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Krisenbekämpfung Simbabwe kämpft mit Goldmünze gegen Hyperinflation

Ob die Aktion in Simbabwe etwas bewirken wird, darf bezweifelt werden. Wer kann sich schon eine Goldmünze für 1800 Dollar leisten?

Worum geht es? Simbabwe will eine Goldmünze herausgeben und damit die seit Jahren grassierende Hyperinflation bekämpfen. Dank der Münzen aus im Land geschürftem Gold sollen die Preise stabiler werden, wie die Regierung des südafrikanischen Landes meldet. Eine Münze soll rund 1800 Dollar kosten. Die Regierung hofft, dass möglichst viele Goldmünzen mit Dollar bezahlt werden und sie so an Devisen kommt. Die Münze darf nach dem Kauf während sechs Monaten nicht weiterverkauft werden.

Wenn sich die Leute kein Brot mehr kaufen können, könnte auch die Regierung destabilisiert werden.
Autor: Naveena Kottoor Journalistin, lebt in Kenia

Wer kann sich dies leisten? 1800 Dollar für eine Goldmünze können sich in Simbabwe, wo das Bruttoinlandprodukt pro Kopf gerade mal gut 1200 Dollar beträgt und 40 Prozent der Leute unter der Armutsgrenze leben, nur wenige Menschen leisten. «Etwa Leute, die im Goldhandel oder sonst im Handel tätig sind», sagt Naveena Kottoor, freie Journalistin in Kenia. Die Hyperinflation habe in Simbabwe dazu geführt, dass niemand mehr die lokale Währung wolle – weil diese eben sehr rasch sehr viel an Wert verliert. So seien mancherorts die Preise in lokaler Währung viel höher als in Dollar. Die Händler wollen damit erreichen, dass möglichst viele ihrer Waren in Dollar bezahlt werden und sie so an Devisen kommen.

Wie zeigt sich die Hyperinflation? Die Preise in Simbabwe steigen ständig und stark an, gerade in letzter Zeit sind die Preise von Importwaren nochmals gestiegen. Mit ihren Gehältern können sich Menschen aus der Mittelschicht wie Lehrer oder Krankenschwestern bloss noch die Hälfte dessen leisten, was sie noch vor Kurzem konnten. Deshalb ist es in Simbabwe in letzter Zeit auch zu Protesten gekommen. Es wurde gefordert, dass die Gehälter zur Hälfte in Dollar ausbezahlt werden.

Protestierende Frauen in Simbabwe.
Legende: Im Juni kam es in Simbabwe zu Protesten, etwa von Spitalangestellten. Sie verlangten mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen. Keystone/Aaron Ufumeli

Warum handelt die Regierung jetzt? «Wenn die Leute kein Brot mehr kaufen können, könnten auch das System und die Regierung destabilisiert werden», sagt die Journalistin Naveena Kottoor. Deshalb solle die Wirtschaft stabilisiert werden. Ob die Goldmünze helfen kann, ist allerdings unklar. So bezeichnete der Internationale Währungsfonds IWF die Massnahme mit der Goldmünze als «ungewöhnlich».

Zugleich betonte er, dass die Hyperinflation in Simbabwe nicht mit einer einzelnen Massnahme in den Griff zu kriegen sei. Vielmehr sei ein umfassendes Massnahmenpaket nötig, in welchem auch Korruption und das Thema öffentliche Gelder angegangen werden müsse. «Nur so kann man wieder Vertrauen in die simbabwische Wirtschaft schaffen», so Kottoor.

SRF 4 News, 28.07.2022, 08:50 Uhr ; 

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