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Macron bei Meloni Zwischen Paris und Rom bleibt es kompliziert

Italien zieht im direkten Vergleich mit Frankreich oft den Kürzeren. Man hat keine Atomwaffen. Ist kein ständiges Mitglied im Sicherheitsrat der UNO. Man hat den 2. Weltkrieg verloren. Und die italienische Staatsverschuldung ist noch höher als jene Frankreichs.

Darum schaut Italien immer wieder neidisch auf Frankreich. Während Frankreich – wissend, dass man die Nummer 1 ist – von der italienischen Rivalität kaum Kenntnis nimmt.

Das ist der Hintergrund, vor dem sich Giorgia Meloni und Emmanuel Macron nun seit geraumer Zeit streiten: in der Migrationspolitik, bei der europäischen Aufrüstung, beim Verhältnis zu Trump, bei der Politik gegenüber Russland und der Ukraine.

Macron macht Meloni seine Aufwartung

Selten ziehen Meloni und Macron am gleichen Strick. Kommt dazu, dass die italienische Rechtsregierung mit der Erzfeindin Macrons liebäugelt – mit Marine Le Pen vom sehr weit rechtsstehenden Rassemblement National.

Trotz allem versuchten Italiens Premierministerin und Frankreichs Präsident in Rom jetzt einen Neustart – zurück auf Feld 1. Sie nahmen sich Zeit für eine Aussprache. Und im Anschluss traten sie nicht gemeinsam vor die Presse, sondern gingen gemeinsam etwas essen.

Es ist ein unverfängliches Programm. Denn zumindest in der Küche weiss Italien, dass man die Nummer 1 ist. Ein Heimspiel also für Meloni, das sich Macron vermutlich gern gefallen liess.

Man wird in den nächsten Wochen sehen, ob Rom und Paris nun vermehrt zusammenspannen. Nötig wäre es. Beide Länder stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Hohe Schulden, viel Migration oder der Klimawandel am Mittelmeer bedroht beide.

Seit Jahrzehnten schon Kakophonie

Allerdings hängt das alles nicht allein von Meloni und Macron ab. Denn schon bevor die beiden im Amt waren, war das Verhältnis Rom-Paris immer wieder belastet. So gewährte etwa Frankreichs Ex-Präsident François Mitterrand italienischen Linksterroristen Unterschlupf. Oder der ehemalige italienische Vize-Regierungschef Luigi Di Maio hofierte die Gilets Jaunes, die Gelbwesten.

Fakt ist: es gibt eine Tradition für französisch-italienischer Kakophonie.

Immerhin fühlt sich Italien seit Kurzem ein bisschen weniger als ewige Nummer 2. Denn beim BIP, bei der Wirtschaftsleistung, hat Italien zu Frankreich aufgeschlossen. Allerdings nur, wenn man die Wirtschaftsleistung pro Kopf und kaufkraftbereinigt berechnet.

Man sieht: zwischen Paris und Rom bleibt es kompliziert.

Franco Battel

Italienkorrespondent

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Franco Battel ist seit 2024 wieder Italienkorrespondent bei Radio SRF. Zuvor war er Auslandredaktor. Bereits von 2015 bis 2021 berichtete Battel als Korrespondent für Italien und den Vatikan aus Rom. Zuvor war er als Auslandredaktor für Mexiko, Zentralamerika, Kuba und Liechtenstein verantwortlich.

Rendez-vous, 4.6.2025, 12:30 Uhr;liea

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