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Lohndiebstahl in Thailand Thailändische Näherinnen warten seit Corona auf ihren Lohn

Sie nähten für bekannte Unterwäsche-Marken: Entlassene Arbeiterinnen warten seit Jahren auf Löhne und Abfindungen.

Mehr als zwanzig Jahre hat Prasit Koedphithak für die Firma «Body Fashion Thailand» gearbeitet. Als Näherin hat sie Unterwäsche für internationale Modelabels wie Triumph produziert.

Portrait von Prasit Koedphithak in einem blauen Hemd.
Legende: Prasit Koedphithak ist enttäuscht. Sie habe massgeblich am Profit der Textilmarken mitgearbeitet, aber niemand von denen fühle sich jetzt für ihre missliche Lage verantwortlich. SRF

Vor rund zehn Jahren verkaufte der Schweizer Unterwäsche-Hersteller Triumph das Unternehmen an den malaysischen Investor Robert Ng. Dieser wird Eigentümer von «Body Fashion Thailand» und ist über ein Netz an Firmen auch Eigentümer der österreichischen Huber Holding, zu der ebenfalls verschiedene Modemarken gehören.

Das Imperium des Robert Ng

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Der malaysische Investor Robert Ng hat die Firma «Body Fashion Thailand» von Triumph gekauft. Er ist auch Eigentümer und Geschäftsführer der österreichischen Huber Holding.  Ein Überblick über sein Firmenimperium gibt es hier.

Einen Überblick über das gesamte Imperium von Robert Ng bietet diese Seite.

Triumph lässt nach dem Verkauf erstmal weiterhin Produkte von «Body Fashion Thailand» produzieren – bis 2019 unterhält Triumph Geschäftsbeziehungen mit dem Unternehmen.

Eigentümer zahlt nicht

Vor fünf Jahren dann der Schock: Während der Corona-Pandemie werden die Arbeiterinnen suspendiert. Es kommt zu Lohnforderungen; Boni und Abfindungen werden nicht ausbezahlt. Rund 900 Angestellte werden entlassen. Vor Gericht erhalten die ehemaligen Angestellten recht, sie haben Anspruch auf Zahlungen. Es geht umgerechnet um insgesamt mehrere Millionen Franken.

Sie seien glücklich gewesen, sagt Prasit, als sie erfuhren, dass die Gerichte ihnen Kompensationen zusprachen. Doch: Robert Ng und seine «Body Fashion Thailand» zahlen nicht. Auch sonst fühlt sich niemand zuständig.

Es ist offensichtlich, dass hier versucht wird, die juristische Fiktion aufrechtzuerhalten, dass die Marken in keiner Weise an den Verpflichtungen beteiligt sind.
Autor: David Welsh Solidarity Center in Bangkok

David Welsh von der US-amerikanischen internationalen Arbeitnehmerorganisation Solidarity Center in Bangkok spricht von Lohndiebstahl.

David Welsh in seinem Büro.
Legende: Für David Welsh von der US-amerikanischen internationalen Arbeitnehmerorganisation Solidarity Center in Bangkok ist klar, dass auch die Marken, die mit «Body Fashion» zusammengearbeitet haben, eine Verantwortung tragen. SRF

«Es ist offensichtlich, dass hier versucht wird, die juristische Fiktion aufrechtzuerhalten, dass die Marken in keiner Weise an den Verpflichtungen beteiligt sind. In diesem Fall ist der Eigentümer gleichzeitig CEO einer der Beschaffungsmarken.»

Zur Huber Gruppe gehören neben der Marke Huber auch Unterwäsche-Marken wie Hanro oder HOM. Auf Anfrage von Radio SRF schreibt das Unternehmen in einem Statement unter anderem, man sei empört über die falschen Anschuldigungen von Nichtregierungsorganisationen. Fragen zur Rolle von Eigentümer und Geschäftsführer Robert Ng lässt Huber unbeantwortet.

WRC-Untersuchung von «Body Fashion Thailand»

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Die US-amerikanische Nichtregierungsorganisation Worker Rights Consortium (WCR) hat die Vorkommnisse rund um die thailändische Firma «Body Fashion Thailand» untersucht.

Hier finden Sie die Feststellungen und Empfehlungen von WRC sowie die Reaktion des Unternehmens «Body Fashion» Thailand.

Triumph wiederum schreibt auf Anfrage, man bedaure sehr, dass ehemalige Mitarbeitende von der Entlassung betroffen seien. Von Herrn Ng erwarte man, dass er seinen Verpflichtungen nachkomme. Ausserdem unterhalte Triumph seit 2019 keine vertraglichen Beziehungen mehr mit «Body Fashion Thailand».

Lingerie.
Legende: Das international tätige Unternehmen Triumph mit Hauptsitz im aargauischen Bad Zurzach sieht sich bei «Body Fashion Thailand» nicht mehr in der Verantwortung, obwohl es nach dem Verkauf noch mehrere Jahre vertragliche Beziehungen unterhielt. Keystone/Christian Beutler

Ein Argument, das David Welsh vom Solidarity Center nicht gelten lässt. Marken wie Triumph, die viel Wert auf ihren Verhaltenskodex legten, so Welsh, hätten ebenfalls eine Verpflichtung.

Arbeiterinnen sind enttäuscht

Prasit Koedphithak hat seit der Entlassung keine feste Stelle mehr gefunden – wie viele ihrer ehemaligen Kolleginnen hat sie sich verschuldet. Um die fünfköpfige Familie über die Runden zu bringen, verrichtet sie jetzt Hilfsarbeiten auf Baustellen.

Auf die ihr gerichtlich zugesprochenen Zahlungen wartet Prasit noch immer. Sie sei sehr enttäuscht, dass sie keine der Firmen zuständig fühle. Über Jahre habe sie mit ihrer Arbeit schliesslich auch zu deren Profiten beigetragen.

Rendez-vous, 18.08.2025, 12:30 Uhr

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