Die Epstein-Affäre ist zum treuen Begleiter von Trumps zweiter Amtszeit geworden. Nun haben Abgeordnete der Demokratischen Partei brisante E-Mail-Korrespondenzen veröffentlicht. Darin behauptet der Sexualstraftäter, Trump habe «von den Mädchen gewusst».
Trump pflegte einst eine freundschaftliche Beziehung zum New Yorker Investmentbanker. Die Mails reichen aus, um ihn zu kompromittieren. Aber nicht, um ihn zu überführen. «Die ‹Smoking Gun›, also der eindeutige Beweis, dass sich Trump persönlich etwas zuschulden hat kommen lassen, findet sich in diesem Mailverkehr nicht», schätzt SRF-Korrespondent Roger Aebli.
Was bleibt haften?
Wiederholt sich die Geschichte? Bereits im Juli berichtete das «Wall Street Journal» über angeblich anzügliche Geburtstagsgrüsse von Trump an Epstein. Nachhaltig geschadet habe es ihm nicht, sagt der Politologe Philipp Adorf. «Die E-Mails sind aber ein weiterer Indikator für enge Verbindungen zwischen Epstein und Trump. Und sie sind die bislang problematischsten Dokumente für den Präsidenten.»
Andererseits habe Trump schon viele Skandale überstanden. «Ob die Enthüllungen das Fass zum Überlaufen bringen, ist schwierig zu sagen.» Adorf forscht an der Universität Bonn zur Republikanischen Partei, die sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend radikalisiert habe.
Aus seiner Partei erhält Trump vorwiegend Rückendeckung. Exponenten der Republikaner lesen die Mails so: Trump wird darin kein Missbrauch vorgeworfen. Stattdessen zeigen sie, dass er Druck auf Epstein ausgeübt habe, nicht weiter junge Frauen aus seinem Strand-Klub in Mar-a-Lago abzuwerben.
Republikaner gehen in Gegenoffensive
Trumps Parteikollegen und rechte Influencer zweifeln auch die Integrität des Journalisten Michael Wolff an, der brisante Mails mit Epstein austauschte. Sie argumentieren, dass Epstein nur das geschrieben habe, was Wolff hören wollte.
Die Faktenlage ist nebulös, die Sicht getrübt. Trump selbst nährte im Präsidentschaftswahlkampf Verschwörungstheorien, wonach die Regierung die Reichen und Mächtigen schützt.
Es geht darum, unliebsame Meldungen mit einer Flut an neuen Nachrichten wegzuspülen.
Nun stecken er und seine Partei in der Zwickmühle. Das «Wall Street Journal» kommentiert: «Die Republikaner wollen sich nicht mit dem Teil der MAGA-Basis anlegen, der glaubt, alles sei eine Verschwörung des ‹Deep State›».
Laut Adorf wollen die Demokraten die Gunst der Stunde nutzen – und einen Keil in die Republikanische Partei treiben: «Nicht nur auf Ebene der Abgeordneten, sondern auch mit Blick auf die Wählerschaft», sagt Adorf.
Das Ziel sei dabei nicht einmal, Trump-Wähler ins eigene Lager zu holen. Sie sollen sich ganz einfach von ihm abwenden und bei den Zwischenwahlen 2026 der Urne fernbleiben.
«Die Welt mit Mist fluten»
Die Republikaner haben postwendend zigtausende Seiten Mail-Verkehr aus den «Epstein-Akten» veröffentlicht. Eine erprobte Strategie, erklärt Adorf. «Es geht darum, unliebsame Meldungen mit einer Flut an neuen Nachrichten wegzuspülen.»
Die Epstein-Affäre könnte schon bald die nächste Eskalationsstufe erreichen. Dann nämlich, wenn das Repräsentantenhaus für eine Offenlegung sämtlicher «Epstein-Files» stimmen sollte.
Dann würde der Ball beim Senat liegen. Eine Mehrheit in der kleinen Kammer des Kongresses hält Adorf jedoch für «sehr unwahrscheinlich». Und: Am Ende müsste Trump der Veröffentlichung zustimmen. Ein Veto dürfte bei seiner Basis schlecht ankommen.