Brandon Pledger weiss, wo bei seinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern der Schuh drückt. In der Stadt Rome im Nordwesten von Georgia betreibt der ehemalige Polizist eine Lounge, die gleichzeitig Whiskey-Bar und Waffenladen ist. Der 40-Jährige bezeichnet sich als politisch unabhängig, unterstützt aber sowohl den US-Präsidenten als auch Marjorie Taylor Greene, die nach einem wüsten Streit mit Trump ihren Rücktritt als Abgeordnete per Anfang Januar ankündigte.
Ein Fehler, findet Pledger: «Ich finde es nicht gut, dass sie zurückgetreten ist. Sie hat begonnen, beiden Seiten klarzumachen, was sie falsch gemacht haben. Das weiss ich zu schätzen.» Viele Leute im Ort hätten derzeit Mühe, über die Runden zu kommen. Kritik an Donald Trump gebe es deswegen aber nicht: «Hier in der Gegend höre ich wirklich niemanden, der dem Präsidenten die Schuld gibt für die Wirtschaftslage. Das ist seltsam, aber das höre ich hier nicht.»
Politologe erwartet weitere Rücktritte
Jason Shepherd unterrichtet Politikwissenschaften an der Kennesaw State University in Taylor Greenes Wahlbezirk. Shepherd ist Republikaner und arbeitete einst für den ehemaligen Sprecher des Repräsentantenhauses, Newt Gingrich, dessen Frau Callista nun Botschafterin in Bern ist. Für die Zwischenwahlen 2026 ist er wenig zuversichtlich: «Je mehr republikanische Politiker erkennen, dass sie bald in der Minderheit sein könnten, desto mehr von ihnen werden ihren Rücktritt ankündigen.» Viele republikanische Abgeordnete und Senatoren fühlten sich wie Wasserträger für den Präsidenten, weil dieser wenig Kompromissbereitschaft zeige.
Das hält Star Black nicht davon ab, für den Sitz von Marjorie Taylor Greene zu kandidieren. Black ist Unternehmerin und arbeitete 28 Jahre für die nationale Katastrophenschutzbehörde Fema, mit deren Abschaffung Donald Trump noch im Frühling liebäugelte. Kritisieren will sie ihn dafür nicht.
Auch Trumps Zollpolitik, die für die hartnäckige Teuerung mitverantwortlich gemacht wird, unterstützt sie: «Werden wir das ein wenig zu spüren bekommen? Ja. Aber nur kurzfristig. Wir werden erleben, wie die Produktion in die Vereinigten Staaten zurückkehrt. Wir werden unseren Arbeitnehmern wieder Arbeit geben können. Der Präsident hat ein langfristiges Ziel und einen langfristigen Plan und darauf müssen wir einfach vertrauen.» Im Stil allerdings unterscheidet sich Black vom Präsidenten: «Wir müssen wieder lernen, die Gemeinsamkeiten zu betonen und nicht das, was uns trennt.»
Trump-Nachfolge: Vance statt Greene
Die Zukunft der abtretenden Marjorie Taylor Greene ist derweil offen. Ihr werden Ambitionen aufs Präsidentschaftsamt nachgesagt. Barbetreiber Brandon Pledger kennt Taylor Greene persönlich. Er glaubt nicht, dass sie bei der republikanischen Basis eine Chance hätte.
Pledger selbst hat Präferenzen für die Trump-Nachfolge: «Ich würde für J.D. Vance stimmen. Er ist arm aufgewachsen, ist jetzt Vizepräsident der USA und er war in der Marine. Er erfüllt viele meiner Anforderungen.» Doch ob Trump, Greene oder Vance: Im Städtchen Rome gilt trotz Streit bei den Republikanern weiterhin «America First».