2015 war Tesla Gründer Elon Musk überzeugt, dass künstliche Intelligenz schon in naher Zukunft so mächtig sein wird, dass sie zur Bedrohung werden kann. «Wenn wir eine künstliche Intelligenz erschaffen, die dem Menschen auf verschiedenen Gebieten haushoch überlegen ist, dann ist es wichtig, dass diese KI gutartig ist», erklärte Musk in einem Interview mit dem Online-Magazin «Recode» . Der Unternehmer warnte zudem vor den Gefahren, die drohen, falls ein einziges Unternehmen diese Technologie dominieren würde.
Musk gründete mit anderen Unternehmern aus dem Silicon Valley die gemeinnützige Gesellschaft OpenAI, ein Forschungslabor für künstliche Intelligenz. Mit dabei waren neben den Milliardären Peter Thiel (Facebook) und Reid Hoffman (LinkedIn) auch Amazon und der indische IT-Konzern InfoSys.
Nur Gutes für die Menschheit?
OpenAI verschrieb sich hehren Zielen: Die Non-Profit-Organisation sollte an der Erforschung und Entwicklung von künstlicher Intelligenz arbeiten, die der Menschheit dient. Die Forschungsergebnisse sollten öffentlich zugänglich sein und anderen zur Verfügung stehen.
2018 verliess Musk die Organisation. 2019 folgte ein wichtiger Bruch: OpenAI gründete zusammen mit Investoren ein profitorientiertes Unternehmen. Eine wichtige Rolle spielte dabei Microsoft: Der IT-Konzern hat bis heute mehr als zehn Milliarden Dollar investiert. Microsoft sieht in KI grosses Potenzial für die eigene Suchmaschine «Bing», den ewigen zweiten hinter Google.
Dialog statt Stichworte
In Zukunft soll man dank KI bequemer suchen können. Statt eine Abfrage mit Stichwörtern und eine Antwort, die aus einer Sammlung von Links besteht, soll man mit der Suchmaschine einen Dialog führen wie mit ChatGPT, so die Vision.
Auf diese Weise will Microsoft «Bing» benutzerfreundlicher und attraktiver machen und so Konkurrent und Marktführer Google konkurrenzieren. Die Vision ist bereits Realität: Microsoft hat in diesen Tagen eine chatbasierte Suche angekündigt.
Das setzte Google unter Druck, denn ein Grossteil der Einnahmen verdankt der IT-Konzern seiner Suchmaschine. Google zog nach und kündigte ebenfalls eine neue Oberfläche für die eigene Suchmaschine an, die auf einem Chat-Roboter basiert.
Möglich war das, weil Google seit Jahren an KI-Software forscht und zu den führenden Unternehmen auf diesem Bereich gehört.
Mehr Regulierung von KI-Projekten
Nicht überall stösst diese dynamische Entwicklung auf Begeisterung. In einem Interview mit Bloomberg warnt KI-Forscher und Ethiker David Leslie vor dem Tempo, mit dem ein breites Publikum plötzlich Zugang zu künstlicher Intelligenz bekommt.
Der Wissenschaftler vom britischen Turing Institute kritisiert, dass Chat-Roboter noch fehlerhaft seien und dass sie missbraucht werden können: für Cyberangriffe oder zur Verbreitung von Fake News zum Beispiel. Er fordert Regulierungen und eine unabhängige Überwachung. Es könne nicht sein, dass die gemeinnützige Organisation OpenAI ihr eigenes Unternehmen kontrolliere.
Das Rennen um die beste KI-Anwendung geht weiter. Auch der chinesische IT-Konzern Baidu hat bereits einen Chatbot für die eigene Suchmaschine angekündigt.