Worum geht es? Weniger Ferienwohnungen für Touris, mehr Wohnungen für Einheimische – das verspricht die linke spanische Regierung unter Ministerpräsident Pedro Sánchez. Die hohen Mieten gelten in Spanien als eines der grössten innenpolitischen Probleme. Deshalb will die Regierung jetzt mehr als 50'000 Ferienwohnungen von den Onlineplattformen streichen lassen.
Welche Wohnungen sind betroffen? Konkret geht es um Wohnungen, die eine Touristen-Lizenz beantragt haben, aber die Bedingungen dafür nicht erfüllen. Neu gibt es in Spanien einen doppelten Lizensierungsprozess. «Es gab zwar schon immer Lizenzen von den Gemeinden sowie von den Regionen, die in Anzeigen angegeben werden mussten», sagt der freie Journalist Rainer Wandler aus Madrid. Aber jetzt gebe es ein nationales Register, um im ganzen Land die gleichen Richtlinien zu haben.
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Bild 1 von 3. Immer wieder kommt es in Spanien zu Protesten gegen die Wohnungsnot und den Massentourismus – besonders in Touristen-Hotspots wie Barcelona, Madrid und auf den Kanaren. (Foto aus Madrid, 13.10.2024). Bildquelle: Isabel Infantes/Reuters.
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Bild 2 von 3. Nicht nur in Barcelona machen Einheimische den Massentourismus für die Wohnproblematik mitverantwortlich. Das Wandgemälde des Künstlers Roc Blackblock bringt die Frustration zum Ausdruck. Bildquelle: Nacho Doce/Reuters.
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Bild 3 von 3. Während einer Anti-Tourismus-Demonstration in Barcelona wird zum Boykott von Vermietungsplattformen wie Airbnb aufgefordert. (Foto vom 15.6.2025) . Bildquelle: Manu Alvarez/Imago.
Was für Bedingungen müssen erfüllt sein? Es gibt zum Beispiel Bestimmungen, dass eine Ferienwohnung einen getrennten Eingang haben muss von anderen Wohnungen im Gebäude. «Es geht auch darum, dass keine neuen Wohnungen mehr zugelassen werden für in Wohnungen in Gegenden, die übersättigt sind von Ferienwohnungen und wo der Mietmarkt völlig angespannt ist», führt Wandler aus. Ferienwohnungen, vor allem in den grossen Städten, stellten ein Problem dar, da es immer weniger Mietwohnungen für die normalen Einwohner gebe.
Wie will die spanische Regierung dies durchsetzen? Mehrere Plattformen wie Airbnb haben sich verpflichtet, Wohnungen vom Netz zu nehmen, die diesen doppelten Lizenzierungsprozess nicht durchlaufen haben. Airbnb als grösste Plattform für Ferienwohnungen will also offenbar mit den Behörden kooperieren. «Airbnb hat schon vor einigen Wochen, nachdem das Gesetz zu den Lizenzen verabschiedet wurde, ein längeres Statement abgegeben, wo sie von Transparenz ihrer Plattform und von einer guten Zusammenarbeit mit den Behörden sprechen», führt Wandler aus. Sie seien also tatsächlich bereit, diese Wohnungen vom Netz zu nehmen.
Kommen die Wohnungen danach wirklich auf den Wohnungsmarkt? «Das ist ein Problem», sagt Wandler und verweist auf die mangelnden Kontrollmöglichkeiten. Viele städtische Behörden, die eigentlich für die Überwachung solcher Angebote zuständig wären, seien personell stark limitiert. «In Madrid zum Beispiel sind die völlig unterbesetzt», so Wandler. Eine effektive Kontrolle sei daher äusserst unwahrscheinlich. Doch Wandler weist darauf hin, dass neben der behördlichen Überwachung auch andere Mechanismen greifen können. Wo gesetzliche Bestimmungen vorlägen, könnten die Bewohner eines Gebäudes Anzeige erstatten. Zudem gebe es Initiativen in vielen Anwohner- oder Eigentümerversammlungen, in denen man beschliesse, dass im Gebäude keine Ferienwohnungen zugelassen würden.
Weitere Wohnungen illegal vermietet: Gestrichen werden sollen Wohnungen, die die Lizenzanforderungen nicht erfüllen – daneben verbleiben aber viele Wohnungen, die ohnehin komplett illegal vermietet werden. «Es gibt einen Haufen Wohnungen, die illegal vermietet werden», so Wandler. Häufig tauchten diese auch «auf anderen Plattformen» auf und seien nicht ausschliesslich auf Airbnb. In Madrid beispielsweise gehe man davon aus, «dass von insgesamt 20'000 Ferienwohnungen in der gesamten Stadt je nach Angaben nur etwa 1000 bis 2000 eine Lizenz haben», sagt Wandler.