Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen rund um den Globus haben die Folgen des Klimawandels nicht erst in den letzten Monaten deutlich gemacht. Trotzdem sind die Treibhausgas-Emissionen weiter angestiegen und die Versprechen der Länder, mehr zu tun, bleiben ungenügend.
Zu diesen Schlüssen kommen das UNO-Klimasekretariat (UNFCCC) und das UNO-Umweltprogramm (Unep) in ihren jüngsten Berichten kurz vor der nächsten Klimakonferenz im ägyptischen Sharm El-Sheikh.
«Wenn wir den Klimawandel ernst nehmen, müssen wir unverzüglich grundlegende Veränderungen anpacken: Der Elektrizitäts-, der Transport- und der Gebäudesektor müssen umgebaut werden, ebenso wie das Ernährungssystem und der Finanzsektor.» Das sagt die Direktorin des UNO-Umweltprogramms Unep, Inger Andersen, bei der Präsentation des sogenannten Emissions Gap Reports . Nur so könne der Treibhausgas-Ausstoss noch in der nötigen Frist so reduziert werden, dass das gemeinsame Ziel, die Erderwärmung auf unter 1.5 Grad Celsius zu begrenzen bis Ende des Jahrhunderts, erreichbar bleibe.
Anstatt zu sinken, sind die Emissionen in den letzten Jahren – abgesehen von einem pandemiebedingten kurzen Rückgang – aber stetig gestiegen. Und sie werden weiter steigen, mindestens bis ins Jahr 2030. Das steht im jüngsten Bericht des UNO-Klimasekretariats , der die Versprechen der knapp 200 Länder untersucht hat, die das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet haben.
Zwar haben 26 Länder seit der letzten Klimakonferenz in Glasgow im November 2021 ihre Pläne zum Klimaschutz verschärft – um rund 0.5 Gigatonnen CO₂ bis 2030. Nötig wäre aber 40 Mal mehr, nämlich eine Reduktion um 20 Gigatonnen.
Die Katastrophe abwenden
Das Bild sieht etwas besser aus, wenn die langfristigen Ziele der Staaten betrachtet werden. Viele Länder, aber auch Unternehmen, haben sich – ähnlich wie Schweiz – vorgenommen, bis Mitte des Jahrhunderts klimaneutral zu werden. Würden diese Pläne umgesetzt, sind die Chancen intakt, dass sich die Erwärmung auf 1.8 Grad Celsius begrenzen liesse.
UNO- und Nichtregierungsorganisationen kritisieren aber, dass völlig unklar sei, wie diese langfristigen Ziel erreicht werden sollen. Die mittelfristigen Vorgaben, die sich die Länder gemacht haben bis 2030, führen laut dem Unep zu einer Erwärmung von rund 2.5 Grad bis ins Jahr 2100. Die Folgen wären in vielen Teilen der Welt katastrophal. Darin ist sich die Wissenschaft einig.
Hohe Erwartungen
Das Fenster zum 1.5-Grad-Ziel, mit dem die ärgsten Folgen des Klimawandels verhindert werden könnten, sei sich am Schliessen, betonte Inger Andersen vom UNO-Umweltprogramm. Ob die Staatengemeinschaft es schafft, dieses Fenster wieder aufzureissen, wird sich an der Klimakonferenz in Sharm El-Sheikh vom 6. bis 18. November zeigen.
Wenn wir den Klimawandel ernst nehmen, müssen wir unverzüglich grundlegende Veränderungen anpacken
Die Erwartungen sind hoch, möglicherweise zu hoch. Denn an Klimakonferenzen werden die Rahmenbedingungen definiert. Die konkreten Massnahmen müssen anschliessend die Staaten selbst treffen, und das ist oft schwieriger als Ziele zu definieren, wie der jahrelange Kampf um die Revision des CO₂-Gesetzes in der Schweiz zeigt.