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Le­bens­mit­tel­abfälle Foodwaste: Die Schweiz belegt in Europa einen Spitzenplatz

170 Kilogramm Lebensmittel schmeissen wir gemäss Schätzungen der UNO hierzulande im Jahr pro Person weg. Ein Überblick.

Das Osterwochenende steht vor der Tür. Vielerorts werden Eier gefärbt, Nester gesucht und vor allem reichlich gegessen. Das Essen landet allerdings nicht nur auf dem Teller, sondern auch im Abfall.

Worum geht es? Über eine Milliarde Mahlzeiten werden laut einem neuen UNO-Bericht weltweit pro Tag weggeschmissen. Gleichzeitig hungern demnach fast 800 Millionen Menschen weltweit. «Le­bens­mit­tel­ver­schwen­dung ist eine globale Tragödie», so Inger Andersen, die Geschäftsführerin des Umweltprogramms der Vereinten Nationen UNEP. So seien 2022 rund 19 Prozent der weltweit produzierten Lebensmittel verschwendet worden. Laut den Schätzungen der UNO fallen etwa 60 Prozent davon in den privaten Haushalten an. Das sind knapp 80 Kilogramm pro Person im Jahr.

Hier finden Sie den ganzen UNO-Bericht

So wird Foodwaste definiert

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Eine Person lehrt Essen auf einem Teller in einen Abfalleimer.
Legende: Getty Images/ Kinga Krzeminska

Der Bericht der UNO bezieht sich auf alle Bestandteile von Lebensmitteln, die verarbeitet, halbverarbeitet oder roh für den menschlichen Verzehr bestimmt sind. Darin enthalten sind auch Bestandteile, die bei der Herstellung, Zubereitung oder Behandlung von Lebensmitteln verwendet wurden. Alles, was davon aus der «menschlichen Lebensmittelversorgungskette» entfernt wird, gilt demnach als Foodwaste. Daher umfassen diese Lebensmittelabfälle sowohl die essbaren als auch die ungeniessbaren Teile wie Knochen, Schalen oder Kerne.

Das Bundesamt für Umwelt Bafu versteht unter Lebensmittelverschwendung oder Foodwaste wiederum nur die vermeidbaren Lebensmittelverluste. Das heisst: die essbaren Anteile der Lebensmittel, die für den menschlichen Verzehr produziert, aber nicht von Menschen konsumiert werden. Die nicht essbaren oder laut Bafu «in unserer Kultur als nicht essbar» betrachteten Bestandteile sind hierbei ausgeschlossen.

Wie steht die Schweiz im europäischen Vergleich da? Die Schweiz übertrifft mit 119 Kilogramm pro Person, die in den privaten Haushalten im Abfall landen, deutlich den europäischen Durchschnittswert. Hier sind allerdings auch Lebensmittelbestandteile eingerechnet, die nicht zum Verzehr gedacht sind.

Kommen der Detailhandel und die Gastronomie dazu, rechnen die Studienautoren der UNEP in der Schweiz gar mit 170 Kilogramm Abfall pro Person pro Jahr – europäischer Spitzenwert. Zum Vergleich: In Deutschland sind es laut Untersuchung knapp über und in Frankreich knapp unter 100 Kilogramm.

Wo fallen hierzulande die Lebensmittelverluste an? Rund ein Drittel aller essbaren Anteile von Lebensmitteln gehen laut Bundesamt für Umwelt Bafu zwischen Acker und Teller verloren oder werden verschwendet. Im Einzelnen betrachtet, sind wir zu Hause allerdings am schlimmsten.

Gemäss Bafu sind zudem 25 Prozent der Umweltbelastung unseres Ernährungssystems auf vermeidbare Lebensmittelverluste zurückzuführen. Dies entspricht etwa der halben Umweltbelastung des motorisierten Individualverkehrs der Schweiz.

Wie kann ich weniger Lebensmittel verschwenden?

1. Plane jeden Einkauf und kaufe nur so viel, wie du brauchst.
2. Lagere Lebensmittel richtig und halte Essen frisch.
3. Kenne die Haltbarkeit und prüfe Abgelaufenes nach Aussehen und Geruch.
4. Verwerte Essen kreativ und nutze Rezepte zur Resteverwertung.
5. Packe Übriggebliebenes korrekt ein und geniesse es später.

Was wird vom Bund und der Industrie gegen Foodwaste unternommen? Mit dem «Aktionsplan gegen die Lebensmittelverschwendung» will der Bundesrat die vermeidbaren Lebensmittelverluste bis 2030 gegenüber 2017 halbieren. Dies im Sinne der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Um das Ziel zu erreichen, haben zahlreiche grosse Lebensmittelhersteller wie Emmi, Fenaco oder Migros und Coop mit dem Bund eine branchenübergreifende Vereinbarung unterschrieben.

Denner überlässt unverkauftes Fleisch neu den Caritas-Märkten

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Der Discounter Denner hat sich mit Caritas zusammengeschlossen, um Fleisch vor der Entsorgung zu retten. Neu gefriert Denner unverkauftes, geprüftes Fleisch ein und die Caritas-Märkte verkaufen es dann günstig an Armutsbetroffene.

Damit das Fleisch nicht im Abfall landet, friert es Denner laut einer Mitteilung beim Erreichen des Ablaufdatums in den eigenen Filialen ein. Damit bleibe es für weitere 90 Tage geniessbar.

Mitarbeitende von Caritas Markt holen es danach auf ihren Wochentouren ab. Anschliessend wird es als Tiefkühlware in den Caritas Märkten weiterverkauft. Caritas Markt bietet das Fleisch in den eigenen Läden mit einem Rabatt von 66 Prozent an.

Gegenwärtig wird das Projekt den Angaben zufolge in 15 Denner Filialen umgesetzt.

SRF 4 News, 27.03.2024, 16 Uhr;sda/kesm

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