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«Melissa» trifft auf Jamaica Hurrikan «Melissa»: Was hinter dem Jahrhundert-Sturm steckt

Stärkster Hurrikan in Jamaika seit Messbeginn, brandgefährliches Szenario, Jahrhundertsturm: Die Begriffe, mit denen Expertinnen und Experten den tropischen Wirbelsturm «Melissa» beschreiben, versetzen die Menschen in der Karibik in Alarmbereitschaft. Doch wie entwickelt der Hurrikan seine Kraft? Wie zeigt sie sich und werden Tropenstürme immer stärker? Einordnungen vom SRF-Wissenschaftsredaktor.

Christian von Burg

SRF-Wissenschaftsredaktor

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Der 1972 geborene Journalist arbeitet seit 2017 für die SRF-Wissenschaftsredaktion. Vorher war er Inlandredaktor bei Radio SRF und bei der Zeitung «Der Bund».

Wie und wo ist Hurrikan «Melissa» entstanden?

Die Hurrikane haben ihren Ursprung grob gesagt vor der Westküste Afrikas. Damit ein tropischer Wirbelsturm entsteht, braucht es spezielle Bedingungen: Es braucht warmes Wasser, mindestens 26.5 Grad in den 50 oberen Metern des Meeres. Unter diesen Bedingungen verdunstet Wasser in grossen Mengen und steigt auf. Dabei entstehen spiralförmige Regenbänder. Die vom Boden zuströmenden Luftmassen werden durch die sogenannte Corioliskraft in Rotation versetzt, sodass grossflächige Wirbel entstehen, die sich je nach Umständen weiter verstärken. Der Hurrikan «Melissa» wird bereits seit zwei Wochen beobachtet. Seit fünf Tagen hat er sich massiv verstärkt, und über den sehr warmen Gewässern der Karibik hat er jetzt die Stufe fünf – die höchste Stufe – erreicht (Anm. der Redaktion: Inzwischen wurde der Sturm auf Stufe 4 zurückgestuft).

Weshalb sind Tropenstürme wie «Melissa» so gefährlich?

Stufe fünf ist verbunden mit Windgeschwindigkeiten von über 252 Kilometern pro Stunde. Entscheidend für seine Zerstörungskraft ist aber auch, dass der Hurrikan «Melissa» mit vier bis sieben Kilometern pro Stunde verhältnismässig langsam unterwegs ist. Das heisst, der Wirbelsturm kann am gleichen Ort über einen längeren Zeitraum hinweg toben, und es kommt zu extremen Niederschlägen. Man rechnet damit, dass lokal bis zu einem Meter Regen pro Quadratmeter fällt. Das ist so viel Regen, wie im Mittelland pro Quadratmeter in einem ganzen Jahr fällt. Die erwarteten Folgen sind verheerende Sturzfluten und Erdrutsche.

Wie werden Hurrikane eingestuft?

Ein tropischer Wirbelsturm muss mindestens Orkanstärke entwickeln, das heisst Windgeschwindigkeiten von 118 Kilometern pro Stunde, damit man von einem Hurrikan spricht. Je nach Stärke wird er dann gemäss der sogenannten Saffir-Simpson-Hurrikanskala kategorisiert. Die Skala reicht von Kategorie 1 (über 118 km/h) bis Kategorie 5 (über 252 km/h).

Ein Bild aus dem All zeigt das Auge des Sturms.
Legende: An der Strandpromenade der jamaikanischen Hauptstadt Kingston bogen sich die Palmen bereits im Wind, noch bevor Hurrikan «Melissa» das Land erreichte. EPA/NOAA/NESDIS/STAR GOES-19

Wie sehr sind die Menschen dieser Naturgewalt ausgeliefert?

Mit der Klimaerwärmung nimmt die Zahl der Hurrikane in der Tendenz eher ab, aber ihre Intensität und damit ihr Zerstörungspotenzial steigt. Und trotzdem gibt es eine gute Nachricht: In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der Todesopfer bei Wirbelstürmen zurückgegangen – und das trotz wachsender Weltbevölkerung und dichter besiedelten Küsten. Das hat verschiedene Gründe: Die Bevölkerung wird besser vorgewarnt, die Gebäude wurden verstärkt, und es gibt bessere Evakuierungspläne als früher.

 

 

SRF 4 News, 28.10.2025, 18 Uhr ; 

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