53 internationale Sportverbände haben ihren Sitz in der Schweiz. Lange war die Freude darüber ungeteilt, denn sie brachten internationales Renommee. Doch seit einigen Jahren lösen einzelne Verbände auch Kritik aus: wegen Korruptionsfällen oder der Nähe zu Autokraten – wie aktuell zum russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Und dennoch: Das Internationale Olympische Komitee und andere internationale Sportverbände wollen ihre russischen Funktionärinnen und Funktionäre nicht ausschliessen. Das bedauert Roland Fischer. Der grünliberale Luzerner Nationalrat ist Mitglied der Aussenpolitischen Kommission (APK).
Fischer spricht von «mangelnder Sensibilität» des IOC und sagt: «Man muss beachten, dass die Funktionäre, um die es hier geht, meistens eine noch engere Beziehung zu den Regimen aufweisen als die Sportlerinnen und Sportler, die ja bereits sanktioniert sind. Umso unverständlicher ist für mich die Reaktion des IOC.»
Die russischen Sportlerinnen und Sportler wurden von ihren Wettkämpfen ausgeschlossen, aber russische und belarussische Spitzenfunktionäre dürfen weitermachen. Das geht für Fischer nicht auf. Genau gleich sieht es Elisabeth Schneider-Schneiter, Mitte-Nationalrätin aus dem Baselbiet und ebenfalls APK-Mitglied.
Die Schweiz hat als Standort eine Reputation zu verlieren.
Schneider-Schneiter betont: «Die Schweiz soll an ihrer Forderung unbedingt festhalten, dass Funktionäre aus diesen Ländern ausgeschlossen werden sollen. Die Schweiz hat als Standort auch eine Reputation zu verlieren. Und sie ist nur glaubwürdig, wenn sie an dieser Forderung festhält.»
Für die beiden Mitglieder der APK des Nationalrats ist klar, dass der gute Ruf der Schweiz auf dem Spiel steht. Laut Fischer ist es denkbar, dass die Reputation der Schweiz leidet. «Denn wenn eine solche grosse Organisation in der Schweiz ihren Sitz hat, dann ist es möglich, dass ihr Verhalten auch auf die Schweiz abfärbt.»
Wenn eine solche grosse Organisation in der Schweiz ihren Sitz hat, ist es möglich, dass ihr Verhalten auch auf die Schweiz abfärbt.
Roland Fischer und Elisabeth Schneider-Schneiter hoffen deshalb, dass der Druck noch wirkt und das IOC seine Haltung überdenkt – und schliesslich die russischen Funktionäre doch suspendiert.