Von «starken Explosionen» in der iranischen Region Isfahan war in den ersten Meldungen in der Nacht die Rede. Mutmasslich handelt es sich dabei um einen israelischen Drohnenangriff, zeigte sich im Verlauf des Vormittags. Die Korrespondentin der ARD, Katharina Willinger, erklärt, warum sich der Iran vorläufig stillhält.
SRF News: Die Islamische Republik plane keine Vergeltungsmassnahme, sagte ein ranghoher Vertreter des Regimes. Ist damit die Gefahr reduziert?
Katharina Willinger: Der Vorfall wird tatsächlich innerhalb des Iran ziemlich heruntergespielt. Dafür spricht auch, dass bisher in den iranischen Medien keine schnelle Schuldzuweisung zustande kam. Die gibt es normalerweise sehr schnell, immer Richtung Israel. Ich glaube, es würde den Iranern gerade recht kommen, wenn das der Vergeltungsschlag der Israelis gewesen sein sollte. Dann müsste man keine grosse Antwort geben. Dann könnte man gesichtswahrend aus der ganzen Nummer herauskommen.
Die iranische Strategie ist seit vielen Jahren eine Art Zermürbung der Gegner.
Warum temperiert Teheran die Situation herunter?
Zunächst muss man sich vor Augen halten, was ein grosser Konflikt für den Iran mit Israel bedeuten würde: Nämlich, dass man auch in einen Konflikt mit den USA eintritt, einem Nato-Land. Die USA haben eine der grössten Streitmächte der Welt. Israel hat auch eine grosse Streitmacht. Diese Konfrontation möchte man am Ende verhindern.
Die iranische Strategie ist seit vielen Jahren eine Art Zermürbung der Gegner; massgeblich der Israelis im Nahen Osten durch die eigenen Kräfte, aber auch durch die sogenannten Proxies, die Stellvertreter in der Region. Ein direkter Konflikt wird immer gescheut. Das heisst aber noch lange nicht, dass der Grundkonflikt beendet ist. Es heisst, dass dieses aktuelle Kräftemessen, das gefährlich ist und eine ganze Region in den Abgrund stürzen könnte, zumindest ein bisschen runter zu kochen scheint.
Der Grossteil der iranischen Bevölkerung lehnt einen Krieg ab.
Was sagen denn die Hardliner in Teheran dazu?
Das ganze Land wird von Hardlinern regiert, massgeblich nicht nur von Ajatollah Ali Khamenei, dem Obersten Führer, sondern auch von dieser mächtigen Revolutionsgarde. Die halten die islamische Führung an der Macht, und das heisst, alle Entscheidungen laufen über diese Führungselite. Dementsprechend können auch Stimmen in der Bevölkerung keine andere Forderung stellen. Natürlich gab es grosse Feierlichkeiten von Regimeanhängern. Manche waren regelrecht kriegstrunken, würde ich sagen.
Milliarden von Geldern werden in die Hamas, in die Hisbollah, in die Stellvertreter im Nahen Osten gepumpt und die Bevölkerung im Land verarmt.
Aber der Grossteil der iranischen Bevölkerung lehnt einen Krieg ab. Die Wut in dieser Bevölkerung gegenüber des eigenen Regimes ist in den letzten Jahren eklatant gestiegen. Nicht nur wegen Menschenrechten und Frauenrechten, sondern auch weil Milliarden von Geldern in die Hamas, in die Hisbollah, in die Stellvertreter im Nahen Osten gepumpt werden, in Waffen und die eigene Bevölkerung im Land immer weiter verarmt. Das ist ein grosses Thema auf den Strassen Teherans.
Das Gespräch führte Radka Laubacher.