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Nach Pager-Anschlägen Hisbollah-Anführer Nasrallah spricht von «Kriegserklärung»

Der Chef der Schiiten-Organisation wirft Israel Völkermord und ein Massaker vor. Vergeltung werde nicht ausbleiben.

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hat Israel nach den offensichtlich koordinierten Angriffen auf technische Geräte der Schiiten-Organisation versuchten «Völkermord» und ein «Massaker» vorgeworfen.

«Innerhalb von zwei Tagen und binnen einer Minute pro Tag hat Israel darauf abgezielt, mehr als 5000 Menschen zu töten», sagte der Generalsekretär bei einer im Fernsehen übertragenen Rede. «Dieser kriminelle Akt kommt einer Kriegserklärung gleich.» Israel habe alle roten Linien überschritten. 

Wann kommt die Vergeltung?

«Die Bestrafung wird kommen», sagte Nasrallah. Wann, wo und wie werde man sehen, wenn der Zeitpunkt gekommen sei. Fakt ist: Nasrallah erwähnte in seiner Rede mehrmals den 7. Oktober – dann jährt sich das Massaker der Hamas an der israelischen Bevölkerung.

«Es dauert jeweils meist sowieso einige Zeit, bis die Hisbollah Vergeltungsschläge verübt», sagt SRF-Nahostkorrespondent Thomas Gutersohn.

Einschätzung von Thomas Gutersohn:

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Nasrallah gab sich in seiner Rede betont gelassen. Er hat sich diesmal nicht in eine Hysterie geredet, wie nach der Tötung Fuad Shukrs, eines hochrangigen Hisbollah-Kommandanten, vor einigen Wochen in Beirut. Vielmehr versuchte Nasrallah, staatsmännisch aufzutreten und zum Ausdruck zu bringen, dass ihn die Pager-Anschläge nicht aus dem Konzept bringen werden.

Interessant ist auch, dass es diesmal während der Rede Nasrallahs keine Massenversammlungen in den Hisbollah-Hochburgen Libanons gab, bei denen seine Anhänger zu Hunderten die Rede am TV mitverfolgten. Es ist dies wohl ein Zeichen, dass sich die Hisbollah weniger sicher fühlt als auch schon – und ihr Sicherheitsdispositiv entsprechend angepasst hat.

Nasrallah gab aber auch zu, dass seine Hisbollah einen schweren Schlag erlitten habe. Er sei «in der Geschichte unseres Widerstands und vielleicht in der Geschichte des Konflikts mit dem Feind beispiellos.»

Doch er machte auch klar, dass der Schlag die Hisbollah nicht in die Knie zwingen werde. Man sei jetzt noch entschlossener als zuvor, «die Feinde zu bekämpfen».

Hisbollah-Chef gibt sich staatsmännisch

Nasrallah wandte sich auch direkt an Israel, das mit grösster Wahrscheinlichkeit hinter den Pager-Anschlägen steckt. Man werde verhindern, dass die Menschen in den Norden Israels zurückkehren könnten. Dies deutet darauf hin, dass die Hisbollah weiterhin den Norden von Israel bombardieren wird.

«Das tönt nach einem Weiter-wie-bisher: eine Weiterführung der ständigen Raketenangriffe auf Israel», sagt Korrespondent Gutersohn.

Der Hisbollah-Chef gab sich aber auch kriegsbereit, falls Israel mit Soldaten einmarschieren sollte. «Dies würde für sie zu einer Falle», betonte Nasrallah.

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Echo der Zeit, 19.9.2024, 18:00 Uhr ; 

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