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Kritik von Pharmabranche Trump unterzeichnet Dekret für tiefere Medikamentenpreise

Trump sieht die USA wegen hohen Medikamentenpreisen benachteiligt. Mit einem Erlass setzt er die Pharmabranche unter Druck.

Darum geht es: US-Präsident Donald Trump will die Preise für verschreibungspflichtige Medikamente in den USA per Erlass deutlich verringern. Er hatte den Plan bereits in der Nacht zuvor auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social angekündigt. Die Welt frage sich, warum verschreibungspflichtige Medikamente in den USA so viel teurer seien als in anderen Ländern der Welt, obwohl sie im selben Labor vom selben Unternehmen hergestellt würden, schrieb er. «Es war immer schwer zu erklären und sehr peinlich, denn in Wahrheit gab es keine richtige oder gerechtfertigte Erklärung.»

So geht es weiter: Trump gibt den Arzneimittelherstellern 30 Tage Zeit, um die Preise zu senken. Kommt es nicht zu einer Einigung, soll das sogenannte «most favored nation»-Prinzip (MFN) durchgesetzt werden: Die Preise für Medikamente in den USA sollen sich an die tiefsten Preise in anderen Ländern orientieren. Es war zunächst offen, ob es nur um Arzneimittel geht, die vom staatlichen Krankenversicherungs­programm für Senioren (Medicare) abgedeckt werden – oder ob Trump mit der Preisregulierung noch einen Schritt weitergehen will. Trump versprach, dass die Arzneimittelpreise in den USA um 30 bis 80 oder sogar 90 Prozent sinken würden.

Person in Anzug spricht in Mikrofon.
Legende: Trump forderte in seiner Pressekonferenz zum Dekret, dass die USA nicht alleine für die Forschung und Entwicklung von Medikamenten aufkommen. REUTERS/Nathan Howard

So hoch sind die Preise in den USA: 2022 waren Medikamente (Originalpräparate und Generika) im Schnitt fast dreimal teurer als in 33 OECD-Vergleichsländern. Noch deutlicher ist der Unterschied, wenn es um Markenmedikamente mit Patentschutz geht. Sie sind im Vergleich durchschnittlich 4.2-mal teurer. Generika sind in den USA hingegen im Schnitt 33 Prozent günstiger als in anderen Ländern. Die Nutzung von Generika ist in den USA hoch, dennoch gleicht dies nicht die höheren Preise von Originalpräparaten aus, wie eine Studie des US-Think-Tanks Rand zeigt.

Darum haben die USA höhere Preise: Im Gegensatz zu europäischen Ländern gibt es in den USA keine zentrale staatliche Preisregulierung, die für alle Arzneimittel greift. Die Pharmaindustrie spielt die bedeutendste Rolle bei der Frage, wie viel ein Medikament kostet – der staatliche Einfluss ist begrenzt. Trump geht davon aus, dass mit dem MFN-Prinzip die Medikamentenpreise im Rest der Welt steigen und sich sodann an die sinkenden US-Preise angleichen. «Wir subventionieren die Gesundheitsversorgung anderer», sagte Trump im Weissen Haus an seiner Pressekonferenz zum Erlass.

So reagiert die Branche: «Staatliche Preisfestsetzungen in jeglicher Form sind schlecht für amerikanische Patienten», kritisierte Alex Schriver von PhRMA, der führenden Lobbyorganisation der US-Pharmaindustrie. Die Unternehmen argumentieren, dass es unfair sei, die Listenpreise mit den finalen Preisen der Medikamente zu vergleichen. Nach Verhandlungen mit den Versicherern seien die bezahlten Preise wesentlich tiefer. Schliesslich hätten die höheren Preise auch einen Vorteil: Amerikanische Patienten hätten schneller Zugang zu neuen Medikamenten. Klar ist, dass sich die Pharmafirmen gegen den Plan wehren werden.

Aktien von Schweizer Pharmaunternehmen tauchen

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Fliessband mit Medikamentenfläschchen in einer Fabrik.
Legende: Archiv/Keystone/AP Photo/Julio Cortez

Die Vorankündigung von Trump auf Truth Social am Sonntag hat Anleger von Schweizer Pharma-Aktien verunsichert. Am Montagmorgen notierten an der Börse die Titel von Roche, Lonza, Sandoz und Novartis zwischenzeitlich 2.0 bis 3.7 Prozent im Minus. Am Nachmittag, als Trump seine Pressekonferenz startete, erholten sich die Kurse wieder. Roche schloss bei +1.7 Prozent, Novartis bei +0.8 Prozent.

Möglicherweise verhalfen Roche und Novartis ihre US-Ausbaupläne zu einer Erholung, meinte ein Händler. Roche will rund 1.25 Milliarden Dollar in zwei US-Standorte investieren. Dies ist laut Roche Teil des dem bereits früher angekündigten Pakets von bis zu 50 Milliarden Dollar für US-Investitionen. Novartis will 23 Milliarden in den USA investieren.

Die Titel des Pharmazulieferers Lonza (-1.5%) oder von Sandoz (-0.6%) konnten die Einbussen zwar reduzieren, schlossen aber im Minus.

SRF 4 News, 12.05.2025, 2 Uhr ; 

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