- Die Schweizergarde braucht in Rom eine neue Kaserne. Kostenpunkt: 50 Millionen Franken.
- Schweizer Kantone spenden dafür Millionen Franken aus öffentlichen Geldern.
- Die Walliser Regierung hält trotz Kritik an einer Millionenspende aus dem Lotteriefonds fest.
«Steinreich und trotzdem auf Betteltour» steht auf dem Plakat, das Valentin Abgottspon im Zentrum von Visp neben seinen Stand klebt. Auf dem Bild sieht man eine Karikatur des Papstes, der auf einem Geldkoffer sitzt. Abgottspon sammelt Unterschriften für eine Petition, die die versprochenen eine Million Franken der Walliser Regierung für den Kasernen-Neubau der Schweizergarde in Rom verhindern will.
«Das Volk soll darüber entscheiden können, ob es mit der Spende von einer Million Franken aus dem Lotteriefonds einverstanden ist», sagt Valentin Abgottspon zur «Rundschau». Er ist Vizepräsident der Freidenker-Vereinigung, die sich für die Trennung von Kirche und Staat einsetzt.
Umstrittene Gelder aus öffentlicher Hand
Der grösste Teil der Spendengelder für den Neubau der Kaserne in Rom kommt von privaten Spendern, Stiftungen und der katholischen Landeskirche. Doch die Schweizergarde kann auch auf öffentliche Gelder zählen: Fünf Millionen Franken hat der Bund zugesichert und die Kantone bisher über vier Millionen.
Die grösste Summe spendet das Wallis: eine Million Franken. Die Gelder aus der öffentlichen Hand für den reichen Vatikan sind umstritten. Im Kanton Luzern, dem einzigen Kanton, wo das Volk überhaupt abstimmen konnte, wurde der Beitrag deutlich abgelehnt.
Regierung hält an Spendengeldern fest
Nebst den Freidenkern kritisieren im Wallis auch Parlamentarier und Parlamentarierinnen die zugesicherte Spendenmillion. SP-Grossrätin Claudia Alpiger wollte von der Regierung in einem Vorstoss wissen, weshalb die Million aus dem Lotteriefonds nicht im Parlament beraten worden und ob die Spende rechtmässig sei.
Die Walliser Regierung hielt vergangene Woche in der Herbstsession nochmals am Beschluss fest: Die Unterstützung der Schweizergarde sei von öffentlichem Interesse und die Spende deshalb gerechtfertigt. Der Walliser Staatsrat Frédéric Favre sagt gegenüber der «Rundschau»: «Im Wallis ist es Aufgabe der Exekutive, die Gelder aus dem Lotteriefonds zu bewilligen.»
Notwendiger Kasernen-Neubau
Dass die Schweizergarde einen Neubau braucht, ist unumstritten. Die alten Gemäuer entsprechen nicht mehr heutigen Anforderungen: zu wenig Platz für die 134 Gardisten und Schimmel an den Wänden.
Schweizer Unterstützung für das Projekt kommt auch von prominenter Seite. Alt-Bundesrätin Doris Leuthard ist Präsidentin des Patronatskomitees einer Stiftung, die extra für die Sammlung Schweizer Spendengelder ins Leben gerufen wurde. «Der Werbeeffekt der Schweizergarde für die Schweiz ist unbezahlbar», begründet sie. Von den 50 Millionen Franken für den Neubau sind bereits über 49 Millionen Franken im Spendentopf.