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Nach Iran-Karikaturen Charlie Hebdo verärgert Iran – Frankreich bleibt ruhig

Bitterböse und sehr, sehr anzüglich: In gewohnter Manier macht sich das französische Satiremagazin Charlie Hebdo in seiner aktuellen Ausgabe über das religiöse iranische Oberhaupt Ali Chamenei lustig. Iran bestellte daraufhin den französischen Botschafter ein und ordnete die Schliessung des Französischen Instituts für Forschung in Iran (IFRI) an. Teheran verurteilte die Karikaturen als «Beleidigung der Symbole der Souveränität und nationalen Werte».

Die Karikaturen des Anstosses

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Auf dem Titel der aktuellen Ausgabe von Charlie Hebdo ist eine grosse nackte Frau mit gespreizten Beinen zu sehen. Eine Reihe von Mullahs marschiert in die Vagina dieser Frau. Dazu der Titel: «Mullahs, geht dahin zurück, wo ihr hergekommen seid.» – «Das ist schon sehr heftig, auch für Charlie Hebdo», sagt Sabine Wachs, Journalistin in Paris. Ausserdem sind im Heft 30 Iran-kritische Karikaturen zu sehen, die aus aller Welt eingesandt wurden. «Viele wurden auch anonym eingereicht, wobei wir davon ausgehen können, dass sie vielleicht sogar auch aus Iran selbst kamen.»

«Gegen die Zeitung gab es Tausende Drohungen», sagt die freie Journalistin Sabine Wachs in Paris. Das offizielle Frankreich versuche indes, ruhig zu bleiben. «Frankreich will nicht weiter eskalieren, aber deutlich machen, für welche Werte Frankreich steht.»

Frankreich will nicht weiter eskalieren, aber deutlich machen, für welche Werte Frankreich steht.
Autor: Sabine Wachs Freie Journalistin in Paris

Und auch die Schliessung des Institutes vonseiten Irans werde in Frankreich eher als Symbolpolitik – wenn auch als harte – gesehen. Geäussert hat sich bisher Aussenministerin Catherine Colonna, allerdings nicht direkt zu den Charlie-Karikaturen. «Sie hat getwittert und klargestellt, in Frankreich gelte Pressefreiheit und davon scheine Iran keine Kenntnis zu haben», sagt Sabine Wachs.

Ein Stück Pressefreiheit

Für die Iran-Ausgabe hat der Charlie-Hebdo-Redaktionsleiter eigens einen Karikaturenwettbewerb ausgerufen. «Er wollte Karikaturen aus aller Welt von Chamenei haben», sagt Sabine Wachs. 300 Karikaturen wurden eingeschickt. «Charlie Hebdo hat schon im Dezember gesagt, man wolle die Menschen im Iran unterstützen.» Das Satiremagazin wolle die religiöse Führung in Iran anprangern, welche die Pressefreiheit mit Füssen trete.

Veröffentlicht hat Charlie Hebdo die Sonderausgabe genau acht Jahre nach dem islamistischen Terroranschlag auf die Redaktion. Damals hatte das Magazin Karikaturen über den Propheten Mohammed publiziert.

Charlie Hebdo und Iran

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Charlie Hebdos Geschichte ist eng mit den Geschehnissen in Iran verbunden. «Denn die ersten Karikaturen gegen das Regime in Teheran hat Charlie Hebdo Anfang der 90er-Jahre veröffentlicht, als Teheran eine Fatwa gegen den Autor Salman Rushdie ausgesprochen hat», so die Journalistin Sabine Wachs in Paris. «Der Redaktionsleiter sagt, hätte man diese Karikaturen damals nicht veröffentlicht, dann hätte man vielleicht auch knapp 20 Jahre später nicht den Mut gehabt, die Mohammed-Karikaturen zu veröffentlichen.»

Immer wieder verspottet Charlie Hebdo iranische Politiker. Das Magazin wurde deshalb bereits von der Islamischen Republik auf eine Sanktionsliste gesetzt.

Gegenmassnahmen von französischer Seite seien erst mal nicht zu erwarten, sagt Wachs, denn Frankreich sehe die Kontroverse nicht als Konflikt zwischen zwei Regierungen respektive zwei Staaten an. «Charlie Hebdo – und das hat die Aussenministerin immer wieder sehr deutlich gemacht – ist eben eine freie Satirezeitschrift und unabhängig von der Regierung.»

Weitere Strapazierung der iranisch-französischen Beziehung

Die Beziehungen zwischen Iran und Frankreich seien schon seit längerem schlecht, sagt die Korrespondentin. «Seit Beginn der Proteste hat sich Frankreich und auch Präsident Macron klar positioniert und das Vorgehen Irans gegen die Demonstranten scharf verurteilt.»

Mitte November hatte Macron in Paris eine Delegation von vier iranischen Aktivisten und Aktivistinnen empfangen, am Rande des Forums für den Frieden, das jedes Jahr auf Macrons Initiative in Paris stattfindet. «Macron hat diese Menschen damals ermutigt, ihre Revolution weiter voranzutreiben, und hat ihnen seinen Respekt für ihr Vorgehen gegen das Regime ausgesprochen. Und das hat für sehr harsche Reaktionen in Teheran gesorgt. ‹Bedauerlich› und ‹beschämend› nannte das Regime in Teheran die Worte von Emmanuel Macron.»

Diese Charlie-Hebdo-Karikaturen und diese neue Ausgabe setzen dem noch eins drauf.
Autor: Sabine Wachs Journalistin in Paris

Zudem seien in Iran nach Angaben des französischen Aussenministeriums auch mehrere französische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in Haft, deren sofortige Freilassung Frankreich fordert. Teheran äussert sich dazu bisher nicht. «Das heisst, die Beziehungen zwischen Teheran und Frankreich sind schon sehr, sehr angespannt. Und natürlich: Diese Charlie-Hebdo-Karikaturen und diese neue Ausgabe setzen dem noch eins drauf.»

Ali Chamenei sitzt vor Mikrophonen
Legende: Charlie Hebdo verhöhnt das religiöse Oberhaupt Irans, Ali Chamenei. Archiv/Keystone/Büro des iranischen Obersten Führers via AP

SRF4 News, 6.1.2023, 12:45 Uhr ; 

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