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Lobhudeleien und Geschenke Achtung, Rutschgefahr: Japan rollt Trump den roten Teppich aus

Der amerikanische Präsident ist es sich gewohnt, im Ausland hofiert zu werden. Japan legt noch eine Schippe drauf.

«Die USA und Japan wollen ihre Allianz stärken»: Die Schlagzeile fasst das Ergebnis von Trumps Reise nach Tokio nüchtern zusammen. Und könnte so über jedem Japan-Besuch eines US-Präsidenten stehen.

Also alles wie immer? Fast. Tatsächlich stand in Tokio eine Frage im Zentrum: Wie hält man den illustren Gast bei Laune? Die Antwort: mit Geschenken und Versprechungen.

Erinnerungen an Abe

Japan gehört zu den engsten Verbündeten der USA. Diese wählt sich Trump jedoch am liebsten selbst aus. Während seiner ersten Präsidentschaft pflegte er eine enge Beziehung zu Shinzo Abe, dem damaligen Premierminister Japans. Sie teilten die Liebe zum Golf – und zum Sumo-Ringen.

Abe gehörte zu den profiliertesten Trump-Flüsterern auf der Weltbühne. Es sollte sich lohnen. Denn «Trump 1.0» war bemerkenswert handzahm im Umgang mit Japan. Obwohl es an Reizthemen nicht mangelte.

Abes «meisterhafter Umgang» mit Trump

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Shinzo Abe und Donald Trump 2019 in New York.
Legende: Shinzo Abe und Donald Trump 2019 in New York. Keystone / AP / Evan Pucci

Shinzo Abe war 2016 der erste ausländische Regierungschef, den Trump im Weissen Haus empfing. 2022 kam er nach einem Attentat ums Leben. Trump reagierte tief betroffen: «Er hinterlässt eine riesige Lücke. Es wird nie wieder jemanden wie ihn geben.»

«Abe ist meisterhaft mit Trump umgegangen», würdigte die «New York Times» den verstorbenen Premierminister. «Er spielte Golf mit ihm, unterhielt ihn, schmeichelte seiner Eitelkeit.»

Abe schaffte es, Trumps heftige Kritik an Japans «unfairen» Handelspraktiken zu zügeln. Auch der Vorwurf, dass Japan als Trittbrettfahrer vom amerikanischen Sicherheitsschirm profitiere würde, verlor an Schärfe.

Auch heute noch verbindet Trump mit Japan offenbar vor allem eines: Shinzo Abe. Während seines Flugs nach Japan lobte er die neue Premierministerin. «Ich habe phänomenale Dinge über sie gehört. Sie war eine Freundin und Alliierte von Shinzo Abe.»

Kaum war Trump gelandet, nahm Sanae Takaichi den Ball auf. «Abe hat mir viel über die dynamische Diplomatie zwischen Ihnen beiden erzählt.» Die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. «Sie haben einen sehr starken Händedruck», lobte Trump seine Gastgeberin. Dann folgte Teil zwei der Charmeoffensive – die Bescherung.

Goldene Golfbälle und US-Trucks

Ein Muster: Trump beklagt sich seit Jahren darüber, dass die Japaner keine amerikanischen Autos kaufen. Vor Trumps Unterkunft, dem Akasaka-Palast, liess Takaichi prompt einen Ford F-150 hinstellen. Trumps Lieblingsauto. Das japanische Verkehrsministerium soll 100 Stück geordert haben.

Ford F-150
Legende: Der Haken: Für Japans schmale Strassen taugen die riesigen Gefährte kaum. Immerhin könnten die Ford F-150 als Schneepflüge eingesetzt werden, spötteln japanische Medien. Reuters / Mike Blake

Schliesslich überreichte Takaichi dem amerikanischen Präsidenten eine Golftasche, signiert von Hideki Matsuyama, Japans erfolgreichstem Golfer. Dazu einen Schläger aus dem Nachlass von Shinzo Abe.

«Die Japaner haben den Besuch so organisiert, dass Trump immer wieder an seine Freundschaft zu Abe erinnert wurde», berichtet der Journalist Martin Fritz aus Tokio. Auch eine Begegnung mit Abes Witwe stand auf dem Programm.

Japan braucht die USA – und umgekehrt

Abgerundet wurde der Geschenkereigen von einem goldenen Golfball. Anschliessend signierten Trump und Takaichi Baseballmützen mit der Aufschrift «Japan is Back». Das wäre durchaus im amerikanischen Interesse.

Japanische Unternehmen gehören zu den grössten Investoren in den USA. Zudem gilt das Land als Bollwerk gegen den Einfluss Chinas im Pazifik. Trump versprach denn auch: «Ich werde alles tun, um Japan zu helfen.»

Dealmaker oder Freund?

Also alles eitel Sonnenschein? «Tatsächlich gibt es viel Sprengstoff in den Beziehungen», sagt Journalist Fritz. Die USA fordern, dass Japan mehr in seine Armee investiert. Tokio ist pikiert darüber, dass Trump die Importzölle für japanische Autos erhöht hat.

Zudem hat Japan angekündigt, 550 Milliarden Dollar in den USA zu investieren. Trump nimmts wörtlich und erwartet eine Überweisung. In Japan spricht man von Kreditgarantien.

Unter der japanischen Elite mache sich ein Gefühl der Demütigung breit, schliesst Fritz. Lange habe man geglaubt, Japan pflege eine Freundschaft auf Augenhöhe zu den USA. Nun merke man, dass Trump einfach einen lukrativen Deal wolle. «Doch darüber wurde heute konsequent weggelächelt.»

SRF 4 News, 28.10.2025, 7:45 Uhr ; 

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