Befürchtungen, dass bei den Bergungsarbeiten in Brétigny-sur-Orge weitere Opfer gefunden werden könnten, bestätigten sich nicht. «Wir sind uns jetzt sicher, dass es keine weiteren Opfer gibt», sagte der zuständige Präfekt Michel Fuzeau. Zuvor war der am schwersten beschädigte Waggon mit einem 700-Tonnen-Kran wieder aufgerichtet worden.
Bei dem schwersten französischen Eisenbahnunglück seit Jahren waren am späten Freitagnachmittag sechs der 385 Reisenden ums Leben gekommen. 30 Menschen mussten nach Regierungsangaben stationär in Krankenhäusern behandelt werden. Ärzte sprachen zudem von Dutzenden Leichtverletzten. Bei den Todesopfern handelt es sich nach Behördenangaben um vier Männer und zwei Frauen im Alter von 19 bis 82 Jahren.
Materialfehler oder Sabotage
Das schwere Zugunglück südlich von Paris ist vermutlich durch ein abgelöstes Verbindungsteil an einer Weiche verursacht worden. Das rund zehn Kilogramm schwere Stahlelement war nicht mehr befestigt, sondern lag direkt am Kreuzungspunkt zweier Schienen, wie das Bahnunternehmen SNCF mitteilte.
Dort sorgte es dann offensichtlich dafür, dass mehrere Waggons des Intercity-Zuges nach Limoges entgleisten und zum Teil auf einen Bahnsteig krachten. Warum sich das mit vier Schrauben befestigte Verbindungsteil nicht an Ort und Stelle befand, war zunächst völlig unklar. Weder ein Materialfehler noch ein Sabotageakt werden ausgeschlossen.
Einschränkung des Bahnverkehrs
Die Strecke blieb zunächst komplett gesperrt. Tausende Reisende, die am Wochenende in Richtung Orléans, Limoges und Toulouse wollten, mussten auf andere Transportmittel ausweichen oder daheimbleiben. Zu Beginn der grossen Sommerreisezeit bedeutet dies für die Bahngesellschaft SNCF einen grossen Verlust.
Am Samstagmittag wurde in allen französischen Bahnhöfen und Zügen zu einer
Schweigeminute aufgerufen. Verkehrsminister Frédéric Cuvillier gedachte am Pariser Bahnhof Gare de Lyon der Opfer.