Mehr als zwanzig Jahre hat Prasit Koedphithak für die Firma «Body Fashion Thailand» gearbeitet. Als Näherin hat sie Unterwäsche für internationale Modelabels wie Triumph produziert.
Vor rund zehn Jahren verkaufte der Schweizer Unterwäsche-Hersteller Triumph das Unternehmen an den malaysischen Investor Robert Ng. Dieser wird Eigentümer von «Body Fashion Thailand» und ist über ein Netz an Firmen auch Eigentümer der österreichischen Huber Holding, zu der ebenfalls verschiedene Modemarken gehören.
Triumph lässt nach dem Verkauf erstmal weiterhin Produkte von «Body Fashion Thailand» produzieren – bis 2019 unterhält Triumph Geschäftsbeziehungen mit dem Unternehmen.
Eigentümer zahlt nicht
Vor fünf Jahren dann der Schock: Während der Corona-Pandemie werden die Arbeiterinnen suspendiert. Es kommt zu Lohnforderungen; Boni und Abfindungen werden nicht ausbezahlt. Rund 900 Angestellte werden entlassen. Vor Gericht erhalten die ehemaligen Angestellten recht, sie haben Anspruch auf Zahlungen. Es geht umgerechnet um insgesamt mehrere Millionen Franken.
Sie seien glücklich gewesen, sagt Prasit, als sie erfuhren, dass die Gerichte ihnen Kompensationen zusprachen. Doch: Robert Ng und seine «Body Fashion Thailand» zahlen nicht. Auch sonst fühlt sich niemand zuständig.
Es ist offensichtlich, dass hier versucht wird, die juristische Fiktion aufrechtzuerhalten, dass die Marken in keiner Weise an den Verpflichtungen beteiligt sind.
David Welsh von der US-amerikanischen internationalen Arbeitnehmerorganisation Solidarity Center in Bangkok spricht von Lohndiebstahl.
«Es ist offensichtlich, dass hier versucht wird, die juristische Fiktion aufrechtzuerhalten, dass die Marken in keiner Weise an den Verpflichtungen beteiligt sind. In diesem Fall ist der Eigentümer gleichzeitig CEO einer der Beschaffungsmarken.»
Zur Huber Gruppe gehören neben der Marke Huber auch Unterwäsche-Marken wie Hanro oder HOM. Auf Anfrage von Radio SRF schreibt das Unternehmen in einem Statement unter anderem, man sei empört über die falschen Anschuldigungen von Nichtregierungsorganisationen. Fragen zur Rolle von Eigentümer und Geschäftsführer Robert Ng lässt Huber unbeantwortet.
Triumph wiederum schreibt auf Anfrage, man bedaure sehr, dass ehemalige Mitarbeitende von der Entlassung betroffen seien. Von Herrn Ng erwarte man, dass er seinen Verpflichtungen nachkomme. Ausserdem unterhalte Triumph seit 2019 keine vertraglichen Beziehungen mehr mit «Body Fashion Thailand».
Ein Argument, das David Welsh vom Solidarity Center nicht gelten lässt. Marken wie Triumph, die viel Wert auf ihren Verhaltenskodex legten, so Welsh, hätten ebenfalls eine Verpflichtung.
Arbeiterinnen sind enttäuscht
Prasit Koedphithak hat seit der Entlassung keine feste Stelle mehr gefunden – wie viele ihrer ehemaligen Kolleginnen hat sie sich verschuldet. Um die fünfköpfige Familie über die Runden zu bringen, verrichtet sie jetzt Hilfsarbeiten auf Baustellen.
Auf die ihr gerichtlich zugesprochenen Zahlungen wartet Prasit noch immer. Sie sei sehr enttäuscht, dass sie keine der Firmen zuständig fühle. Über Jahre habe sie mit ihrer Arbeit schliesslich auch zu deren Profiten beigetragen.