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Lumpy-Skin-Krankheit Proteste gegen Frankreichs Seuchenstrategie

  • In Frankreich kommt es zu Protesten gegen die Strategie der Regierung zur Bekämpfung der Lumpy-Skin-Krankheit.
  • Die Behörden wollen nach Feststellung der Rinderkrankheit «Lumpy Skin Disease» ganze Herden töten lassen. Die Bauern wollen die Herden impfen.
  • Die französische Regierung hält an ihrem Grundprinzip fest, macht aber Zugeständnisse.

In Frankreich sorgen Massnahmen zur Bekämpfung der Krankheit bei Rindern für wachsenden Unmut. Die Regierung setzt darauf, bei einem infizierten Tier die gesamte Herde zu schlachten. Ziel ist es, den Viehbestand zu schützen, da eine Quarantäne laut Behörden nicht ausreicht.

Wie äussert sich die Krankheit beim Tier?

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Die Krankheit befällt Rinder, Büffel und Bisons und verursacht wirtschaftliche Verluste, die hauptsächlich durch Milchleistungsrückgang und Schäden an der Haut bedingt sind.

Bei von «Lumpy Skin Disease» befallenen Rindern bilden sich in der Haut Knoten von 0.5 bis 5 cm Durchmesser. Die betroffenen Hautstellen sterben nach fünf bis sieben Wochen ab. Die Tiere zeigen ausserdem Symptome wie Fieber, Antriebslosigkeit, Appetitlosigkeit, Nasen- und Augenausfluss sowie vergrösserte Lymphknoten.

Quelle: Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen

Die Krankheit gilt als hochansteckend, zudem zeigen betroffene Tiere oftmals während der langen Inkubationszeit keine Symptome. Für viele Landwirte geht dieses Vorgehen jedoch zu weit. Die Protestierenden fordern eine selektive Schlachtung und eine umfassendere Impfstrategie. Unterstützung erhalten sie von zwei Bauernverbänden, die sonst kaum gemeinsame Sache machen: der rechten Coordination Rurale und der linken Confédération Paysanne.

Die Wut richte sich aber nicht nur gegen die Seuchenpolitik, sondern werde zusätzlich durch sinkende Einkommen, viele Regulierungen, Sorgen um das Budget 2026 sowie das geplante EU-Mercosur-Handelsabkommen, das kurz vor der Unterzeichnung steht, angeheizt, sagt Frankreich-Korrespondentin Zoe Geissler. Dies sei eine hochexplosive Mischung. Die Sorge der Regierung dürfte gross sein, dass sich die Proteste schnell ausbreiten und auch eskalieren können.

Mercosur Freihandelsabkommen

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Am 2. Juli haben die EFTA-Staaten Schweiz, Liechtenstein, Island und Norwegen die Verhandlungen für das Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) abgeschlossen.

Die Schweiz verspricht sich viel vom Abkommen: In den Mercosur-Staaten leben über 270 Millionen potenzielle Konsumentinnen und Konsumenten für Schweizer Waren. 2024 exportierte die Schweiz Waren im Wert von mehr als vier Milliarden Franken. Im Vergleich zu den Exporten in die USA ist das wenig: 2024 exportierte die Schweiz Waren für 53 Milliarden Franken in die USA.

Bisher gilt in den Mercosur-Staaten im Schnitt ein Zoll von sieben Prozent. Künftig wären 95 Prozent der Ausfuhren dorthin zollbefreit. Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco geht von einem Einsparpotenzial an Zöllen von 180 Millionen Franken pro Jahr aus.

Umgekehrt lockert die Schweiz ihren Agrarschutz für Importe aus den Mercosur-Staaten. Sie erlaubt etwa Zollkontingente für Rindfleisch (3000 Tonnen), Geflügel (1000 Tonnen) und je 200 Tonnen Lamm- und Schweinefleisch. Auch 3000 Tonnen Soja- und Erdnussöl sowie 1000 Tonnen Olivenöl sollen zollfrei in die Schweiz importiert werden können. Insgesamt gewährt die Schweiz den Mercosur-Staaten 25 Zollkontingente.

Trotz der Proteste hält die Regierung am Grundprinzip der systematischen Schlachtung fest. Gleichzeitig versucht sie, zu deeskalieren. Die Landwirtschaftsministerin hat versichert, «die Notlage der Landwirte zu verstehen und ihnen zuzuhören», und ordnete eine Ausweitung des Impfgebiets an.

Auch Premierminister Sébastien Lecornu versucht zu deeskalieren und erklärte, es sei «dringend notwendig, die Impfung des Viehbestands zu beschleunigen». Zudem kündigte er an, dafür auch Tierärzte der Armee einzusetzen.

Traktoren und Strohballen auf Strasse mit Fahnen.
Legende: Premierminister Sébastien Lecornu will die landwirtschaftlichen Verbände im Laufe der Woche empfangen. Keystone/EPA/GUILLAUME HORCAJUELO

Präsident Emmanuel Macron drängt zudem erneut auf eine Verzögerung der Unterzeichnung des Mercosur-Abkommens. Das dürfte er auch als Botschaft an die französischen Bauern gedacht haben. Ein Versuch, sie zu beruhigen, so Geissler.

SRF4 News, 17.12.2025, 06:10 Uhr ; 

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