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US-Präsident unter Druck Donald Trump zeigt Schwächen

In Indiana hat sich Bemerkenswertes zugetragen: Die Republikaner schlugen Donald Trump einen Wunsch ab. Trump wollte, dass im Bundesstaat die Wahldistrikte neu gezogen werden, sodass die Republikaner zusätzliche Parlamentssitze gewinnen können.

Anderswo, etwa in Texas, leisteten die Republikaner Folge. Nicht aber im Parlament von Indiana, wo sich ein Teil der Republikaner weigerte, obwohl Trump auf seinem sozialen Netzwerk «Truth Social» wütend drohte und Vizepräsident JD Vance nach Indiana gereist war, um Überzeugungsarbeit zu leisten.

Es gibt weitere Evidenz dafür, dass Trump die Partei wohl nicht mehr vollkommen unter Kontrolle hat: Als im Abgeordnetenhaus eine Abstimmung über die Herausgabe der «Epstein Files» erzwungen wurde, verhalfen vier Republikanerinnen und Republikaner dem Vorhaben zum Durchbruch, trotz Druckversuchen des Weissen Hauses. Die Abgeordnete Marjorie Taylor Greene wurde von einer treuen Verbündeten zur ausgesprochenen Trump-Kritikerin.

Trump als Hypothek

Viele Republikaner richten den Blick wohl schon auf eine Zeit nach Trump, sicher aber auf die Kongresswahlen im Herbst 2026. Es wird ohnehin anspruchsvoll, die knappe republikanische Mehrheit im Abgeordnetenhaus zu verteidigen. Jetzt aber mehren sich die Hinweise auf eine vielleicht schmerzhafte Niederlage.

Die Demokraten haben die Gouverneurswahlen in den Bundesstaaten New Jersey und Virginia überzeugend gewonnen – in einem für die Republikaner eigentlich sicheren Wahldistrikt. Im Bundesstaat Tennessee kam eine Demokratin bei einer Ersatzwahl ihrem republikanischen Gegner erstaunlich nahe. In Miami wurde erstmals seit fast 30 Jahren eine demokratische Stadtpräsidentin gewählt.

Stolperfalle Wirtschaft

Die Demokraten setzen stark auf das Wahlkampfthema der hohen Lebenshaltungskosten, für die sie Trump (und seine Zölle) verantwortlich machen können. Trump behauptet derweil, das Thema sei eine Erfindung der Demokraten. In einem Interview erklärte er, die derzeitige Wirtschaftslage verdiene die Note «A+++++».

Schon Trumps Vorgänger Joe Biden hatte versucht, den Leuten einzureden, die Wirtschaft laufe gut, obwohl sie von hohen Preisen geplagt wurden. Die Teuerung trug massgeblich zur demokratischen Niederlage im November 2024 bei. Trump scheint diesen Fehler zu wiederholen und dürfte, je näher die Wahlen kommen, für die eigene Partei zur Hypothek werden. Weitere Republikaner dürften versucht sein, auf Distanz zu gehen.

Eine lahme Ente?

Trump ist eine politische Ausnahmeerscheinung – und die Erfahrung zeigt, dass man ihn nicht zu früh abschreiben sollte. Doch seine Umfragewerte sind, gerade was seine Wirtschaftspolitik angeht, schlecht. Bilder aus einer Kabinettssitzung passen zum Eindruck, Trump habe den Höhepunkt seiner Macht überschritten. Der 79-Jährige schien im Kreise seiner Minister zu dösen.

Dass Trump Zuflucht beim Thema Migration sucht, das massgeblich zu seinem politischen Erfolg beitrug, scheint zu bestätigen, dass er in der Defensive ist: Trump reitet derzeit besonders heftige Angriffe gegen Einwanderer, speziell gegen solche mit somalischer Herkunft.

Mancherorts ist zu lesen, Trump sei bereits eine «lahme Ente». Dieser Eindruck würde viel stärker werden, falls die Republikaner die Kongresswahlen im nächsten Jahr verlieren sollten. Das würde natürlich nichts daran ändern, dass Trump bis Januar 2029 US-Präsident bleibt. Bis dahin kontrolliert er den riesigen Apparat der Bundesverwaltung, er kann Zölle erheben – oder Kriege beginnen.

Andrea Christen

USA-Korrespondent

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Andrea Christen ist USA-Korrespondent für Schweizer Radio SRF. Zuvor war er stellvertretender Redaktionsleiter von SRF 4 News und Auslandredaktor. Er arbeitet seit 2010 für SRF.

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SRF 4 News, 9.12.2025, 7 Uhr

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