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Morde in der Ukraine Die Regierung schaut lieber weg

Ekaterina Gandsjuk war eine mutige, eine leidenschaftliche Aktivistin. Sie arbeitete als Beraterin für den Bürgermeister von Cherson, einer Grossstadt in der Südukraine. Doch obwohl sie selber nah an der Macht war, ging sie keine Kumpanei ein mit anderen Mächtigen.

Säureanschlag auf Aktivistin in der Ukraine

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Die bekannte ukrainische Korruptionsbekämpferin Jekatarina Gandsjuk ist drei Monate nach einem Säureanschlag ihren Verletzungen erlegen. Präsident Petro Poroschenko bestätigte vergangenes Wochenende den Tod von Jekaterina Gandsjuk in einem Krankenhaus in Kiew. Er forderte die Polizei auf, alles für eine Aufklärung des Falls zu tun.

«Warum ermutigen wir Menschen zu sozialem Engagement, wenn wir sie dann nicht schützen?», fragte Gandsjuk selber in einer Videobotschaft wenige Wochen vor ihrem Tod.

Gandsjuk kritisierte unermüdlich die örtliche Polizei als korrupt. Sie nannte Namen, sie klagte an. Die junge Frau tat das, was ukrainische Politiker stets beschwören: Sie kämpfte gegen Korruption und Vetternwirtschaft.

Hintermänner sind noch nicht bekannt

Ihr Tod erschüttert die Ukraine. Die Polizei hat mehrere Verdächtige identifiziert. Sie sollen für den Angriff auf Gandsjuk verantwortlich sein. Aber die Hintermänner sind immer noch unbekannt und viele Aktivisten in der Ukraine befürchten, dass das so bleibt.

In dem Land ist es in den vergangenen Monaten zu einer ganzen Reihe von Attacken gekommen auf aktive Bürger. Wer sich gegen Korruption und alte Seilschaften einsetzt, lebt gefährlich. In Odessa etwa wurde der Aktivist Oleg Michailik angeschossen, im westukrainischen Tschernivzi verprügelten Unbekannte Valeri Airini, auch er ein Anti-Korruptions-Aktivist.

Ermittlungen ergeben meist nichts

Die Ermittlungen verlaufen bei solchen Verbrechen meist im Sand. Entweder, weil der Sicherheitsapparat unfähig ist, oder, noch schlimmer: Weil Polizei und Täter gemeinsame Sache machen. Deswegen bleibt oft auch unklar, was der Hintergrund der Attacken ist. Geht es um Politik? Oder verteidigen hier kriminelle Seilschaften ihre Pfründen?

Bald ist es fünf Jahre her seit dem Volksaufstand auf dem Kiewer Maidan. Die Ukrainer verjagten damals ihren korrupten Präsidenten und wollten aufbrechen nach Europa.

Die Bilanz ist ernüchternd. Im benachbarten Russland kommt es auch immer wieder zu Angriffen auf unbequeme Bürger. Dort eher, weil der Staat zu stark ist. Er duldet keinen Widerspruch.

Ukrainische Regierung schaut weg

Die Gewaltwelle in der Ukraine hat einen anderen Ursprung: Hier ist der Staat zu schwach. Er kann sein Gewaltmonopol nicht durchsetzen. In den Provinzen herrschen Lokalfürsten. Sie schalten und walten wie sie wollen. Die Regierung in Kiew scheint machtlos und zynisch. Sie schaut lieber weg, als sich mit kriminellen Strukturen im eigenen Staatsapparat anzulegen.

Die getötete Ekaterina Gandsjuk hat unter anderem genau dies angeprangert. Sie kritisierte die Polizei, weil sie eine Attacke auf einen Journalisten in Cherson nicht aufklärte. Jetzt ist sie tot.

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