Sie demonstrierten Einigkeit und stärkten der Ukraine den Rücken: Der deutsche Kanzler, der französische Präsident, der britische und der polnische Premier waren am Samstag nach Kiew gereist und forderten in Absprache mit den USA eine 30-tägige Waffenruhe ab Montag. Lehne Moskau das ab, würden die Sanktionen massiv verschärft.
Putin simulierte Gesprächsbereitschaft
24 Stunden später war die Einigkeit vorbei. Mit einem klugen Schachzug schaffte es Kremlherrscher Putin, Europäer und Amerikaner zu spalten. Ohne auf die Waffenruhe einzugehen, schlug er direkte Gespräche mit der Ukraine vor, diesen Donnerstag in Istanbul. Damit simulierte er Gesprächsbereitschaft, um den Ball wieder den Ukrainern zuzuspielen.
Die europäischen Spitzenpolitiker reagierten ablehnend: Putins Vorschlag sei nicht ausreichend, so etwa der französische Präsident. Doch dann meldete sich US-Präsident Trump zu Wort und verlangte, die Ukraine müsse auf das Gesprächsangebot eingehen. Putins Kalkül war – einmal mehr – aufgegangen. Den Ukrainern blieb nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen, um nicht als Verweigerer dazustehen.
Unwahrscheinlich, dass Putin zusagt
Selenski tat das auf seine Weise: «Ich werde am Donnerstag auf Putin in der Türkei warten, persönlich», schrieb er auf der Plattform X. Das dürfte Putin nicht gefallen, würde das dem ukrainischen Präsidenten doch Legitimität verleihen – Putin behauptet seit längerem, Selenski sei kein legitimer Präsident. Und die Ukraine sei gar kein eigenständiger Staat.
Es gilt deshalb als unwahrscheinlich, dass Putin auf Selenskis Aufforderung eingeht – und ebenso, dass er ab Montagmorgen die Waffen schweigen lässt. Es liegt nun an den Europäern, in dem Fall wie angedroht, die Sanktionen zu verschärfen.