Die Verhandlungen über eine Waffenruhe zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas sind trotz aller Vermittlungsversuche der USA erneut ergebnislos geblieben. Drohende Vergeltungsschläge der Hisbollah aus Libanon und Iran gegen Israel belasten die Lage zusätzlich. Die Gefahr eines grossen Kriegs ist nicht gebannt.
Überrascht war eigentlich niemand sonderlich, dass erneut keine Einigung zwischen Israel und der Hamas über eine Waffenruhe zustande gekommen ist. Die Gespräche wurden in der ganzen Region in den arabischen und israelischen Medien ohne grosse Hoffnung oder Optimismus verfolgt. In den palästinensischen Medien hiess es zum Teil unter Hinweis auf die Hamas, die USA kauften mit den Verhandlungen Zeit – damit Israel den Gazastreifen weiter bombardieren und Tatsachen schaffen könne.
Die seit Monaten in Israel demonstrierenden Angehörigen der Hamas-Geiseln warfen Premier Netanjahu erneut vor, er wolle gar keine Waffenruhe und setze sich zu wenig für die Verschleppten ein. Und auf den arabischen sozialen Medien herrschte der seit Wochen gleichbleibende Tenor, Israel wolle Palästinenserinnen und Palästinenser auslöschen.
Klein Plan für den Gazastreifen
Die Interessen der Konfliktparteien liegen zurzeit sehr weit auseinander. Dazu gehört unter anderem der Philadelphi-Korridor, das von Israel kontrollierte Grenzgebiet zu Ägypten. Israel ist nicht gewillt, diesen strategisch wichtigen Landstreifen der Hamas zu überlassen.
Eine Waffenruhe soll nach dem Willen Israels auch nicht zwingend das Ende des Krieges bedeuten. Die geschwächte, aber noch nicht besiegte Hamas ihrerseits möchte dagegen möglichst einen Rückzug der israelischen Streitkräfte. Und schliesslich soll dann noch um jede israelische Geisel und jeden palästinensischen Gefangenen gefeilscht werden, sollte es dereinst zu einem Austausch kommen.
Einen für alle akzeptablen Zukunftsplan für den Gazastreifen gibt es nicht. Die Hardliner auf beiden Seiten geben weiterhin den Ton an. Ob Israel und die Hamas jemals eine Lösung finden, kann niemand beantworten, der nicht direkt mit der Hamas und der israelischen Regierung zu tun hat. «Wenn aber der Wille vorhanden wäre, gäbe es vielleicht eine Waffenruhe wie im vergangenen November», schätzt SRF-Auslandredaktorin Susanne Brunner. Damals kamen über 100 Geiseln frei – und dies nur gut einen Monat nach dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober in Israel.