Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

Kein Insta für Junge Social-Media-Bann: Australische Kids planen Tricks

Ab sofort sind junge Menschen von Social Media ausgeschlossen. Theoretisch. Denn es gibt zahlreiche Umgehungswege.

Darum geht es: In Australien dürfen Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren ab sofort keine eigenen Konten mehr auf vielen grossen Social-Media-Plattformen besitzen. Betroffen sind zehn Dienste, darunter Instagram, Tiktok, Snapchat, Facebook, Youtube, X, Reddit und Twitch. Das höchst umstrittene Gesetz war schon Ende 2024 verabschiedet worden, nun tritt es in Kraft.

Viele Jugendliche wollen Verbot umgehen

Box aufklappen Box zuklappen
Symbolbild: Ein Smartphone in einer Hand, im Hintergrund das australische Parlament in Canberra.
Legende: Keystone/Lukas Coch

Wenig Freude an dem Verbot hat die 14-jährige Australierin Ruby Hooper: Niemand in ihrem Bekanntenkreis sei mit den neuen Vorschriften einverstanden, sagt sie. Jahrelang hätten sie alle die sozialen Medien nutzen können, jetzt würden sie ihnen plötzlich weggenommen.

Und so plant Ruby, wie Tausende andere Australierinnen und Australier unter 16 Jahren, das Verbot zu umgehen. Sie habe sich überlegt, zur digitalen Altersbestimmung das Gesicht ihrer Mutter oder ihres Vaters zu verwenden, sagt Ruby. Hören Sie hier den Beitrag mit Ruby aus Australien von SRF-Korrespondent Urs Wälterlin, er lief in der Sendung «Rendez-vous».

Messenger nicht verboten: Ausgenommen von dem Verbot für unter 16-Jährige sind in Australien Messaging- und E-Mail-Dienste, Sprach- und Videoanrufe, Onlinespiele und Bildungsangebote. Auch beliebte Spieleplattformen wie Roblox und Apps wie Whatsapp oder Messenger fallen nicht unter die neue Regelung.

Die Absicht: Ziel des Verbots ist es, Kinder und Jugendliche vor den Risiken zu schützen, die mit der Nutzung sozialer Medien verbunden sind. Dazu gehören etwa übermässig viel Zeit am Bildschirm, Cybermobbing, aber auch der Konsum von Inhalten, die sich negativ auf die psychische und letztlich auch die körperliche Gesundheit der jungen Menschen auswirken können.

SRF-Digitalredaktor: Verbot ist populistische Aktion

Box aufklappen Box zuklappen

Einschätzung von Guido Berger, SRF-Digitalredaktor

Das Verbot in Australien scheint eine rein populistische Aktion zu sein: Die Auswahl der verbotenen Dienste wirkt willkürlich, es gibt viele Umgehungsmöglichkeiten für die Jugendlichen, ausserdem sammeln die Dienste jetzt unglaubliche Datenmengen an Telefonnummern, Porträtfotos oder Adressen.

Wichtig wäre vielmehr, dass sich die Eltern darum kümmern, dass ihre Kinder einen gesunden Umgang mit den sozialen Medien erlernen und praktizieren – auch wenn das eine sehr komplexe, tägliche Auseinandersetzung ist, der sich die Eltern stellen müssen. Grundsätzlich müssen die Kinder – und auch die Erwachsenen – mehr Medienkompetenz erlangen, damit ein adäquater Umgang mit dem Digitalen möglich ist. Und: Man muss die Teenager ernst nehmen, mit ihnen zusammen Lösungen suchen – und darf nicht einfach über ihre Köpfe hinweg entscheiden.

Die Argumente: Australiens Premierminister Anthony Albanese bezeichnete soziale Medien als «Geissel» der heutigen Gesellschaft, die junge Menschen von einer normalen Kindheit mit echten Freunden und echten Erfahrungen fernhalte. Die Gegner des Verbots argumentieren, dieses sei ein «direkter Angriff auf das Recht junger Menschen», wie etwa die Organisation «Digital Freedom Project» schreibt. Sie hat beim obersten australischen Gericht Klage gegen das Gesetz eingereicht, die hängig ist.

Die technische Umsetzung: Die Betreiberfirmen der sozialen Medien müssen in Australien jetzt den Zugang für unter 16-Jährige unterbinden. Dabei sind Firmen wie Meta oder Google selber dafür verantwortlich, wie sie das Alter der Nutzerinnen und Nutzer verifizieren. Bisher zeigte sich allerdings, dass die hierfür getesteten technischen Vorkehrungen der Betreiber mehr schlecht als recht funktionieren.

Zugangsbeschränkungen funktionieren nicht

Box aufklappen Box zuklappen
Symbolbild: Ein Smartphone in einer Hand einer Jugendlichen.
Legende: Reuters/Hollie Adams

Am ersten Tag des Verbots in Australien zeigt sich: Noch immer haben viele unter 16-Jährige Zugang zu den Plattformen. Und so mehren sich auf den betroffenen Plattformen wie Reddit und Tiktok Posts, wonach sich für manche Nutzer unter 16 Jahren bislang nichts geändert habe. Auf Tiktok schrieb ein Nutzer an Australiens Premier gerichtet: «Lieber Anthony Albanese, ich habe dein Verbot umgangen.»

«Ich bin immer noch hier», kommentierten mehrere Accounts unter einem Tiktok-Video des Premierministers, in dem er die neue Regelung in einer Bilderserie lobt. Die Regierung hatte zuvor angekündigt, dass möglicherweise nicht alle betroffenen Accounts sofort am 10. Dezember schon gesperrt sein werden. (sda)

Die drohenden Strafen: Wenn unter 16-Jährige trotz des Verbots einen Zugang zu einem Social-Media-Dienst ertricksen, hat das für sie selber keine rechtlichen Folgen. Das Gesetz nimmt ausschliesslich die Betreiber der sozialen Medien in die Pflicht. Sie müssen sicherstellen, dass niemand unberechtigterweise ihre Dienste nutzen kann. Den Plattformen drohen dabei Strafen von bis zu umgerechnet rund 25 Millionen Franken.

Australien als Vorreiter: Auch in anderen Ländern wird heftig über Verbote von sozialen Medien für junge Menschen diskutiert. So macht sich etwa in der EU die Europäische Volkspartei – die grösste Fraktion im EU-Parlament – für ein ähnliches Verbot wie in Australien stark. Ihrem Chef, Manfred Weber, schwebt ein Zugangsverbot unter 13 Jahren und eine Pflicht zur elterlichen Zustimmung zwischen 13 und 16 Jahren vor. Bereits weiter ist da Dänemark: Dort soll eine Altersgrenze von 15 Jahren eingeführt werden.

Rendez-vous, 10.12.2025, 12:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel