«Kinder sind das Licht der Welt, das die Dunkelheit erhellt», schrieb Martin Luther King, der US-Bürgerrechtler und Pastor. Wer sich die Zahlen der Hilfsorganisation «Save the Children» ansieht, stellt sich unweigerlich die Frage, wie ernst die Welt dieses Zitat nimmt. Nach der Analyse der Organisation lebt heute jedes fünfte Kind weltweit in einem Konfliktgebiet. Und damit sind nicht etwa streitende Eltern gemeint, was schon schlimm genug wäre.
Insgesamt haben 2024 in Konfliktgebieten auf der ganzen Welt etwa 520 Millionen Kinder gelebt. Gemäss Berechnung von «Save the Children» sind dies 47 Millionen mehr als 2023.
Die Hilfsorganisation stützt sich nach eigenen Angaben unter anderem auf Daten des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio sowie Berichte der Vereinten Nationen. Als Konfliktgebiet gilt in dem Report der Bereich im Radius von 50 Kilometern um einen Ort, an dem es in einem Jahr mindestens ein «Konfliktereignis» gegeben hat. Als Kinder werden Personen unter 18 Jahren definiert.
In der obenstehenden Grafik sind nur diejenigen Konflikte erfasst, in denen das Risiko für Kinder, direkt von Gewalt betroffen zu werden, mittel bis extrem hoch ist. Es gibt daneben weitere Gegenden, in denen auch ein gewaltsamer Konflikt herrscht, wo aber das Risiko für Kinder als tief eingeschätzt wird. In die Berechnung von «Save the Children» sind diese mit eingerechnet. Denn auch dort herrscht kein Frieden und es gibt ein gewisses Risiko, von Gewalt betroffen zu sein.
Verbrechen an Kindern in Konflikten
Eine weitere Statistik von «Save the Children» zeigt, wie stark die dokumentierten Verbrechen an Kindern in Konflikten zugenommen haben. Seit 2023 sind sie um 30 Prozent gestiegen. Ob dies daran liegt, dass die Verbrechen vermehrt erfasst werden, oder ob mehr Delikte passiert sind, weiss man nicht. Was feststeht: Jedes einzelne ist eines zu viel.
Auf dem Kontinent Afrika wächst jedes dritte Kind unmittelbar in der Nähe eines aktiven bewaffneten Konfliktes auf, wie die Organisation berechnet hat. Die palästinensischen Gebiete, die Demokratische Republik Kongo, Nigeria und Somalia sind die vier Hotspots, wo über die Hälfte der registrierten Verbrechen an Kindern stattfanden. Als Verbrechen an Kindern definiert die UNO Tötung und Verstümmelung, Rekrutierung und Einsatz durch Streitkräfte oder bewaffnete Gruppen, sexualisierte Gewalt, Angriffe auf Schulen und Spitäler, Entführung sowie die Verweigerung des Zugangs zu humanitärer Hilfe.
Und: Im Durchschnitt werden pro Tag 78 Kinder weltweit Opfer von Gewalt in Konflikten. Das sind mehr als sieben Fussballteams täglich. Dieser unrühmliche Rekord wurde 2024 erreicht. Mit dem Vergleich mit den Fussballteams soll verdeutlicht werden, wie gross die Anzahl wirklich ist.
Auch ein weiterer Punkt sollte uns zu denken geben: Diese Kinder, sofern sie nicht getötet werden, sind die Erwachsenen von morgen. Unter ihnen sind künftige Verantwortliche, für Krieg und Frieden, für wirtschaftliche und kulturelle Entscheide. Darüber, was es für die psychische und geistige Entwicklung bedeutet, in einem Konfliktgebiet aufzuwachsen, sagen die nackten Zahlen nichts aus.