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Israel und Hamas im Krieg «Das ganze Land verfolgt atemlos die Übergabe der Geiseln»

Auch am dritten Tag scheinen die Abmachungen zwischen Israel und der Hamas eingehalten zu werden: Seit Freitagmorgen schweigen die Waffen weitgehend, es werden grössere Mengen an Hilfsgütern in den Gazastreifen gebracht und Dutzende Geiseln und Gefangene sind wieder auf freiem Fuss. Die Journalistin Inga Rogg erklärt, was die jüngsten Freilassungen in Israel und den palästinensischen Gebieten bewirkt haben.

Inga Rogg

Journalistin

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Inga Rogg ist freie Journalistin in Jerusalem. Sie berichtete zunächst für die NZZ von 2003 bis 2012 aus Bagdad, dann bis 2019 aus Istanbul. Von 2019 bis 2023 war sie NZZ-Korrespondentin in Jerusalem. Seit Sommer 2023 arbeitet sie als freie Journalistin.

SRF News: Ist mittlerweile bekannt, was die freigelassenen Personen während der Geiselhaft durch die Hamas erlebt haben?

Inga Rogg: Vereinzelt ja, aber nur sehr wenig. Dazu muss man wissen, die Geiseln haben Schlimmstes erlebt: erst den Überfall auf die Kibbuze in Südisrael, wo sie sich stundenlang in ihren Schutzräumen versuchten zu sichern, dann die Verschleppung in den Gazastreifen, und dann 50 Tage lang festgehalten unter unklaren Bedingungen. Deshalb werden sie nun abgeschirmt – zum einen von den Spitälern, aber auch von den Angehörigen.

Was haben die Geiselfreilassungen in Israel ausgelöst?

Hier sitzt jeden Abend das ganze Land vor dem Fernseher und verfolgt atemlos die Übergabe und die Freilassung der Geiseln. Es ist ein unglaublich emotionaler Moment, nicht nur für die Angehörigen, sondern für die ganze Nation.

Viele Angehörige hoffen, dass diese Verhandlungen erweitert werden und auch ihre Liebsten nach Hause kommen.

Alle fiebern mit, um zu erfahren, wer freikommt. Es ist ja Teil der Vereinbarung, dass es Kinder, Frauen und ältere Personen sind. Für viele Angehörige ist die Tatsache, dass die Geiseln durch Verhandlungen freigekommen sind, natürlich verbunden mit der Hoffnung, dass diese Verhandlungen erweitert werden und auch ihre Liebsten nach Hause kommen könnten. Diese Angehörigen, die gut organisiert sind, werden auch den Druck auf die Regierung aufrechterhalten.

Wie reagieren Regierung und Armee in Israel auf diesen öffentlichen Druck?

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu war im Norden des Gazastreifens und hat dort erklärt «wir werden unsere Ziele weiter verfolgen, die Hamas vernichten, die Geiseln freibekommen und dafür sorgen, dass die Hamas nie wieder eine Gefahr für Israel sein wird».

Die israelische Armee erklärt, dass sie den Krieg nach den vier Tagen fortsetzen will.

Wir hören gleichzeitig aus Armeekreisen, dass vielleicht das Ziel erreicht sei, dass die Hamas keinen erneuten Angriff in dieser Art auf Israel verüben kann. Da spielt es natürlich auch eine Rolle, den Druck auf die Hamas aufrechtzuerhalten. So hat die israelische Armee erklärt, dass sie den Krieg nach den vier Tagen Feuerpause fortsetzen will.

Was hat die Freilassung von palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen auf palästinensischer Seite ausgelöst?

Man feiert dies als Erfolg, dass die Gefangenen, die zum Teil jahrelang inhaftiert waren, jetzt freigelassen wurden. Es ist auch so, dass viele im Westjordanland die Hamas dafür feiern. Sie sagen, dank der Hamas sind diese Frauen und Minderjährigen jetzt freigelassen worden.

Im Gazastreifen ist man vor allem froh, dass man wieder ein bisschen aufatmen kann.

In Ostjerusalem ist es ein bisschen anders: Dort ist die Stimmung eher verhalten, auch weil der Druck der Polizei sehr gross auf die Familien ist, nicht gross zu feiern. In Ostjerusalem haben wir nur vereinzelt Gruppen von Männern gesehen, die Gefangene in Empfang genommen haben. Im Gazastreifen ist man wiederum vor allem froh, dass diese ständigen Bombardements ein Ende haben und man wieder ein bisschen aufatmen kann.

Das Gespräch führte Matthias Kündig.

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Echo der Zeit, 26.11.2023, 18 Uhr ; 

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