Roms Bürgermeister Roberto Gualtieri lobte die italienische Ingenieurskunst. Er untermauerte sein Lob mit Zahlen: die beiden neuen U-Bahnhöfe am Kolosseum und bei der Porta Metronia verfügen über insgesamt 35 Rolltreppen und 15 Aufzüge. Ihre Geleise liegen 32 beziehungsweise 30 Meter unter dem Boden.
Der Bürgermeister, über dessen Brust sich die grün-weiss-rote Schärpe spannt, sprach von einer grossen Errungenschaft für die Ewige Stadt.
Eine antike Kaserne gefunden
«Als wir vor 10 Jahren damit begannen, in die Tiefe zu graben, stiessen wir sofort auf antike Mauern», erzählt Archäologin Flavia Failli. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen fanden bei den Grabungen eine Militärkaserne aus römisch-antiker Zeit, mit den Schlafsälen der Soldaten und der Villa des Kommandanten.
Weil man fast überall im Römer Untergrund auf wertvolle Fundstücke stossen kann, muss sehr behutsam gegraben werden. Failli und andere Archäologen waren immer anwesend. Auf diese Weise bargen sie zahlreiche antike Gegenstände. Zum Beispiel Mosaike (sie stammen aus der Villa des Kommandanten), Fresken, Amphoren, Reste einer antiken Sauna, Schmuck, Skulpturen.
Neue Stationen sind auch Museen
Viele dieser Fundstücke sind in den beiden eben eröffneten U-Bahnstationen ausgestellt. Sie sind darum auch Museen – günstige, denn sie kosten nur 1.50 Euro Eintritt. So viel bezahlt man in Rom für ein U-Bahnticket.
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Bild 1 von 2. Die Metrostation Porta Metronia (hier der Eingang) ist in einem funktionalistischen Stil gebaut. Bildquelle: SRF/Franco Battel.
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Bild 2 von 2. Die beiden neuen U-Bahnstationen – hier unter dem Kolosseum – verfügen über insgesamt 35 Rolltreppen und 15 Aufzüge. Bildquelle: SRF/Franco Battel.
Mit dem öffentlichen Verkehr ist es in der Ewigen Stadt so eine Sache. Die erste Römer U-Bahnlinie eröffnete man erst in den 1950er Jahren. Fast 100 Jahre, nachdem in London die erste Metro in Betrieb gegangen war.
Wenig Metro, viele Busse
Noch heute hat Rom mit seinen etwa 3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern nur drei U-Bahnlinien. In Rom dominieren weiter Autos und Busse, die aber im dichten Verkehr oft stecken bleiben.
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Bild 1 von 3. Unter dem Kolosseum stiess man auf die Reste einer römischen Sauna, die nun in der U-Bahnstation ausgestellt sind. Bildquelle: SRF/Franco Battel.
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Bild 2 von 3. In den Gängen der neuen U-Bahnstation sind zahlreiche antike Fundstücke zu sehen. Bildquelle: SRF/Franco Battel.
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Bild 3 von 3. Unter dem Kolosseum ist ein antiker Brunnen mit Amphoren entdeckt worden. Bildquelle: SRF/Franco Battel.
Bürgermeister Roberto Gualtieri will darum schnell weitere U-Bahnabschnitte bauen lassen. Nicht weit von der Station unter dem Kolosseum entfernt entsteht schon der nächste U-Bahnhof, mitten im Stadtzentrum, unter der Piazza Venezia. Dort ist man in eine rekordverdächtige Tiefe vorgestossen, erklärt Ingenieur Valerio Foti: «Die Verankerung der neuen Metrostation unter der Piazza Venezia befindet sich 85 Meter unter der Erdoberfläche.»
Ehrgeizige Ausbaupläne
Die Ingenieure müssen so tief graben, damit der Tunnel unter den archäologisch relevanten Schichten verläuft. Nur so kommen nicht bei jedem Meter, den man gräbt, neue Altertümer ans Tageslicht. Doch bei den Stationen muss man, für die Auf- und Abgänge, die archäologische Schicht durchstossen und Fundstücke sichern.
Der Aufwand und Kosten dafür sind enorm: «Es ist, als müssten wir das monumentale Denkmal für den ehemaligen König Viktor Emanuel an der Piazza Venezia noch einmal erbauen, aber nicht nach oben, sondern ins Erdinnere hinein.»
Damit nicht genug: Die neue U-Bahnstrecke soll die ganze Römer Innenstadt und den Tiber unterqueren, um dann unter der Engelsburg durch in die nördlichen Aussenquartiere weiterzuführen. Aus diesem Grund werden in der Römer Innenstadt während weiterer 10 bis 20 Jahre grosse Baustellen zu sehen sein.