesen», sagt SRF-Korrespondent Walter Müller. Die Schweizer Behörden evaluieren heute wie und wo die Schweizer zusätzlich helfen können.