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Late-Night-Showmaster Warum wurde Jimmy Kimmels Show abgesetzt?

Der US-Sender ABC begründet den Schritt mit Kimmels Aussagen zu Charlie Kirks Attentäter. Nur ein Vorwand? Plausibel.

Die Geschichte schlägt hohe Wellen: «Jimmy Kimmel live», eine der grössten Late-Night-Shows in den USA, wurde vorerst abgesetzt. Der Sender ABC begründete den Schritt mit Äusserungen Kimmels über den Attentäter von Aktivist Charlie Kirk. Ist das glaubwürdig?

Das hat Jimmy Kimmel genau gesagt

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Der Sender erklärt nicht genau, welche Aussagen von Kimmel zur Entscheidung der Absetzung der Sendung geführt hat. In der gemeinten Sendung sagte Kimmel wörtlich: «Wir sahen einen Tiefpunkt mit der Maga-Gang, die versucht, den Jungen, der Charlie Kirk ermordete, nicht als einen von ihnen darzustellen, und alles tut, um das politisch auszunutzen.» Ausserdem machte sich Kimmel über Trumps Trauerbewältigung lustig. (Youtube, ab 2.00)

Offenkundig ist, dass die US-Regierung und der von Trump eingesetzte Vorsitzende der US-Medienaufsichtsbehörde FCC Druck auf regierungskritische Medien ausüben. Eineinhalb Tage nach der Ausstrahlung der Kimmel-Sendung bezeichnete der FCC-Chef Brendan Carr Kimmels Aussagen in einem Podcast als «krank».

Mann mit Bart grinst in Kamera
Legende: Darf seine Show auf unbestimmte Zeit nicht mehr moderieren: Jimmy Kimmel. Keystone/AP/Richard Shotwell

Carr kündigte an, zu prüfen, welche Mittel man gegen ABC in Erwägung ziehe. Er betonte, dass die lokalen Sendebetreiber viel Macht über ABC hätten, weil die Betreiber darüber entschieden, ob sie die nationalen Programme von ABC wie die Kimmel-Show ausstrahlten. «Es ist Zeit für sie, sich zu wehren», so Carr.

Wenige Stunden nach Carrs Drohung teilte der Sendebetreiber Nexstar, der mit dutzenden Lokalsendern Inhalte von ABC ausstrahlt, dem Sender ABC mit, Kimmels Show aus dem Programm zu streichen. Ein weiterer Betreiber folgte. Kurze Zeit später war die Show abgesetzt.

«Powerplay der Trump-Regierung»

Wichtig zu wissen: Die lokalen Sendergruppen strahlen ihre Programme über öffentliche Frequenzen aus. Die Lizenzen dafür erteilt die FCC. Die Aufsichtsbehörde stellt sicher, dass die Sender «im öffentlichen Interesse» arbeiten, wie CNN berichtet. Zwar habe die FCC seit Jahrzehnten keine Lizenzverlängerung abgelehnt, doch Trump habe wiederholt den Inhabern von TV-Lizenzen gedroht.

Trump und Carr sprechen mit einander.
Legende: Setzen die regierungskritische Medienlandschaft unter Druck: Brendan Carr und Donald Trump. Brandon Bell/Pool via AP

«Trump hat die Medien generell als Feinde des Volkes bezeichnet», sagt auch SRF-USA-Korrespondent Roger Aebli. Trump habe in der Vergangenheit gegen Medienhäuser wie CBS und ABC geklagt, die sich ihm gebeugt hätten. Kürzlich verklagte Trump auch die «New York Times». Ein Gericht lehnte diese aber zunächst ab.

Dieses «Powerplay der Trump-Regierung» und von gewissen Aufsichtsbehörden zeige, welches Medienverständnis Trump habe: «Was auch immer von der rechten Seite, vom Maga-Lager, kommt, ist von der Meinungsfreiheit gedeckt. Wenn es Trump-kritisch wird, werden Medien eingeschüchtert. Da sehe ich durchaus System», so Aebli.

Screenshot eines Truth Social-Posts von Donald J. Trump über die Absage der Jimmy Kimmel Show.
Legende: Screenshot von Truth Social von @realDonaldTrump

Trump reagierte denn auch erfreut über die Absetzung der Show. «Grosse Neuigkeiten für Amerika», postete er.

Der Hebel der FCC

Nicht nur in Sachen Lizenzvergabe kann die FCC mitreden, sondern auch dann, wenn Medienunternehmen beschliessen, zu fusionieren. Das strebt aktuell auch der Sendebetreiber Nexstar an.

Absetzung von Stephen Colbert auch während Fusionsgesprächen

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Person mit Brille vor dunkelgrauem Hintergrund.
Legende: Wurde ebenfalls von seiner Show abgesetzt: Stephen Colbert. Photo by Richard Shotwell/Invision/AP

Der Fall von Jimmy Kimmel weist Parallelen zur kürzlichen Absetzung von Showmaster Stephen Colbert auf. Bei Colbert hiess es, wirtschaftliche Gründe hätten den Ausschlag dafür gegeben. Aber auch da war das Mutterhaus CBS in Fusionsgespräche involviert, welche die Aufsichtsbehörde FCC durchwinken muss.

Ein weiteres Problem: Der Sender würde zu mächtig werden. In den USA darf ein Medienunternehmen maximal 39 Prozent des Marktes beherrschen, gemessen an den Haushalten, die erreicht werden. Es geht darum, der Medienkonzentration Einhalt zu gebieten und die Medienvielfalt zu gewährleisten.

Mit anderen Worten: Will Nexstar die Fusion vollziehen, müsste die FCC auch die geltenden Regulierungen lockern. «Man ist ein Stück weit auch von der Kooperation der FCC abhängig», sagt Kommunikations­wissenschaftler und USA-Kenner Klaus Kamps.

Nexstars Verhalten weckt Erinnerungen

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Vor einem Jahr wollte der Medienkonzern Paramount mit Skydance fusionieren. Dafür brauchten die Firmen grünes Licht der FCC. Während dieser Zeit hatte Trump Klage gegen den Sender CBS eingelegt.

Anlass war ein vom Sender gezeigtes Interview mit der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris, wobei ihre Antworten laut Klage so geschnitten wurden, was sie in ein besseres Licht gerückt haben soll. Schliesslich liess sich Paramount auf einen Deal ein und zahlte Trump 16 Millionen Dollar, um den Rechtsstreit aussergerichtlich zu beenden. Im gleichen Monat winkte die FCC die Fusion mit Skydance durch.

«Variety», eine Zeitschrift der Filmbranche, fragte Nexstar, ob die Entscheidung, die Show nicht mehr zu zeigen, von FCC-Chef Carr beeinflusst war. Nexstar verneint. Die Geschäftsleitung alleine habe entschieden, ohne Rücksprache mit der FCC oder einer anderen Behörde. Auch die laufenden Fusionsgespräche hätten damit nichts zu tun.

Tagesschau, 18.09.2025, 19:30 Uhr

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