Mit der Ankündigung reagiert die Unesco-Expertenkommission vor ihrer Sitzung im Juli auf das anhaltende Korallensterben an der grössten Korallenriff-Landschaft der Welt.
Völlig überrascht, ja überrumpelt sei sie von diesem Entscheid, sagte Sussan Ley. Die australische Umweltministerin war sichtlich erbost. Noch vor Tagen habe ihr die Unesco versichert, diesen drastischen Schritt nicht gehen zu wollen.
Seitenhieb gegen China
Und jetzt das. Ley fand auch gleich einen vermeintlichen Schuldigen: China habe in diesem Jahr den Vorsitz des Welterbekomitees. Australien ist seit Monaten im Streit mit Peking. Verbaler Schlagabtausch um Menschenrechte, ein Handelsboykott aus China als Quittung.
Sollte das Unesco-Komitee im Juli den Empfehlungen seiner Experten folgen, käme eine der bekanntesten natürlichen Attraktionen der Welt als Folge der globalen Klimaerwärmung auf die sogenannte Rote Liste. 2300 Kilometer lang zieht sich das Barrier Riff sich entlang der australischen Ostküste. Mit 400 Korallenarten und 1500 Fischarten.
Korallenbleiche weitet sich aus
Doch ein eigentlich natürliches Phänomen hat das Riff an immer mehr Stellen in Felder von grüngrauem, schleimigem Korallenschrott verwandelt. Korallenbleiche, eine Folge zu hoher Wassertemperaturen.
Wenn Korallen Zeit haben, sich davon zu erholen, ist Ausbleichung in der Regel kein Problem. Doch wenn Jahr um Jahr die Temperaturen steigen, dann haben die empfindlichen Korallen keine Chance mehr. Hitzewellen unter Wasser. Eine der Folgen der globalen Klimaerwärmung.
Und Australien gehört zu den führenden Schuldigen. Das Land hat rekordhohe Pro-Kopf-Emissionen und ist einer der wichtigsten Exporteure von klimaschädigender Kohle und Erdgas.
Trotz jahrelanger Warnungen von Experten, dass nur sofortiger, drastischer Klimaschutz weltweit das Riff noch retten könne, soll das so bleiben, sagen die Politiker. Zu lukrativ sei das Geschäft, zu einflussreich sind die Bergbauunternehmen in der Politik, meinen Kritiker.
Tourismusindustrie fürchtet um Ruf
Der Entscheid der Unesco könnte schwerwiegende Folgen haben für die wichtige Tourismusindustrie, denn er würde dem Ruf des Landes schaden, Naturparadies zu sein.
Trotzdem stösst er nicht überall auf Kritik. Vielleicht, so ein Meereswissenschaftler heute, sei ein Tritt der Weltgemeinschaft an das Schienbein der Nation Australien die einzige Sprache, die das Land noch verstehe.