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Mit zwölf Jahren Verspätung Finnland schreibt Energiegeschichte: Neuer Atomreaktor am Netz

  • Während in Deutschland die letzten Atomkraftwerke vom Netz genommen wurden, hat in Finnland ein neuer Reaktor mit etlichen Jahren Verspätung seinen regulären Betrieb aufgenommen.
  • Der Reaktor Olkiluoto 3 mit einer Leistung von 1600 Megawatt soll künftig 14 Prozent der Stromproduktion im ganzen Land abdecken.
  • Finnland nimmt damit das erste neue Atomkraftwerk in der EU seit Jahrzehnten in Betrieb. 

«Die Produktion von Olkiluoto 3 stabilisiert den Strompreis und spielt eine wichtige Rolle bei der grünen Wende in Finnland», erklärte Jarmo Tanhua, Chef der Betreibergesellschaft TVO. Der dritte Reaktor im Atomkraftwerk Olkiluoto an der finnischen Westküste wurde von dem deutsch-französischen Konsortium Areva-Siemens errichtet und hätte ursprünglich bereits 2009 ans Netz gehen sollen. Es war aber immer wieder zu Verzögerungen gekommen, zuletzt etwa wegen der Reparatur von Schäden. Aber auch gestiegene Baukosten hatten den Prozess belastet.

Im Dezember 2021 war der Reaktor mit mehr als einem Jahrzehnt Verspätung in Gang gesetzt worden. Ein Jahr später hätte Olkiluoto 3 eigentlich die reguläre Stromproduktion aufnehmen sollen. Stattdessen startete diese am Sonntag. Der neue Reaktor soll laut Betreiber mindestens 60 Jahre lang Energie produzieren können.

Der Kernreaktor Olkiluoto 3
Legende: Der Kernreaktor Olkiluoto 3 an der finnischen Westküste. imago images/ZUMA Wire

Finnland setzt unter anderem auf Atomkraft, um Energieimporte aus Russland zu ersetzen. Zusammen decken die drei Olkiluoto-Reaktoren laut TVO künftig 30 Prozent der Stromproduktion in Finnland ab. Neben Olkiluoto gibt es ein weiteres Kraftwerk mit zwei Reaktoren, Loviisa.

Deutschland nimmt letzte AKW von Netz

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Deutschland hat in der Nacht auf Sonntag die letzten drei Atomkraftwerke vom Netz genommen. Als erstes wurde nach Angaben der Betreiber im Meiler Emsland die Verbindung zum Netz getrennt. Es folgten Isar 2 und als letztes Neckarwestheim 2.

Vor gut 62 Jahren war Deutschlands erstes Atomkraftwerk im unterfränkischen Kahl in den kommerziellen Betrieb gegangen. Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 setzte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den endgültigen Ausstieg aus der Technologie in Deutschland durch. Eigentlich hätten die Meiler demnach schon Ende vergangenen Jahres vom Netz gehen sollen.

Wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine entschied die Ampelkoalition ihres Nachfolgers Olaf Scholz (SPD) nach wochenlanger Diskussion im Herbst jedoch, die drei Meiler über den Winter bis Mitte April weiterlaufen zu lassen.

Echo der Zeit, 15.04.2023, 18:00 Uhr ; 

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