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Kampfpanzer für die Ukraine «Es braucht Logistik, um sie von der Front wieder zurückzuführen»

Die Ukraine wird aufgerüstet. Der Westen liefert moderne Kampfpanzer wie zum Beispiel den Leopard-2, der vor allem in Europa genutzt wird. Doch mit den Ankündigungen kommen logistische Herausforderungen – für die Lieferländer und für die Ukraine, wie ein Militärexperte im Interview erklärt.

Mauro Mantovani

Sicherheitsexperte MILAK/ETH

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Der promovierte Historiker ist seit 2009 Dozent für Strategische Studien an der Militärakademie an der ETH. Er ist durch eine Reihe von Publikationen zur schweizerischen Sicherheitspolitik hervorgetreten. Zuvor arbeitete er unter anderem im Auslandnachrichtendienst (SND).

SRF News: Der Westen schickt drei verschiedene Panzertypen. Wie aufwendig ist dabei die Logistik?

Mauro Mantovani: Die Logistikketten sind eine ganz grosse Herausforderung bei diesem Unterfangen. Es geht darum, Panzer mit ausgebildeten Besatzungen an die Front zu bringen, aber auch, Munition, Ersatzteile und Treibstoff dorthin zu befördern.

Gleichzeitig muss eine Logistik vorbereitet werden, um sie wieder von der Front zurückzuführen, damit die Panzer Russland nicht in die Hände fallen.

Ein Leopardpanzer fährt rückwärts von einem Transporter-Anhänger.
Legende: Ein Leopard-Kampfpanzer wird auf einen Panzertransporter verladen. IMAGO/Sven Eckelkamp

Was ist entscheidend, wenn es darum geht, wann diese Panzer in der Ukraine eingesetzt werden?

Kampfpanzer sind grundsätzlich relativ kurzfristig und in grosser Zahl verfügbar, sofern sie aus aktuellen Beständen der Lieferer stammen. Zeitintensiv ist die Ausbildung der Panzerbesatzungen.

Was heisst zeitintensiv?

Bei den Panzertruppen der Schweizer Armee, die auch Leopard-2-Kampfpanzer haben, dauert die Ausbildung 18 Wochen. Im Falle der ukrainischen Besatzung könnte man wohl bei der Grundausbildung Abstriche machen.

Es könnte Mai werden, bis die ersten Panzer an der Front auftauchen.

Hingegen könnte die Funktionsausbildung und die einsatzbezogene Ausbildung im Verband etwas länger dauern. So käme man am Ende wieder etwa auf vier Monate. Das heisst, es könnte Mai werden, bis die ersten Panzer an der Front auftauchen.

Rund 100 Panzer werden an die Ukraine geliefert. Wird das eine Wende im Krieg erzielen?

Kampfpanzer sind das Herzstück der mechanisierten Verbände. Mit diesen kann man den operativen Feuerkampf an der Front führen und insbesondere eine festgefahrene Frontlinie durchstossen. Wenn es der ukrainischen Seite gelingen sollte, mit den westlichen Kampfpanzern im Süden, wo man dies erwartet, durchzustossen, dann könnte das zu grösseren Geländegewinnen führen – vielleicht gar bis zum Schwarzen Meer.

Das könnte zu grösseren Geländegewinnen führen – vielleicht gar bis zum Schwarzen Meer.

Das würde auch den Wirkungsraum der ukrainischen Artillerie erweitern. Damit könnten der russischen Seite Verluste zugefügt werden, was diese letztlich an den Verhandlungstisch bringen könnte. Das ist der eigentliche Zweck dieser Lieferungen.

Das Gespräch führte Hanna Fröhlich.

10vor10, 25.01.2023, 21:50 Uhr ; 

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