- Die deutsche, britische, spanische, portugiesische, schwedische, französische und österreichische Regierung haben sich im Machtkampf in Venezuela hinter den selbsternannten Übergangspräsidenten Juan Guaidó gestellt.
- Aus Moskau kam Kritik an den europäischen Staaten. Das Problem in Venezuela sei ein innenpolitisches, man solle sich nicht einmischen.
- Davor hatten sechs EU-Staaten Venezuelas Machthaber Maduro bis Mitternacht ein Ultimatum gestellt, Wahlen anzusetzen.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den venezolanischen Parlamentspräsidenten Juan Guaidó einen Tag nach Ablauf einer Frist zur Ausrufung freier Wahlen in dem Land als legitimen Interimspräsidenten anerkannt. «Bis gestern ist keine Wahl für eine Präsidentschaft ausgerufen worden. Deshalb ist jetzt Guaidó die Person, mit der wir darüber reden und von der wir erwarten, dass sie einen Wahlprozess möglichst schnell initiiert», sagte Merkel.
Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez verkündete bereits zuvor, dass sein Land «Juan Guaidó offiziell als legitimen Präsidenten Venezuelas» anerkenne. Das Land brauche nun so rasch wie möglich freie und faire Wahlen, sagte er. Ganz ähnlich äusserte sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. «Frankreich anerkennt Juan Guaidó als Übergangspräsidenten.»
Auch Englands Aussenminister Jeremy Hunt erklärte auf Twitter, dass «das Vereinte Königreich gemeinsam mit seinen europäischen Verbündeten Juan Guaidó als verfassungsmässigen Interimspräsidenten anerkennt, bis glaubwürdige Wahlen abgehalten werden können».
Per Twitter verkündete auch der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz, dass Guaidó die volle Unterstützung Österreichs habe. «Das Maduro-Regime hat sich bis jetzt geweigert, freien und fairen Präsidentschaftswahlen zuzustimmen. Daher betrachten wir von nun an Präsident Juan Guaidó als legitimen Übergangspräsidenten», so Kurz.
Kritik aus Moskau
Aus Russland kam Kritik am Vorgehen der europäischen Staaten. «Wir sehen die Versuche, die Machtergreifung zu legitimieren, als direkte und indirekte Einmischung in die inneren Angelegenheiten Venezuelas», sagte der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.
Machthaber Maduro hatte kurz vor Ablauf der Ultimatums-Frist um Mitternacht seine Ablehnung einer neuen Präsidentschaftswahl bekräftigt. Er sagte am Sonntagabend mit Blick auf das europäische Ultimatum, er werde nicht mit «Feigheit» auf den «Druck» reagieren.
«Sie versuchen uns mit Ultimaten in die Enge zu treiben», sagte er und warnte vor einer «Konfrontation». Die EU verlange neue Präsidentschaftswahlen in Venezuela, weil bei den letzten Wahlen nicht ihre «rechten Verbündeten» gewonnen hätten.
Die USA, die EU und die meisten lateinamerikanischen Länder erkennen Maduros Sieg bei der Präsidentschaftswahl im Mai 2018 nicht an. Der grösste Teil der Opposition hatte den Urnengang boykottiert. Am 10. Januar trat Maduro offiziell seine zweite Amtszeit an.
Schweiz ruft zu Zurückhaltung auf
Die Schweiz verfolgt die Ereignisse in Venezuela mit Besorgnis. Die Lage in Venezuela sei seit mindestens 2016 hinsichtlich Demokratie, Rechtsstaat, Gewaltentrennung und Menschenrechte äusserst unbefriedigend, teilte das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten mit.
Die Schweiz rufe die Konfliktparteien zu Zurückhaltung und zur Einhaltung der Verfassung auf. Des Weiteren anerkenne die Schweiz grundsätzlich nur Staaten und nicht Regierungen an.