Die Geschichte schlägt hohe Wellen: «Jimmy Kimmel live», eine der grössten Late-Night-Shows in den USA, wurde vorerst abgesetzt. Der Sender ABC begründete den Schritt mit Äusserungen Kimmels über den Attentäter von Aktivist Charlie Kirk. Ist das glaubwürdig?
Offenkundig ist, dass die US-Regierung und der von Trump eingesetzte Vorsitzende der US-Medienaufsichtsbehörde FCC Druck auf regierungskritische Medien ausüben. Eineinhalb Tage nach der Ausstrahlung der Kimmel-Sendung bezeichnete der FCC-Chef Brendan Carr Kimmels Aussagen in einem Podcast als «krank».
Carr kündigte an, zu prüfen, welche Mittel man gegen ABC in Erwägung ziehe. Er betonte, dass die lokalen Sendebetreiber viel Macht über ABC hätten, weil die Betreiber darüber entschieden, ob sie die nationalen Programme von ABC wie die Kimmel-Show ausstrahlten. «Es ist Zeit für sie, sich zu wehren», so Carr.
Wenige Stunden nach Carrs Drohung teilte der Sendebetreiber Nexstar, der mit dutzenden Lokalsendern Inhalte von ABC ausstrahlt, dem Sender ABC mit, Kimmels Show aus dem Programm zu streichen. Ein weiterer Betreiber folgte. Kurze Zeit später war die Show abgesetzt.
«Powerplay der Trump-Regierung»
Wichtig zu wissen: Die lokalen Sendergruppen strahlen ihre Programme über öffentliche Frequenzen aus. Die Lizenzen dafür erteilt die FCC. Die Aufsichtsbehörde stellt sicher, dass die Sender «im öffentlichen Interesse» arbeiten, wie CNN berichtet. Zwar habe die FCC seit Jahrzehnten keine Lizenzverlängerung abgelehnt, doch Trump habe wiederholt den Inhabern von TV-Lizenzen gedroht.
«Trump hat die Medien generell als Feinde des Volkes bezeichnet», sagt auch SRF-USA-Korrespondent Roger Aebli. Trump habe in der Vergangenheit gegen Medienhäuser wie CBS und ABC geklagt, die sich ihm gebeugt hätten. Kürzlich verklagte Trump auch die «New York Times». Ein Gericht lehnte diese aber zunächst ab.
Dieses «Powerplay der Trump-Regierung» und von gewissen Aufsichtsbehörden zeige, welches Medienverständnis Trump habe: «Was auch immer von der rechten Seite, vom Maga-Lager, kommt, ist von der Meinungsfreiheit gedeckt. Wenn es Trump-kritisch wird, werden Medien eingeschüchtert. Da sehe ich durchaus System», so Aebli.
Trump reagierte denn auch erfreut über die Absetzung der Show. «Grosse Neuigkeiten für Amerika», postete er.
Der Hebel der FCC
Nicht nur in Sachen Lizenzvergabe kann die FCC mitreden, sondern auch dann, wenn Medienunternehmen beschliessen, zu fusionieren. Das strebt aktuell auch der Sendebetreiber Nexstar an.
Ein weiteres Problem: Der Sender würde zu mächtig werden. In den USA darf ein Medienunternehmen maximal 39 Prozent des Marktes beherrschen, gemessen an den Haushalten, die erreicht werden. Es geht darum, der Medienkonzentration Einhalt zu gebieten und die Medienvielfalt zu gewährleisten.
Mit anderen Worten: Will Nexstar die Fusion vollziehen, müsste die FCC auch die geltenden Regulierungen lockern. «Man ist ein Stück weit auch von der Kooperation der FCC abhängig», sagt Kommunikationswissenschaftler und USA-Kenner Klaus Kamps.
«Variety», eine Zeitschrift der Filmbranche, fragte Nexstar, ob die Entscheidung, die Show nicht mehr zu zeigen, von FCC-Chef Carr beeinflusst war. Nexstar verneint. Die Geschäftsleitung alleine habe entschieden, ohne Rücksprache mit der FCC oder einer anderen Behörde. Auch die laufenden Fusionsgespräche hätten damit nichts zu tun.