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Kaschmir-Konflikt Indien und Pakistan: die schwierige Geschichte der Atommächte

Zwischen Indien und Pakistan brodelt es. Indien hat Ziele in Pakistan angegriffen – einmal mehr geht es um die Region Kaschmir im Grenzgebiet der beiden Länder. Korrespondentin Maren Peters lebt in Indien und kennt den Hintergrund und die aktuelle Stimmungslage der beiden Länder.

Maren Peters

Südasien-Korrespondentin

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Maren Peters ist seit September 2022 Südasien-Korrespondentin für Radio SRF und berichtet von Indien aus über Afghanistan, Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka, Nepal, Bhutan und die Malediven. Zuvor war sie Wirtschaftsredaktorin bei Radio SRF. Dabei beschäftigte sie sich insbesondere mit internationaler Wirtschafts- und Entwicklungspolitik sowie Nachhaltigkeits- und Rohstofffragen.

Wann und wie hat der Konflikt zwischen Indien und Pakistan angefangen?

Der Beginn reicht bis in die Kolonialgeschichte zurück. Grossbritannien hatte Indien über lange Zeit regiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg aber brauchte Grossbritannien Geld und entschied sich, Indien als Kolonie aufzugeben. Das frühere Britisch-Indien wurde anschliessend entlang religiöser Linien in zwei Staaten unterteilt. Auf der einen Seite entstand das überwiegend hinduistische Indien, auf der anderen Seite das überwiegend muslimische Pakistan.

Was hat es mit der Region Kaschmir auf sich?

Kaschmir konnte sich zunächst nicht entscheiden, ob es zu Indien oder Pakistan gehören wollte. Das lag daran, dass die Bevölkerung zwar überwiegend muslimisch war, aber der Fürst von Kaschmir, Hari Singh, welcher ein Hindu war, wollte neutral bleiben. Als pakistanische Partisanen Kaschmir nach der Unabhängigkeit 1947 angriffen, bat Singh Indien um Unterstützung. Als Preis für die Unterstützung verlangte Indien Kaschmir. 1949, nach dem ersten indisch-pakistanischen Krieg, wurde Kaschmir entlang der Waffenstillstandslinie aufgeteilt. Diese «Line of Control», wie sie heute immer noch heisst, ist seitdem die inoffizielle Grenze zwischen Indien und Pakistan in Kaschmir. Beide Staaten beanspruchen jedoch nach wie vor Kaschmir für sich.

Welche Rolle spielt Religion in diesem Konflikt?

Eine zentrale Rolle, denn in diesem Konflikt geht es vor allem um religiöse Identität. Pakistan definiert sich als Staat für die Muslime Südasiens und erhebt darum Anspruch auf ganz Kaschmir. Indien dagegen ist laut Verfassung eigentlich ein säkularer Staat. Dazu passte lange, dass Indien das überwiegend muslimische Kaschmir als Teil Indiens tolerierte. Das Ganze änderte sich, als vor elf Jahren eine hindunationalistische Regierung unter Premier Narendra Modi an die Macht kam. Sie hat das Ziel, Indien zu einem Hindustaat zu machen. Und das geht natürlich zulasten des Säkularismus. Religiöse Minderheiten, vor allem die gut 200 Millionen Musliminnen und Muslime, werden zunehmend unter Druck gesetzt. In der Sichtweise der Hindu-Nationalisten ist das überwiegend muslimische Pakistan ein Feindstaat und ein potenzieller Hort für Terroristen.

Wie fest ist dieser Konflikt in den Köpfen und den Herzen der Menschen in beiden Ländern verankert?

Sehr fest. Ich kann das Ganze vor allem von der indischen Seite beurteilen, weil ich hier seit einiger Zeit lebe. Dieser Konflikt wird durch die Regierung Modi aus politischen Gründen bewusst geschürt. Indische Kinder lernen bereits in der Schule, dass Muslime ungebildet und böse sind, und den Hindus die Macht entreissen wollen. Auch in vielen Medien und Bollywoodfilmen wird dieses Feindbild verbreitet und besonders von der jungen Generation übernommen, die mit dieser Politik aufgewachsen ist. Deshalb ist es auch kein Zufall, dass die indische Regierung nach dem Terroranschlag in Kaschmir umgehend Pakistan zum Schuldigen erklärte – bis heute ohne Beweise. Das muslimische Feindbild wird seit dem Anschlag erneut ganz kräftig bedient.             

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News Plus, 7.5.2025, 17:14 Uhr ; 

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