- Seit dem Schulstart am 11. August 2025 sind Handys im Aargau bis zur neunten Klasse verboten.
- Das Verbot gilt für Unterrichtszeiten, Pausen, Schulanlagen und schulische Anlässe.
- Der Aargau ist der erste Deutschschweizer Kanton, der ein solches Verbot umsetzt.
- Schüler- und Lehrerschaft stellen sich der Herausforderung, aber nicht alle sind begeistert, wie ein Augenschein an einer Schule zeigt.
Zwar kannten viele Aargauer Schulen schon Regelungen für den Umgang mit Handys, Tablets und Smartwatches. Neu sind die Regeln aber einheitlich; für jede Schule gilt dasselbe. Das Aargauer «Handyverbot» hat die neue Aargauer Bildungsdirektorin Martina Bircher (SVP) eingeführt.
Bekannt wurden die Vorgaben im Mai. Das Ziel seien «gleiche Regeln für alle», sagte sie damals. Das Bildungsdepartement unterstütze die Schulen bei der Umsetzung und stelle auch Präventionsmaterial zur Verfügung.
Kinder sollen in der Pause soziale Kontakte pflegen und nicht am Handy sein.
Die Kinder sollen spielen, diskutieren oder auch mal streiten – findet Martina Bircher. «Gerade in der Pause. Dort sollen die Kinder soziale Kontakte pflegen und nicht am Handy sein.»
«Gut, scheisse, lustig» – das sind die Reaktionen
An der Kreisschule Rohrdorferberg AG, einer Schule mit rund 400 Schülerinnen und Schülern, zeigt eine kurze Umfrage von SRF, dass nicht alle der 400 Schülerinnen und Schüler gleich über das Verbot denken. «Ich bin schon zwei Jahre an dieser Schule. Es ist schon etwas anderes. Aber eigentlich finde ich es auch gut, mit Handys verblödet man manchmal auch ein wenig», sagt eine Schülerin.
«Ich finde es scheisse: Wenn etwas Wichtiges in der Familie passiert, erfährt man es erst viel später», meint hingegen ein Mitschüler. Eine andere Oberstufenschülerin meint: «Ich finde es okay. Eigentlich brauchen wir das Handy nur fürs Busticket. Es ist lustig, ohne Handy zu kommunizieren.»
Verbot alleine reicht nicht
Schulleiter Adrian Rüegger ist mit der neuen Regelung einverstanden: «Gäbe es kein Verbot, wären die Schülerinnen und Schüler in der Pause am Handy. Für uns war klar, dass es eine Einschränkung braucht.»
Ein Verbot alleine bringe aber zu wenig, findet er: «Umgang mit Bildschirm, Social Media – das ist im Lehrplan verankert und gehört ins Fach Medien und Informatik. Und in der Herbstprojektwoche wird das in Workshops mithilfe einer Organisation vertieft thematisiert.»
Kein Twint mehr möglich
Das Handyverbot hat auch anderweitige Folgen. So müssen zum Beispiel Oberstufenschüler der grösseren Seetaler Kreisschule Seengen AG am Schülerkiosk auf dem Pausenplatz wieder bar bezahlen, heisst es in der Information an die Eltern. Mit Twint lassen sich Pausengipfeli und Getränke hier nicht mehr begleichen; das Handy muss neu in der Schultasche bleiben.
Die Aargauer Volksschulen dürfen selbst entscheiden, wie sie das Verbot umsetzen. Ob das Handy in der Tasche bleibt, oder zu Beginn der Lektion eingezogen wird, ist Sache der Schulleitung.
Pausenaufsicht schaut genau hin
An der Kreisschule Rohrdorferberg zum Beispiel gilt in der ersten Schulwoche eine Schonfrist. Wenn die Pausenaufsicht Schülerinnen und Schüler am Handy erwischt, werden sie ermahnt. In der zweiten Woche würden die Handys bei Nichteinhalten des Verbots für die Dauer des Unterrichts in einer Box verstaut.
Für einige der insgesamt 84'000 Schülerinnen und Schüler in den Aargauer Volksschulen wird der Schulalltag also anders als bisher. Bis zu den Herbstferien dürfte sich der neue Umgang wohl eingespielt haben.