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Migration und Gesellschaft Antisemitismus stellt Australiens Offenheit auf die Probe

Ein antisemitischer Anschlag und Proteste seit dem Gazakrieg belasten das multikulturelle Selbstbild Australiens.

Australien gilt als weltoffene, multikulturelle Gesellschaft. Gerade in Metropolen wie Sydney oder Melbourne ist diese Offenheit im Alltag spürbar. Dort leben Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen, die Städte gelten als Schmelztiegel der Kulturen. Doch seit Beginn des Gaza-Kriegs steigt die Zahl antisemitischer Vorfälle in Australien, welche im Attentat an Bondi Beach gipfelte.

Gut integrierte jüdische Gemeinschaft

Die jüdische Gemeinschaft ist seit Jahrzehnten fest in der australischen Gesellschaft verankert. Rund 100’000 bis 120’000 Jüdinnen und Juden leben im Land, viele von ihnen in bestimmten Stadtvierteln der grossen Städte.

Person betrachtet Blumen und Ehrungen am Strand.
Legende: Bei der Attacke am Bondi Beach am Sonntag sind mindestens 16 Menschen ums Leben gekommen. Keystone/AP Photo/Mark Baker

Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Gemeinschaft stark, als Überlebende des Holocaust nach Australien auswanderten. Sie sei seither in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens präsent und gut integriert, sagt Andreas Radtke. Er ist Leiter des Australien-Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung, die der deutschen SPD nahesteht. Radtke lebt seit Jahren in der Hauptstadt Canberra.

Zunehmende Spannungen seit dem Gazakrieg

Seit den Attacken vom 7. Oktober in Israel und dem anschliessenden Gazakrieg haben die Spannungen jedoch deutlich zugenommen. Antisemitische Vorfälle und Anschläge häufen sich, auch an Demonstrationen und an Universitäten ist der Konflikt spürbar. Der Druck auf die jüdische Gemeinschaft sei stark gewachsen, sagt Radtke. «Daran gibt es, glaube ich, gar keinen Zweifel».

Verstörend wirkten zudem jüngste Aufmärsche von Neonazis mit antisemitischen Parolen vor dem Parlament des Bundesstaates New South Wales.

Regierung bekräftigt multikulturelles Bekenntnis

Politik und Regierung reagierten rasch. Sie bekräftigten das Bekenntnis zu einem multikulturellen Australien und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Konflikte aus dem Ausland sollen das Zusammenleben im Land nicht zerstören. «Es ist hier eigentlich eine gängige Haltung, dass man sich die soziale Kohäsion und das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft nicht dadurch kaputt machen lassen will, dass die Konflikte, die draussen in der Welt stattfinden, hierher projiziert werden», sagt Radtke.

Dieser Ansatz werde von breiten politischen Kreisen mitgetragen, auch wenn sich Spannungen nicht vollständig verhindern liessen.

Heute Morgen, 16.12.2025, 06:24 Uhr ; 

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