Indien wirft Erzfeind Pakistan vor, nicht genug gegen Terrorismus im Ausland zu tun, ihn gar zu unterstützen. Demnach soll Pakistan hinter dem Terroranschlag auf 26 Touristen in Kaschmir im letzten Monat stecken. Pakistan bestreitet dies. Zurzeit herrscht eine Waffenruhe – doch was ist dran an den Vorwürfen? SRF-Korrespondentin Maren Peters ordnet ein.
Unterstützt Pakistan Auslands-Terrorismus?
Unbestritten ist, dass Pakistan eine Vergangenheit mit staatlich finanziertem Terrorismus hat: 2021 gab der pakistanische Verteidigungsminister Khawaja Muhammad Asif zu, dass Pakistan über Jahrzehnte Terrorgruppen unterstützt habe.
Später habe Pakistan auch militante Gruppen im indisch verwalteten Teil Kaschmirs unterstützt, sagt Terrorismusforscher Abdul Basit aus Singapur. Doch diese Politik sei nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center 2001 und das Pentagon unter Druck geraten. Nach Anschlägen auf die pakistanische Premierministerin und die Armeeführung Anfang des Jahrtausends habe Pakistan realisiert, dass die Terroristen ihre Waffen nun auf ihre einstigen Unterstützer richteten.
Hat Pakistan selbst ein Problem mit Terrorismus?
Definitiv. Seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan 2001, die Pakistan mutmasslich mit aufgebaut hat, hat der Terrorismus in Pakistan deutlich zugenommen, verstärkt in den letzten Monaten. Zehntausende Menschen sind bereits bei Anschlägen ums Leben gekommen.
Pakistan führt inzwischen Krieg gegen terroristische Gruppen im eigenen Land.
Besonders aktiv sind die pakistanischen radikal-islamischen Taliban und die Balochistan Liberation Army, die für ein unabhängiges Belutschistan kämpft. «Pakistan führt inzwischen Krieg gegen terroristische Gruppen im eigenen Land», sagt Basit. Die Denkfabrik Institut für Peace Studies wirft der Regierung aber vor, nicht entschlossen genug gegen Terrorismus im Innern vorzugehen.
Hat Pakistan den grenzüberschreitenden Terror unter Kontrolle?
Ob die Regierung – wie früher – terroristische Gruppen im Ausland noch unterstützt und kontrolliert, ist unklar. Indien hatte dies nach dem jüngsten Terroranschlag in Kaschmir behauptet. Zum Anschlag bekannt hatte sich zunächst eine lokale Terrororganisation, hinter der Indien die pakistanische Terrorgruppe Laschkar-e-Taiba vermutet. Pakistan weist dies zurück.
Die Regierung hat zwar die Verantwortung von Laschkar-e-Taiba zu früheren Anschlägen in Indien bestätigt, betont aber, die Gruppe sei längst verboten und aufgelöst. Davon geht auch Terrorforscher Basit aus. Obwohl Pakistan die Schuld an dem Terroranschlag zurückgewiesen habe, sei Indien – ohne Beweise – gegen Pakistan in den Krieg gezogen.
Macht die internationale Gemeinschaft Druck auf Pakistan?
Ja. Insbesondere nach dem Terroranschlag auf die indische Wirtschaftsmetropole Mumbai im Jahr 2008, der mehr als 170 Todesopfer forderte. Dahinter steckte die islamistische Terrororganisation Laschkar-e-Taiba, hinter der damals Pakistan vermutet wurde. «Seitdem macht auch die internationale Gemeinschaft Druck auf Pakistan, Terroristen in die Schranken zu weisen», sagt Basit.
Das Ergebnis überzeugte nicht: 2018 (und bis 2022) landete Pakistan auf der grauen Liste der Financial Action Task Force. Noch immer stand Pakistan im Verdacht, Terrorgruppen heimlich zu finanzieren. Nach dem jüngsten Anschlag in Kaschmir forderte Indien die Taskforce auf, Pakistan erneut auf die graue Liste zu setzen. Basit argumentiert, dass Pakistan – als schwer angeschlagenes Land – im Kampf gegen den Terror internationale Unterstützung brauche.