China rief die USA und Nordkorea am Tag nach dem geplatzten Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un dazu auf, den Dialog weiterzuführen. Ein Sprecher des chinesischen Aussenministeriums sagte, die beiden Seiten müssten sich in der Mitte treffen. Man hoffe, dass die Gespräche weitergingen.
«China nimmt in den Verhandlungen eine wichtige Rolle ein», sagt der chinesische Nordkorea-Experte Lü Chao. Lü leitet die Abteilung für Nordkorea-Studien am Sozialwissenschaftlichen Institut in Liaoning.
Peking will politische Einigung
So habe China etwa auch dieses Mal sichergestellt, dass Kim Jong-un und dessen Delegation zum Gipfel reisen konnten: «Noch nie konnte ein ausländischer Regierungschef quer mit dem Zug durch China fahren. Auch dies zeigt, dass China hier hilfreich ist.»
Eine politische Einigung zwischen den USA und Nordkorea sei der einzige Weg, hiess es von Chinas Regierung. Denn zu einer Rückkehr zu gegenseitigen Kriegsdrohungen zwischen Kim und Trump – wie noch vor zwei Jahren – hat Chinas Regierung kein Interesse.
Es darf auf der koreanischen Halbinsel nicht zum Chaos kommen.
«Die Nordkorea-Frage hat mit der Sicherheitslage in Chinas direkter Nachbarschaft zu tun», betont Lü. Deshalb sei China auch klar für eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel. Wichtig sei, dass das Problem auf friedliche Weise gelöst werde. «Es darf nicht zum Chaos kommen.»
China ist also gegen ein militärisches Eingreifen der USA, dazu noch direkt an der eigenen Grenze. China will einerseits keine Kriegsrhetorik zwischen Trump und Kim sehen, andererseits betrachtet es eine allzu rasche Annäherung der beiden Seiten ebenfalls mit Skepsis.
China hofft auf Vorteil im Handelskonflikt
Dass es am Treffen zwischen Trump und Kim in Hanoi zu keiner Einigung kam, sei für China gar nicht so schlecht, sagt Steve Chung, Nordkorea-Experte an der Chinese University in Hongkong. China werde nun versuchen, das Thema Nordkorea zu nutzen, um mit den USA zu feilschen. Insbesondere da der Handelskonflikt mit den USA ja noch nicht gelöst sei.
«China hofft so womöglich, mehr Zugeständnisse von den USA zu bekommen, weil die USA wiederum auf Chinas Hilfe mit Nordkorea angewiesen sind.» Dies gilt insbesondere für die Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea – die wichtigste Trumpfkarte der USA. Schliesslich werden die Sanktionen bislang offiziell auch von China mitgetragen.
Trump braucht Pekings Druck auf Pjöngjang
China ist der mit Abstand grösste Handelspartner von Nordkorea, hat aber in der Vergangenheit die Sanktionen in der Praxis nicht immer gleich streng umgesetzt. «Trump wird deshalb weiterhin auf China angewiesen sein», sagt Chung. Washington brauche Peking, damit dieses den Druck auf Pjöngjang aufrecht erhalte, die Verhandlungen mit den USA weiterzuführen.