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Linda Thomas-Greenfield Mit Diplomatie das eigene Leben gerettet

Mit Linda Thomas-Greenfield übernimmt eine Diplomatin mit langer Erfahrung den Posten des UNO-Botschafters der USA.

Die USA hatten schon eine Reihe eindrücklicher Frauen als UNO-Botschafterinnen: die Demokratinnen Madeleine Albright, Susan Rice und Samantha Power. Alle drei sind bis heute wichtige Stimmen. Dann die Republikanerinnen Jeane Kirkpatrick, Nikky Haley und Kelly Craft. Einzig letztere war ein Leichtgewicht. Ihren Posten verdankte sie üppigen Wahlspenden für Donald Trump.

Und nun also die 68-jährige Linda Thomas-Greenfield, eine Diplomatin mit Leib und Seele. Und mit 35-jähriger Erfahrung im US-Aussenministerium. «In der Diplomatie geht es um Mitgefühl. Es geht darum, mit Konflikten umzugehen und Menschen zusammenzubringen», erklärte sie bei ihrem Amtsantritt in der UNO.

Persönlicher Diplomatie-Stil

Ähnlich äusserte sich der demokratische Senator Robert Menendez bei ihrer Anhörung im Senat: Er sieht einen «persönlichen Diplomatie-Stil, eine Fähigkeit, auf Leute zuzugehen. Das ist in der UNO entscheidend.» Der der US-Senat bestätigte sie mit grossem Mehr, samt zahlreichen republikanischen Stimmen.

Jedoch nicht mit jener von Senator Tom Cotton. Er warf ihr vor, sich in einem Vortrag an einem von Peking finanzierten Konfuzius-Institut allzu positiv zu China geäussert zu haben, statt das «notorische Lügenregime» scharf zu kritisieren. Linda Thomas-Greenfield räumte ohne Wenn und Aber ein: Ja, dieser Auftritt sei ein Fehler gewesen.

Frostiges Klima im Sicherheitsrat

Am UNO-Hauptsitz in New York landete sie nach eigenen Worten im Sprint. Kaum angekommen, übernahm sie gleich den Vorsitz im Sicherheitsrat, da die USA diesen März an der Reihe sind. Sie wurde in eiskaltes Wasser geworfen. Die Stimmung im mächtigsten UNO-Gremium ist frostig.

Die Spannungen zwischen den grossen Mächten sind so gross wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Das ist nicht nur der abgewählten Trump-Regierung anzulasten, sondern ebenso China und Russland. Zu Syrien, Jemen, Burma, Iran oder der Ukraine – nirgends herrscht Einigkeit. Das wird sich unter Präsident Biden kaum ändern.

Entsprechend kritisierte die neue US-Botschafterin schon bei ihrem ersten Auftritt im Rat aufs Schärfste russische Luftangriffe und die Chemiewaffeneinsätze von Moskaus Schützling, Syriens Diktator Baschar al-Assad.

Diplomatin mit Überzeugungskraft

Der russische Vizebotschafter bei der UNO, Dmitry Polyansky, erklärte vor Journalisten: «Es ist immer einfacher, mit einer Profi-Diplomatin zu arbeiten. er kritisierte damit indirekt Thomas-Greenfields Vorgängerinnen, die aus Politik oder Wissenschaft kamen. Aber er ergänzte, solange Washington Moskau als Feind betrachte, bleibe das Verhältnis zerrüttet.

Sie sind nicht nur eine ausgezeichnete Diplomatin, sondern auch eine leidenschaftliche Weltbürgerin.
Autor: Antonio Guterres UNO-Generalsekretär

Bei der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch freut man sich. Nun repräsentiere wieder eine Frau die USA, für welche die Menschenrechte prioritär seien. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hiess sie erfreut willkommen: «Sie sind nicht nur eine ausgezeichnete Diplomatin, sondern auch eine leidenschaftliche Weltbürgerin.»

Ihre diplomatischen Fähigkeiten retteten Linda Thomas-Greenfield in jungen Jahren sogar das Leben. Bei einem Besuch in Ruanda wurde die Afroamerikanerin für eine Angehörige der Tutsi gehalten. Ein Huthi-Führer wollte sie ermorden. Sie redete es ihm erfolgreich aus. Viel Überzeugungskraft wird sie auch brauchen, um in der UNO einen neuen Ton und öfters ein gemeinsames Vorgehen durchzusetzen.

Rendez-Vous, 31.03.2021, 12:30 Uhr

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