Japan verfolgte in den letzten Jahren – wie viele andere asiatische Länder auch – eine sehr strenge Corona-Politik: Aufgrund der strengen Grenzkontrollen war es den meisten Ausländerinnen und Ausländern gar nicht erst möglich, ins Land zu kommen. Zuletzt wurde aber immer stärkere Kritik daran laut, dass Geschäftsleute, Studierende und auch Touristen nicht nach Japan einreisen können. Dies schade nicht nur der Wirtschaft, sondern auch dem internationalen Ansehen des Landes.
Nun erwägt Japan nach zwei Jahren mit nahezu permanent geschlossenen Grenzen im nächsten Monat weitreichende Einreiseerleichterungen. «Ich werde mir anschauen, wie die Grenzkontrollen gelockert werden können», sagte Premierminister Fumio Kishida am Wochenende.
Einen Fahrplan oder weitere Details gab Kishida nicht bekannt. Er sagte lediglich, er werde sich bei seinem Entscheid auf die Einschätzung der Wissenschaft zur Omikron-Variante stützen und das Infektionsgeschehen im In- und Ausland evaluieren. Am Sonntag meldete das Land mit 126 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern rund 100'000 neue Covid-19-Fälle.
Touristen müssen weiter warten
Wie der Journalist Martin Fritz aus Tokio berichtet, hat die Omikron-Welle ihren Höhepunkt nun aber überschritten – und auch die Spitäler seien nicht überfüllt. «Zum anderen wurde der Druck auf die Regierung einfach zu gross. Die japanische Industrie und Universitäten beschwerten sich, auch von den ausländischen Handelskammern gab es sehr viel Kritik an den Einreisebeschränkungen.»
Die hochansteckende, aber weniger gefährliche Variante liess sich mit den in Asien gewählten Mitteln nicht stoppen – daher gehen die Schlagbäume jetzt hoch.
So demonstrierten etwa ausgesperrte Studenten vor japanischen Botschaften im Ausland. Laut Fritz konnte der Premier den heftigen Gegenwind nicht länger ignorieren. Touristen müssen aber wohl noch länger warten, wenn sie das Land bereisen wollen – denn die Rückkehr der visafreien Einreise etwa für Schweizer Touristinnen und Touristen ist bislang kein Thema. Zunächst sollen Forschende, Studierende, oder in der Industrie benötigte Arbeitskräfte ins Land reisen dürfen.
Japanische Medien berichten von einem schrittweisen Vorgehen. So soll die Zahl der Ankünfte von derzeit 1000 auf 5000 pro Tag angehoben werden. «Bei der Einreise muss man demnach drei Mal geimpft sein und einen negativen PCR-Test vorweisen», weiss Fritz. Zudem steht eine Verkürzung oder Aufhebung der fünftägigen Quarantäne zur Diskussion.
Öffnungstrend in Asien
Im asiatischen Raum stehen die Zeichen derzeit vielerorts auf sanfte Öffnung. Asien sei lange sehr erfolgreich darin gewesen, die Folgen der Pandemie zu begrenzen, sagt Fritz. «Aber mit der Omikron-Variante sehen wir jetzt einen klaren Kurswechsel. Die hochansteckende, aber weniger gefährliche Variante liess sich mit den in Asien gewählten Mitteln nicht stoppen – daher gehen die Schlagbäume jetzt hoch.»
Dies allerdings nur für vollständig Geimpfte. So lockern nach Thailand nun etwa auch Vietnam, Südkorea und Malaysia die Einreisebestimmungen, und auch in Ozeanien geht es (langsam) voran: Neuseeland und Australien wollen bis zum Herbst wieder Touristen ins Land lassen. «An ihrer strikten Isolierungsstrategie festhalten wollen dagegen China, Taiwan und Hongkong», so der deutsche Journalist.