Es war im Zweiten Weltkrieg eine der blutigsten Schlachten im Pazifik: der Kampf um die Insel Guadalcanal auf den Salomonen. Kinogänger kennen die Grausamkeit der Auseinandersetzungen zwischen amerikanischen Soldaten und ihren japanischen Feinden aus dem Film «The Thin Red Line». Mitten im Pazifik lieferten sich die beiden Gegner ab August 1942 Gefechte – oftmals im Nahkampf, Mann gegen Mann.
Auch in den Hügeln hinter der Hauptstadt Honiara. Wo heute ein Dorf mit einfachen Häusern, mit Gärten und Hühnern steht, ist der Boden von Blut getränkt. Hunderte Wehrkräfte starben – unter ihnen fünf US-Marinesoldaten. Nach ihnen sucht Captain Jonathan Hootnik. Er ist Kommandant einer Spezialeinheit der US-Army: «Ziel ist es, die Überreste dieser Soldaten zu finden, sie zu identifizieren und heimzubringen.» 81 Jahre nach ihrem Tod.
Akribische Detektivarbeit
Viel kann oder will Hootnik nicht sagen zum Schicksal der fünf Vermissten. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes, wie er meint. Die US-Soldaten seien von ihren Kameraden nur behelfsmässig verscharrt worden, weil die Japaner wieder angriffen.
Dem Moment, an dem Ausgrabungen beginnen können, geht manchmal eine Jahre dauernde akribische Detektivarbeit voraus. Historiker sammeln Hinweise und Informationen, befragen die lokale Bevölkerung und suchen die Schlachtfelder nach Zeichen längst von Vegetation überwucherter Gräber ab.
Die Suche nach den Toten selbst ist harte Knochenarbeit. Unter glühender tropischer Sonne graben Soldaten mit Unterstützung bezahlter Dorfbewohnerinnen und -bewohner den Boden mit Schaufeln von Hand um, Zentimeter um Zentimeter. Sie suchen nach zerbrechlichen Knochenteilen, in der Regel die einzige Form von Überresten, die von einem Menschen nach so langer Zeit noch zu finden sind, wie Hootnik erklärt.
Jeder Eimer Erde werde durch ein von Hand bewegtes Sieb gelassen. Jedes liegen gebliebene Teil werde einzeln untersucht – von Hand, erklärt ein Soldat.
Falls die Überreste von einem früheren Feind stammen, überreichen wir sie den japanischen Behörden.
Manchmal hätten sie Glück, sagt der Archäologe Jason Bush. Etwa, wenn sie eine sogenannte Hundemarke – die Erkennungsmarke der Soldaten – finden: die Plakette mit dem Namen, die der Soldat um den Hals getragen hatte. «Oft entnehmen wir Material für eine DNA-Analyse. Um zu sehen, ob es sich bei den Toten auch wirklich um Amerikaner handelt. Falls die Überreste von einem früheren Feind stammen, überreichen wir sie den japanischen Behörden. Wenn ein toter amerikanischer Soldat identifiziert ist, nimmt die Armee Kontakt mit den Angehörigen auf», so Bush.
Und dann könne alles passieren. Tränen der Freude bei den Angehörigen oder Gleichgültigkeit. Manchmal wollten die Hinterbliebenen die Überreste gar nicht. Es ist eine Reaktion, die Bush persönlich nicht nachvollziehen kann. «Vielleicht hat die Familie ihren Trauerprozess einfach schon abgeschlossen», spekuliert er.