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Nach Militärputsch im Sudan Der Aufstand ist noch nicht vorbei

Nach Absetzung des Langzeitpräsidenten haben erneut Tausende die Nacht auf der Strasse verbracht – trotz Ausgangssperre.

In der Nacht auf heute ging der Sitzstreik vor dem Armeehauptquartier in Khartum weiter. Auch die 50-jährige Akademikerin Ghada Kadoda war dort. «Die Leute hinter mir singen Sprechchöre», erzählt sie am Abend am Telefon. «Sie werden den Ort nicht verlassen, sagen sie, denn es wurde nur eine schlechte Person durch eine noch üblere ersetzt.»

Am späten Abend wurde der bisherige Verteidigungsminister und Vizepräsident Ahmed Awad Ibn Auf als Chef des neu etablierten Übergangsmilitärrates vereidigt. Der Militärrat will den Sudan zwei Jahre lang regieren und danach Wahlen durchführen lassen. Der Chef des Militärrates Ibn Auf war über Jahre einer der engsten Verbündeten von Präsident Omar al-Baschir, welcher den Sudan fast dreissig Jahre lang regiert hatte.

Frau mit aufgemalter sudanesischer Flagge auf der Wange
Legende: Auf der ganzen Welt forderten Sudanesinnen und Sudanesen den Rücktritt von al-Baschir. Und der Protest geht weiter. Imago

Deswegen repräsentiert er für die Protestierenden nicht den Wandel und das Ende des Regimes, für das sie monatelang demonstriert hatten. «Wir sind seit Dezember auf der Strasse. Wir werden nicht aufgeben» sagt Ghada Kadoda. Nicht aufgeben, bis eine zivile Regierung die Macht im Staat übernimmt.

So fordert es auch die Sudanese Professionals Association, eine Art Dachverband von Gewerkschaften, der die Proteste jeweils organisiert hatte. Er rief das Volk auf, nicht von der Strasse zu weichen. In der Nacht hat das Militär nicht systematisch durchgegriffen gegen die Leute auf der Strasse – trotz Ausgangssperre. Bleibt abzuwarten, wie sich die Lage über die nächsten Tage entwickelt.

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