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Geisel- und Häftlingsaustausch Feuerpause und Geiselfreilassungen: Das ist bekannt

Die Feuerpause zwischen Israel und der Hamas hat begonnen – auch die ersten Geiseln und Gefangenen sind frei.

Worum geht es? Zwischen Israel und der islamistischen Hamas ist am Freitagmorgen die vereinbarte Feuerpause in Kraft getreten. Sie begann um 7 Uhr Ortszeit (6 Uhr MEZ) und soll mindestens vier Tage dauern. Eine Verlängerung auf bis zu zehn Tage ist möglich, hatte das vermittelnde Katar mitgeteilt.

Wofür soll die Kampfpause eingesetzt werden? Im Zuge der Vereinbarung sollen Geiseln im Gazastreifen und palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freigelassen werden. Ebenfalls sollen mehr Hilfsgüter die Menschen im Gazastreifen erreichen. Das UNO-Palästinenserhilfswerk UNRWA will die Kampfpause nutzen, um Hilfsgüter zu verteilen .

Wie viele Freilassungen werden erwartet? Innerhalb von vier Tagen sollen 50 Geiseln freikommen. Es handle sich dabei um Frauen und Jugendliche unter 19 Jahren. Insgesamt sieht die zwischen beiden Konfliktparteien getroffene Vereinbarung einen Austausch von bis zu 100 Geiseln aus Israel gegen bis zu 300 palästinensische Häftlinge vor.

Eine Palästinenserin nach einem israelischen Luftangriff inmitten des Konflikts zwischen Israel und der Hamas.
Legende: Inzwischen sind UNO-Angaben zufolge im Gazastreifen mehr als 1.7 Millionen Menschen Binnenflüchtlinge. Das sind rund drei Viertel der Bevölkerung. Reuters/Mohammed Salem

Wie viele Geiseln im Gazastreifen wurden am Freitag freigelassen? Am Freitagnachmittag wurden Medienberichten zufolge wie angekündigt 13 israelische Geiseln – ausschliesslich Frauen und Kinder – vom IKRK an die ägyptischen Behörden übergeben. Zudem wurden in einer separaten Aktion zwölf thailändische Staatsangehörige, die ebenfalls am 7. Oktober beim Einfall der Hamas in Israel in Geiselhaft genommen wurden, freigelassen. Dies bestätigte die thailändische Regierung.

Wie viele palästinensische Häftlinge in Israel sollten am Freitag freigelassen werden? Für jede israelische Geisel sind am Freitagabend drei palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen worden – insgesamt also 39. Israel hat die Freilassungen bestätigt.

Wie ist die aktuelle Lage? SRF-Auslandkorrespondentin Susanne Brunner ist mit einem Journalisten vor Ort in Kontakt. Er spreche von Hoffnung und Anspannung. «Die Menschen hoffen, dass die Bombardierungen für ein paar Tage aufhören. Das würde ihnen eine Verschnaufpause geben.» Bei den Familien der Geiseln ist die Nervosität derweil gross. «Familien, die nicht über die Freilassung ihrer Angehörigen benachrichtigt wurden, bangen erst recht um deren Schicksal.»

Halten die Parteien die Feuerpause ein? Bis kurz vor und kurz nach Inkrafttreten der Kampfpause hat es im israelischen Grenzgebiet zum Gazastreifen Raketenalarm gegeben. Bei früheren Gaza-Kriegen hatte es zu Beginn von Waffenruhen immer wieder Verstösse gegeben. Ob wirklich Raketen aus Gaza Richtung Israel abgefeuert wurden, ist unklar, sagt Susanne Brunner. «Israels Luftwaffe hat ihre Flüge über dem Süden des Gazastreifens offenbar seit heute früh gestoppt.»

Palästinenser suchen in einem Zeltlager in einem von den Vereinten Nationen geführten Zentrum Zuflucht.
Legende: Im Süden des Gazastreifens befinden sich die meisten Flüchtlinge. Reuters/Ibraheem Abu Mustafa

Wer vermittelt zwischen den Kriegsparteien? Katar vermittelt zwischen Israel und der Hamas. Katar sehe sich als Vermittler , weil es einen Zugang zur Hamas habe, erklärt SRF-Nahostkorrespondent Thomas Gutersohn. Das Internationale Rote Kreuz (IKRK) tritt ebenfalls als Vermittlerin auf. IKRK-Generaldirektor Robert Mardini sagte gestern in einem Interview mit RTS: «Das IKRK ist neutrale Vermittlerin. Beide Konfliktparteien haben uns gebeten, diese Aufgabe beim Geiselaustausch zu übernehmen. Wir haben unsere Bereitschaft von Anfang an signalisiert. Wir haben als IKRK das Vertrauen beider Seiten.»

Wieso wollen die Parteien eine Feuerpause?

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Die Sorge um die Zivilbevölkerung steht bei der politischen Führung beider Kriegsparteien nicht im Vordergrund, sagt Auslandredaktorin Susanne Brunner.

«Auf israelischer Seite hatte Premier Benjamin Netanjahu zunächst jeglichen Kompromiss – und damit eine Feuerpause – noch abgelehnt. Eingelenkt hat er, weil der öffentliche Druck in Israel enorm ist, die rund 240 Geiseln nach Hause zu bringen, welche aus Israel in den Gazastreifen verschleppt wurden.

Die Hamas will unbedingt eine Feuerpause, weil sie eine Unterbrechung der israelischen Dauerangriffe aus der Luft und am Boden braucht. Natürlich gab es auf beiden Seiten auch Druck, einer Verschnaufpause für die Zivilbevölkerung zuzustimmen. Denn die humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophal», so Brunner.

Tagesschau, 23.11.2023, 19:30 Uhr ; 

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