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«Facebook und Twitter sind wohl überfordert»
Aus SRF 4 News aktuell vom 15.03.2019.
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Massenmord im Livestream «Es gibt offenbar viele Leute, die keine Grenzen kennen»

Der Terror von Christchurch wurde auf Facebook Live gestreamt. Das soziale Netzwerk hat mitgeteilt, man habe das Video mittlerweile gelöscht. Und die neuseeländische Polizei bittet alle Mediennutzer, das Video nicht zu teilen. Trotzdem wird es weiter munter hochgeladen. Manche Internetnutzer kennen offenbar keine Grenzen, sagt SRF-Digitalredaktor Peter Buchmann – und die sozialen Netzwerke das Rezept nicht, um dies zu verhindern.

Peter Buchmann

Peter Buchmann

SRF-Digitalredaktor

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Peter Buchmann arbeitet seit 2013 bei der SRF-Digitalredaktion. Zuvor war er als Entwickler tätig. Buchmann blickt auf ein Studium der Japanologie, Sinologie und Informatik zurück.

SRF News: Es gibt viele Aufrufe, das Video solle nicht geteilt werden. Warum funktioniert das nicht?

Facebook hat zwar das Video gelöscht. Aber es wird immer wieder erneut auf allen möglichen Plattformen in Umlauf gebracht. Es gibt offenbar viele Leute, die keine Grenzen kennen.

Ich könnte mir vorstellen, dass Twitter von der Situation zurzeit technisch schlicht überfordert ist.

Für die sozialen Netzwerke ist es nicht trivial, in kurzer Zeit einen Filter für das Video zu entwickeln. Man hat den Eindruck, dass Facebook und Twitter auf diesen Fall nicht vorbereitet sind.

Warum zögert gerade Twitter, solche Videos zu löschen? Das Unternehmen muss darum ja viel Kritik einstecken?

Twitter war in der Vergangenheit sehr zurückhaltend mit der Zensurierung von Inhalten. Man kann nur Mutmassungen anstellen, warum Twitter in diesem Fall nicht reagiert. Ich könnte mir vorstellen, dass das soziale Netzwerk von der Situation zurzeit technisch schlicht überfordert ist.

Facebook und Co. haben versprochen, die Verbreitung von gewalttätigen Videos künftig schneller zu unterbinden. Ist es überhaupt technisch möglich, die Live-Übertragung eines Attentats zu verhindern?

Moderatoren und Moderatorinnen können die Flut an Livestreams nicht sichten. Und mit rein technischen Mitteln ein Massaker in einem Livestream zu erkennen, halte ich für unmöglich.

Wenn man diese Videos weiter verbreitet, unterstützt man den Attentäter in seinem Vorhaben.

Das Video des Attentäters von Neuseeland hat Ähnlichkeiten mit Aufzeichnungen aus Games. Diese Videos werden von den sozialen Medien ja nicht zensiert. Darum gehe ich davon aus, dass Filter für solche Inhalte fehlen.

Wir haben uns ja heutzutage an die Bilderflut gewohnt. Alles wird gefilmt und fotografiert. Wie sinnvoll ist es, dass man überhaupt Einschränkungen verlangt?

Einschränkungen sind in diesem Fall sinnvoll. Der Attentäter, der den Livestream gefilmt hat, hat in einem Manifest sein Vorgehen beschrieben. Er schreibt, dass er automatische Schusswaffen gewählt hat, um möglichst grosse Wirkung zu erzielen. Mit dem Livestream verstärkt er diese Wirkung. Wenn man diese Videos nun noch weiter verbreitet, unterstützt man den Attentäter in seinem Vorhaben noch.

Das Gespräch führte Sonja Mühlemann.

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